Mit einem Messgerät wie diesem ist im Sommer 2012 in Oberaichen Fluglärm gemessen worden. Die Grenzwerte wurden dabei unterschritten. Foto: Archiv Norbert J. Leven

Der Lärmaktionsplan für den Flughafen lässt noch bis zur Jahresmitte auf sich warten.

Filder - Eigentlich, so war es im vergangenen Jahr vorgesehen, sollte der seit langem erwartete Lärmaktionsplan für den auf den Fildern beheimateten Landesflughafen in diesem Monat fertig gestellt und präsentiert werden. Den Termin hat das Regierungspräsidium Stuttgart (RP) jedoch aufgeben müssen. Zu umfangreich und differenziert sind offenbar die Stellungnahmen, die nach der öffentlichen Präsentation des Werks im Frühsommer des vergangenen Jahres auf den Tisch der Behörde geflattert sind. Den endgültigen Plan wolle man „bis zum Sommer 2013“ bekannt machen, sagt der RP-Sprecher Clemens Homoth-Kuhs jetzt auf Anfrage unserer Zeitung.

Insgesamt seien Stellungnahmen von mehr als 500 Privatpersonen, Verbänden, Bürgerinitiativen und Kommunen eingegangen. Zur Verspätung beigetragen hat offenbar auch die Landeshauptstadt Stuttgart, die ihre Anmerkungen erst im Dezember an der Vaihinger Ruppmannstraße abgegeben hat.

Einwender bekommen Post vom RP

Die Eingaben betreffen Homoth-Kuhs zufolge im Wesentlichen die Themenkomplexe Nachtflugbeschränkungen, Flugrouten, Start- und Landeverfahren, Bodenlärm und ökonomische Anreize zur Lärmminderung. Dazu haben die Deutsche Flugsicherung (DFS) und die Flughafen Stuttgart GmbH (FSG) inzwischen Stellung genommen. Alle Einwender sollen demnächst Post vom RP bekommen. In diesem inhaltsgleichen Schreiben werde man die Eingaben und die Antworten von DFS und FSG zusammenfassen. Man werde auch darstellen, „inwieweit Vorschläge realisierbar sind oder nicht“, kündigt Homoth-Kuhs an.

Auf diesen Brief sind beispielsweise die Mitglieder der in Leinfelden-Echterdingen und im Stuttgarter Stadtbezirk Vaihingen ortsübergreifend tätigen Fluglärminitiative gespannt. Sie hatte im vergangenen Jahr bei mehreren sogenannten Fluglärm-Stammtischen eine schließlich 18 Punkte umfassende Stellungnahme erarbeitet und unter anderem gefordert, dass im Lärmaktionsplan eine „ununterbrochene Nachtruhe von acht Stunden“ festgeschrieben werden solle – und zwar einschließlich Propellermaschinen, Kleinflugzeugen und Hubschraubern.

„Lebensqualität erhalten“

„Wir wollen danach schauen, wie die Lebensqualität der Menschen, die im Flughafen-Umfeld leben, erhalten werden kann“, sagt Claudia Moosmann, eine Mitinitiatorin des Fluglärm-Stammtischs. Sie ist mittlerweile von der Schutzgemeinschaft Filder als ordentliches Mitglied in die Fluglärmkommission entsandt worden.

Ergebnisse einer Fluglärmmessung in den Monaten Juli und August an einem von der Initiative benannten Standort in Oberaichen bewertet Moosmann anders als etwa die FSG. Herausgekommen war dabei nach übereinstimmender Darstellung, dass an diesem Messpunkt die Grenzwerte eingehalten werden. Für Volkmar Krämer, den Pressesprecher der FSG, folgt daraus die Erkenntnis: „Wenn ich ein Flugzeug höre, ist es nicht automatisch zu laut.“

Bittere Erkenntnis

Moosmann gesteht zu, dass man damit keine Handhabe gegen den Flugbetrieb habe. Ihre Enttäuschung hält sich trotzdem in Grenzen, denn mit der Messung habe man einen Nachweis trotzdem erbringen können: „Seit im Jahr 2008 die neuen Zwangsüberflugpunkte eingeführt wurden, ist es in Oberaichen um drei Dezibel lauter als noch im Jahr 2001.“ Welche Konsequenzen sich daraus ergeben, bleibt offen. „Fluglärm gibt es erst ab 60 Dezibel“, hat die Aktivistin lernen müssen. Für betroffene Bürger in Oberaichen und im benachbarten Rohr sei diese Erkenntnis natürlich bitter. Trotz der Messergebnisse hat die Initiative in ihrer Stellungnahme zum Lärmaktionsplan die Rücknahme des sogenannten Drehpunkts DS050 und die Aufhebung einer Geschwindigkeitsbegrenzung für Starts nach Westen gefordert.

Ob diese Forderungen Aussicht auf Umsetzung haben, wird sich in der bevorstehenden zweiten Anhörungsrunde zum Lärmaktionsplan für den Flughafen zeigen. „Inhaltlich kann ich noch nichts zu geplanten Maßnahmen sagen. Die Diskussion darüber wird im ersten Quartal geführt“, kündigt Homoth-Kuhs für das RP an. Der endgültige Planentwurf müsse dann noch eine zweite Stufe der Öffentlichkeitsbeteiligung durchlaufen. Gültig werden könne der Lärmaktionsplan dann „bis zum Sommer“.