Rund um den Spielplatz an der Seidenstraße/Kleinfeldstraße „gibt es keine Lebensqualität mehr“ klagen Nachbarn. Foto: Brigitte Hess

In der Fellbacher Kleinfeldstraße gibt’s fast einen Nachbarschaftskrieg wegen nächtlicher Ruhestörung und Dreck.

Fellbach - Schon Friedrich Schiller wusste, dass eine gute Nachbarschaft nur mit gegenseitiger Rücksichtnahme funktioniert. „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt“, heißt es in seinem Drama „Wilhelm Tell“.

Dramatische Szenen gibt’s immer mal wieder auch in der Fellbacher Kernstadt. Genauer gesagt im Gebiet der oberen Kleinfeldstraße/Seidenstraße. Dort sind sich die Nachbarn schon länger nicht mehr grün. Andreas Reinhard hat nun einen Brief an unsere Redaktion geschrieben, in dem er sich bitter beklagt, dass für die Anwohner der Seidenstraße „keine Lebensqualität“ mehr gegeben sei, weil rund um den anliegenden Spielplatz, der in die Kleinfeldstraße mündet, „ein paar unsoziale Individuen . . . ihre Nachbarn ständig terrorisieren“.

Seit Beginn der warmen Jahreszeit habe die Lärmbelästigung jetzt aber ein unerträgliches Maß erreicht

Zwar handle es sich nur um einige wenige Bewohner der Kleinfeldstraße, die vor allem nachts unerträglich lärmten, aber der Zustand sei nicht mehr tolerierbar, so Reinhard. Schon seit Jahren gebe es immer mal Schlägereien, „wildes Urinieren“ und Lärmbelästigungen, auf dem Spielplatz würden Flaschen herum geworfen.

Seit Beginn der warmen Jahreszeit habe die Lärmbelästigung jetzt aber ein unerträgliches Maß erreicht. Bis nachts um zwei Uhr werde dort getrunken und gegrölt, erzählt Andreas Reinhards Ehefrau in einem Telefongespräch. Seit Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft hätten sie keine ungestörte Nachtruhe mehr. Immer wieder ertöne – selbst nach Mitternacht – die Vuvuzela. Regelmäßig rufen Anwohner der Seidenstraße die Polizei, aber ändern würde dies gar nichts.

„Wir können nichts machen, als einen Platzverweis für den betreffenden Abend auszusprechen“, sagt der Leiter des Polizeireviers Fellbach, Klaus Auer. Regelmäßig und häufig seien Beamte vor Ort, appellierten an das Verständnis des „sozial schwierigen Klientels“. Nach den Gesetzen des Rechtsstaates habe die Polizei jedoch keine rechtlichen Möglichkeiten, dieses Verhalten dauerhaft zu unterbinden. Zuständig sei letztlich die Stadt.

Um die Mittagszeit ist der Spielplatz noch leer, aber er sieht höchst gepflegt aus

Dort nachgefragt, heißt es: „Die Situation ist bekannt.“ Es seien bereits Gespräche mit allen Beteiligten geführt worden, Kontrollen auf dem Spielplatz und in angrenzenden Gebieten fänden verstärkt statt. Die Einhaltung der Platzverbote werde überwacht, allerdings seien diese Verweise zeitlich begrenzt.

Ortstermin: Um die Mittagszeit ist der Spielplatz noch leer, aber er sieht höchst gepflegt aus. Nirgends Müll oder leere Flaschen. Am oberen Ende der Kleinfeldstraße ein Sammelsurium an Stühlen, aber auch hier wirkt alles aufgeräumt. „Kein Wunder“, sagt Andreas Reinhard, „vor wenigen Tagen hat die Stadt hier alles sauber machen lassen.“

Zwei Frauen, die mit ihren Kindern an diesem Mittag auf den Stühlen sitzen, verteidigen ihr Plätzchen: „Wir lassen nichts rumliegen, räumen abends die Stühle ordentlich zusammen und trinken vor den Kindern auch keinen Alkohol“, sagt eine Frau, die aber erst seit kurzem dort wohnt und namentlich nicht genannt werden möchte. Über Beschwerden könne sie sich nur wundern, und dass man jetzt während der WM ab und zu Jubelschreie höre, sei doch im ganzen Stadtgebiet so.

„Den Ruhe suchenden Bewohnern bleibt nichts übrig, als regelmäßig bei uns anzurufen, wir kommen vorbei und regeln das, soweit es in unserer Macht steht“, sagt Klaus Auer. „Wir müssen manchmal drei Mal anrufen, und dann machen die Polizisten mit denen ein paar Witzchen und es geht gerade so weiter“, klagen die Reinhards. Resignieren wollen sie nicht: „Wir werden die Missstände mit allen Mitteln bekämpfen – wir wollen doch nur irgendwann wieder friedlich und unbeschwert wohnen können.“