Blitzer sollen Raser auf der Theodor-Heuss-Straße stoppen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Ein Anwohner lädt die Bezirksbeiräte zu sich zum Weintrinken im Hospitalviertel ein. Sie sollen den Lärm getunter Motoren von der Theodor-Heuss-Straße hören. Die Bezirkschefin nimmt die Schilderungen ernst.

S-Mitte - Der Mann machte den Lokalpolitikern ein charmantes Angebot: Er lade jeden dazu ein, mit ihm samstags spät abends ein Glas Wein in seiner Wohnung im Hospitalviertel zu trinken, sagte er in den für die Anliegen der Bürger reservierten ersten fünf Minuten der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats Mitte.

Allerdings wies er darauf hin, dass Weintrinken zu später Stunde an Samstagen bei ihm zu Hause kein all zu großer Genuss sei. Denn dann heulten die Motoren auf der nahe gelegenen Theodor-Heuss-Straße auf. „Die liefern sich da Rennen in der Nacht und das ist so laut, dass wir im Hospitalhof keine Ruhe finden“, sagte der Anwohner zu den Bezirksbeiräten. Für ihn hörten sich die Geräusche nach manipulierten Motoren an, wie sie in der Autotuningszene üblich seien, schilderte er.

Fahrer manipulieren Motoren

Fahrzeugeigenschaften werden beim Motorentuning verändert, um zum Beispiel höhere Geschwindigkeiten zu erzielen. Viele der in der Szene üblichen Modifikationen können bei Kontrollen dazu führen, dass der Besitzer die Betriebserlaubnis für sein Fahrzeug verliert. Der Anwohner beklagte auch in anderer Form rücksichtsloses Verhalten von Besuchern der Partymeile Theodor-Heuss-Straße. Einige würden Gehwege so zuparken, dass Fußgänger auf die Fahrbahn ausweichen müssten, berichtete er den Bezirksbeiräten. „Es ist für mich ein Wunder, dass da noch nichts Schlimmes passiert ist“, sagte der Mann. Er bat die Bezirksbeiräte darum, sich für stärkere Kontrollen an der Theodor-Heuss-Straße und im Hospitalviertel einzusetzen.

Die Theodor-Heuss-Straße sei aus Sicht der Polizei bereits einer der am stärksten überwachten Punkte in der Innenstadt, betont ein Sprecher der Polizei. Er verweist auf Streifen, die regelmäßig an der Partymeile patrouillierten und auch Fahrzeuge kontrollierten. Außerdem habe die Stadt Blitzer installiert, die Geschwindigkeitsübertretungen zu einer teuren Angelegenheit machten, sagt er. „Dass es regelrechte Autorennen an der Theodor-Heuss-Straße gibt, dafür sehen wir keinen Anhaltspunkt“, betont der Sprecher.

Möglich sei dagegen, dass einzelne Fahrer ihre Motoren aufheulen ließen. „Sicher, Poser gibt es genug auf der Theo“, sagt der Polizeisprecher. „Posern“, also den mit dem englischen Wort für Angeber beschriebenen Ruhestörern, sei schwer das Handwerk zu legen, sagt der Sprecher. „Die lassen es krachen und dann sind sie auch schon wieder weg“, sagt er.

Polizei verweist auf Blitzer

Sollten Anwohner allerdings ein Fahrzeug beobachten, das immer wieder mit aufheulendem Motor Kreise ziehe, lohne sich ein Anruf bei der Polizei. Das gelte auch für alle anderen Regelverstöße etwa beim Parken, meint der Polizeisprecher.

Bezirkschefin sorgt sich um Hospitalviertel

Die Bezirkschefin Veronika Kienzle meint, dass die Äußerung des Anwohners aus dem Hospitalviertel zumindest in jüngster Zeit eine Einzelmeldung sei. Dennoch nehme sie das Geschilderte ernst, betont sie. „Wir müssen aufpassen, dass wir im Hospitalviertel keinen Trading- Down-Effekt erleben“, sagt sie. In der Fachsprache der Raumplaner ist damit die Entwicklung gemeint, die aus einem als lebenswert geltenden Stadtteils mit vollem Angebot einen wenig attraktiven macht. Es müsse darum gehen, die Anwohner im Hospitalviertel zu halten, betont sie.

In den vergangenen Jahren habe die Stadt einiges getan gerade gegen nächtlichen Lärm, meint die Bezirkschefin. Neben den städtischen Blitzern verweist Kienzle auch auf eine veränderte Ampelschaltung. „Die verhindert eigentlich, dass sich Fahrer auf der Theodor-Heuss-Straße Rennen liefern können“, meint Kienzle. Trotzdem müssten Bezirksverwaltung und Stadt wachsam sein für Anzeichen einer sich verringernden Wohn- und Lebensqualität im Hospitalviertel, fordert die Bezirkschefin.

Das grundlegende Problem ist dabei für die Vorsteherin des Bezirks Mitte die Partymeile an sich. Kienzle erinnert daran, dass der Bezirksbeirat Mitte sich gegen das Konzept für die Theodor-Heuss-Straße ausgesprochen hat. Am Ende habe der Gemeinderat anders entschieden, meint Kienzle. „Es gab gute Gründe für die damalige Haltung des Bezirksbeirats“, sagt sie.