Wenn der Lärmaktionsplan durchgeht, wird in der Rielingshäuser Straße eine weitere Geschwindigkeitsbegrenzung kommen. Foto: Archiv (KS-Images.de)

Der Steinheimer Gemeinderat will über den Lärmaktionsplan eine Temporeduzierung auf den Ortsdurchfahrten erreichen. Der Beschluss dazu fällt unerwartet knapp aus.

Steinheim - Die Ortschaftsräte in Kleinbottwar und Höpfigheim hatten sich klar positioniert und sich deutlich für den Entwurf zum neuen Lärmaktionsplan ausgesprochen, in dem als einschneidendste Maßnahme Tempo 30 auf den Ortsdurchfahrten empfohlen wird. Man hätte also annehmen können, das der Beschluss im Steinheimer Gesamtgremium dazu kaum mehr als eine Formalie wird. Doch weit gefehlt. Einige Räte machten ein Fragezeichen hinter die Sinnhaftigkeit des Ziels, dass Autofahrer den Fuß bei 30 und nicht erst bei 40 Sachen wie aktuell auf den meisten Durchgangsstraßen vom Gas nehmen sollen. Den Grünen gingen die Vorschläge hingegen nicht weit genug, sie machten sich für eine Ausweitung der 30er-Zonen stark. Am Ende wurde das von den Planern ausgearbeitete Paket aber doch bei 13 Ja- und neun Gegenstimmen abgesegnet.

Konkret bedeutet das, dass die Stadt für die Ortsdurchfahrt in Kleinbottwar eine Absenkung des Maximaltempos von 40 auf 30 und für die Durchgangsstraße in Höpfigheim eine Reduzierung von 50 auf 30 Sachen anregt. In Steinheim soll künftig 30 statt 40 auf der Ludwigsburger Straße/Marktstraße/Rielingshäuser Straße bis zum Ortsende gelten. Das Gleiche wird für die Ludwigsburger Straße/Kleinbottwarer Straße bis zum Ortsende angestrebt. Außerdem will man auf der Höpfigheimer Straße zwischen Murrer Straße und Karlstraße die zulässige Höchstgeschwindigkeit von derzeit 50 auf 30 Kilometer pro Stunde drosseln.

Grüne brechen Lanze für Ausweitung des Gebiets
Letzteres war nach dem Geschmack von Rainer Breimaier von den Grünen ein zu kurzer Abschnitt. Er brach eine Lanze für die Ausweitung des Geltungsbereichs bis auf Höhe des Autohauses Wilfing. Zwar seien hier nur wenige Haushalte über Gebühr mit Lärm belastet. Doch auch diese Anwohner müsse man schützen. Für einen entsprechenden Antrag fanden die Grünen jedoch keine Mehrheit in der Runde. Zwölf Räte sperrten sich gegen das Ansinnen, zehn hielten den Vorstoß für eine gute Idee.

Mit dem knappsten aller möglichen Ergebnisse, einem Patt, wurde auch ein zweiter Antrag der Grünen abgelehnt. Sie hatten erneut in Person von Rainer Breimaier dafür plädiert, auf der Murrer Straße ebenfalls Tempo 30 einzuführen. Im Entwurf zum Lärmaktionsplan ist das nicht vorgesehen. Stattdessen soll die Geräuschkulisse hier mittelfristig über einen Flüsterasphalt minimiert werden. Von einer Geschwindigkeitsreduzierung raten die Fachplaner ab, weil der Verkehr dann in die angrenzenden Wohngebiete, speziell die Riedstraße, auszuweichen drohe. Ein Argument, das Breimaier nicht einleuchtete. Die Route über die Riedstraße sei nicht schneller, meinte er. „Wir sehen keinen Grund für eine Ungleichbehandlung der Murrer Straße“, betonte er – konnte aber hinter seinem Standpunkt nicht genügend Befürworter versammeln.

Tempo 40 hat ebenfalls Anhänger
Eher Schwierigkeiten mit Tempo 30 auf den Ortsdurchfahrten hatte indes Uwe Löder von der CDU. „Ich bin prinzipiell eher ein Freund von 40“, sagte er und verwies auf Studien, wonach bei dieser Geschwindigkeit die Umweltbelastung geringer sei. Und in Höpfigheim stelle der Lärm, der von der Autobahn herangetragen wird, eine größere Belastung als die Fahrzeuge im Ort dar. Sein Fraktionskollege Jürgen Weis meinte zudem, dass Tempo 40 ein guter Kompromiss auf der Rielingshäuser Straße gewesen sei. Er habe auch noch keine negative Rückmeldungen dazu erhalten. Timo Renz von den Freien Wählern haderte zudem damit, dass die Lärmpegel nur berechnet würden, es aber keine Messungen vor Ort gebe. Deshalb könne er dem Entwurf nicht zustimmen.

Gutrun Bentele vom zuständigen Fachbüro Kurz und Fischer betonte jedoch, dass man mit Messungen lediglich Momentaufnahmen erhalte und nur die Berechnungen anerkannt würden. Was die Emissionen anbelangt, sei die allgemeine Meinung der Verkehrsbehörden, dass ein niedrigeres Tempo besser für die Luftreinhaltung sei. Bei den von Jürgen Weis angesprochenem Kompromiss von aktuell 40 Kilometern pro Stunde sei klar gewesen, dass das nur als Zwischenschritt auf dem Weg zu Tempo 30 gelten solle. Und gegen den von Uwe Löder ins Feld geführten Lärm von der Autobahn in Höpfigheim habe man leider weniger Handhabe als gegen die Belastungen auf der Ortsdurchfahrt.

Annette Grimm von der SPD hatte an diesen Argumenten und dem Entwurf wie die Mehrheit des Gemeinderats unterm Strich nichts auszusetzen. „Wir stimmen dem zu. Es geht um die Gesundheit und um die Lärmbelästigung, die eine Beeinträchtigung ist“, sagte sie.