Nach dem Geschmack von Anwohnern ist die Lärmbelastung auf der Affalterbacher Straße zu hoch. Foto: Archiv (KS-Images.de/Karsten Schmalz)

Bürger und Räte ärgern sich, dass nichts gegen die Zustände in der Affalterbacher Straße in Marbach unternommen wird. Das Kreishaus sieht indes keinen Handlungsbedarf.

Marbach - Schon vor einigen Jahren war das Thema hochgekocht. Da hatten sich Anwohner über die Zustände in der Affalterbacher Straße und der Wildermuthstraße beklagt, hatten moniert, dass die Lärmbelastung zu hoch sei. Die Rufe wurden allerdings von den zuständigen Stellen nicht erhört. Das heißt aber nicht, dass die Kritik verstummt wäre. Im Gegenteil, die Unzufriedenheit in der Nachbarschaft scheint weiter groß zu sein.

Genug vom Zuschauen

Jürgen Waser von den Grünen brachte das Thema in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats zur Wiedervorlage. Er berichtete, dass er von Bürgern auf den problematischen Status quo angesprochen worden sei. Diese ächzten unter der Verkehrslast, litten besonders unter den vielen Lastwagen. „Da müsste man doch irgendetwas machen. Man kann doch nicht einfach weiter zuschauen“, sagte Waser, wohl wissend, dass die Stadt nicht die Hand auf dieser Straße hat, sondern der Landkreis Ludwigsburg. Er könnte sich ein Durchfahrtsverbot für Laster ebenso vorstellen wie die Installation eines Dauerblitzers, erklärte Waser. So oder so hält er es jedenfalls für angebracht, auf die zuständigen Behörden zuzugehen, um vielleicht auf diesem Weg eine Lösung zu erreichen.

Aus dem Schlaf gerissen

Das wäre sicher ganz im Sinne von Benjamin Flaig. Der Puls-Stadtrat ist als Anwohner in der Wildermuthstraße selbst direkt betroffen und schilderte die aus seiner Sicht untragbare Situation eindrücklich. „Nachts um eins, wenn nahezu jeder schläft, fahren die Lastwagen mit 50, teilweise 60 Kilometern pro Stunde da durch. Sie bremst ja nichts“, erklärte er. Jedes Schlagloch und jeder Gully, über den gebrettert werde, wirke quasi als Verstärker. Selbst wer in der zweiten Reihe wohne, werde durch die Erschütterungen aus dem Schlaf gerissen. „Es ist ein enormer Lärmpegel“, konstatierte Flaig.

Stadt will sich Fakten besorgen

Der Bürgermeister Jan Trost konnte den Ärger nachvollziehen, der Zustand der Affalterbacher Straße sei gerade im unteren Bereich schlecht, das Vorhandensein der Schlaglöcher nicht wegzudiskutieren. Und man könne auch beim Landkreis nachhaken, wie oft und nach welchem Prinzip in den Straßen Marbachs die Geschwindigkeit der Fahrzeuge kontrolliert werde, sagte die stellvertretende Ordnungsamtsleiterin Christine Schläfle. Wenn die Fakten auf dem Tisch liegen, könne über weitere Schritte diskutieren und auch darüber geredet werden, wie man gegebenenfalls auf den Landkreis Druck ausüben könne, sagte Jan Trost.

Kreishaus erkennt keine Auffälligkeiten

Das Problem ist nur, dass die reinen Daten aus der Verkehrsüberwachung der Stadt wohl wenig Munition liefern werden. Auf der Wildermuthstraße und der Affalterbacher Straße werde regelmäßig die Geschwindigkeit kontrolliert, beteuert Carmen Sprinkart, die Persönliche Referentin des Landrats. Und sowohl das Tempo, das Autos und Co. auf dem Tacho haben, als auch die Quote der Überschreitungen seien „relativ unauffällig“. Mehr als Verwarnungen hätten in keinem Fall ausgesprochen werden müssen. Sprinkart gibt ferner zu bedenken, dass schon jetzt punktuell an den Engstellen der Fußgängerüberwege der Fuß vom Gaspedal genommen werden muss und maximal mit 30 Sachen gefahren werden darf.

Durchfahrtsverbot für Laster nicht begründet

Caren Sprinkart macht auch wenig Hoffnung auf ein Durchfahrtsverbot für Lastwagen. „Bei der Affalterbacher Straße handelt es sich um eine Landesstraße, die auch dem überörtlichen Wirtschaftsverkehr dient. Deshalb sind an ein Durchfahrtsverbot sehr hohe Anforderungen geknüpft. Durch ein Verbot darf es zu keiner Verdrängung in andere, gleichwertige Bereiche kommen. Uns liegen derzeit keine Erkenntnisse vor, die ein Lkw-Durchfahrtsverbot begründen könnten“, erläutert die Sprecherin des Ludwigsburger Landratsamts.

Stationärer Blitzer macht es wohl nur schlimmer

Auf Besserung durch eine Instandsetzung des stellenweise schadhaften Belags dürfen die in absehbarer Zeit Anwohner ebenfalls nicht hoffen. „Nach unseren Informationen ist aktuell keine Sanierung der Affalterbacher Straße geplant“, berichtet Caren Sprinkart. Zuletzt macht sie klar, dass man von dem von Jürgen Waser ins Spiel gebrachten stationären Blitzer besser die Finger lassen sollte. „Ein stationärer Blitzer wäre bei den ortskundigen Verkehrsteilnehmern sehr schnell bekannt und hätte deshalb erfahrungsgemäß nur einen punktuellen Effekt“, erklärt sie. Im Hinblick auf die Lärmbelastung wirke sich eine solche Anlage sogar negativ aus – wegen des sogenannten Welleneffekts, also dem Abbremsen vor dem Messgerät und dem Beschleunigen gleich unmittelbar danach.

Mit mobilen Geräten gegen Verkehrssünder

Überwachung
Das Landratsamt Ludwigsburg hält nicht viel von stationären Blitzern, weil die Autofahrer mit der Zeit wissen, dass sie hier den Fuß vom Gas nehmen müssen. Stattdessen setzt die Behörde deshalb „seit Jahren verstärkt auf die Verkehrsüberwachung mit verschiedenen mobilen Verkehrsmessgeräten“, erklärt Caren Sprinkart, Persönliche Referentin des Landrats. Regelmäßige Kontrollen mit wechselnden Standorten entfalteten „aufgrund der Unvorhersehbarkeit einen langfristigeren Effekt“.