Sie freuen sich über die neue Stadiontheke: Die SC-Verl-Spieler Nicolas Sessa, Oliver Batista Meier, Mael Corboz und Luca Unbehaun (von links). Foto: SC Verl

Ein Fußball-Drittligist aus NRW möbelt sein Stadion auf – unter anderem mit einer Bartheke. Bald stellt sich heraus: Sie ist rekordverdächtig lang. Verantwortlich dafür war eine Firma aus dem Rems-Murr-Kreis.

Es gibt Firmen, die arbeiten eher im Verborgenen – zumindest für die Augen von Otto Normalverbraucher. Die 3H-GmbH aus Oppenweiler im Rems-Murr-Kreis ist wohl eine davon: Der Betrieb hat sich darauf spezialisiert, Hallen, Stadien und Arenen mit Stühlen, Tischen und Theken auszustatten. Im Portfolio hat die Firma durchaus namhafte Locations. Aber dass einmal ein Weltrekord auf ihr Konto gehen würde, das haben sich die Geschäftsführer Hellmut und Christine Hohlfeld wohl nie träumen lassen.

 

Doch tatsächlich kann die Firma aus dem Ländle von sich behaupten, die vermutlich längste Stadiontheke der Welt gebaut zu haben. In Nordrhein-Westfalen hat der Drittligist SC Verl sein Stadion aufwendig so umgestalten lassen, dass es den neuesten Anforderungen und Bestimmungen gerecht wird. Teil des Umbaus war es auch, oberhalb der Haupttribüne eine Stadiontheke einzubauen. Also mit extra-hohen Sitzplätzen hinter einer Abstellfläche für Bier und Co. „Mit dem Verein gibt es schon eine längere Zusammenarbeit, wir hatten schon im alten Stadion die VIP-Plätze gebaut“, erzählt Hellmut Hohlfeld. Der Stadion-Beauftragte des Vereins, der Verler Unternehmer Michael Beckhoff, sei dann mit dem Wunsch der Theke an ihn herangetreten.

Der SC Verl schlägt Tottenham Hotspur – bei der Thekenlänge

Beim Bau der 65,2 Meter langen Theke, die nur von den Zugängen zu den fünf vorderen Sitzreihen unterbrochen wird, hatten die Geschäftspartner zunächst gar keinen Rekord angestrebt. Dass der Einrichtungsgegenstand rekordverdächtig lang ist, brachte ein Bericht in einem Fußball-Fachmagazin ans Licht. Darin stellte der Redakteur fest, dass die Theke sogar um 20 Zentimeter länger ist als jene im Stadion der legendären Tottenham Hotspur. „Wir wussten davon erst einmal gar nichts“, sagt Hohlfeld. Zumindest was die Theke angeht, hat der Drittligist SC Verl damit den ehemaligen Verein von Fußballlegende Jürgen Klinsmann hinter sich gelassen.

Vermutlich ist die Theke sogar die längste ihrer Art. Von den 5000 Zuschauern, die das neue Stadion erlaubt, können 68 Fußballfans das Spiel von den Barhockern von der sechsten Reihe aus genießen und ihr Bierchen vor sich abstellen. Dank einer verzinkten Stahlkonstruktion mit Schichtpressstoffplatte ist auch nicht zu befürchten, dass ein kleinerer emotionaler Ausbruch zu nachhaltigen Schäden an der Einrichtung führt. Die Firma, die die Bauteile für die Theke gefertigt hat, heißt „Funhänger“ und kommt ebenfalls aus Oppenweiler.

Offiziell anerkannt ist die Rekord-Theke noch nicht

Die neue Einrichtung kommt bei den Fans des SC Verl richtig gut an. Die Plätze an der Theke sind als Dauerkarten vergeben – angesichts des großen Interesses daran wurden 47 der Plätze verlost, die übrigen 20 werden den jeweiligen Gastmannschaften zur Verfügung gestellt. „Die Bewerbungen, die wir bekommen haben, reichten vom Sponsor ohne VIP-Karte bis zum Ehrenamtlichen des Vereins, der gesehen hat, wie wir die Sitze montiert haben und sofort begeistert war“, sagt Marketingvorstand Mario Lüke laut einer Mitteilung des Vereins.

Offiziell anerkannt ist der Rekord noch nicht. „Die Theke ist ja auch noch nicht zu hundert Prozent fertig“, sagt Hohlfeld. Sie werde mit der neuen Saison in Betrieb gehen. Er ist nicht nur angetan davon, wie das neu gestaltete Stadion aussieht, sondern auch vom dortigen Verein: „Der SC Verl ist noch so ein richtig uriger Club mit vielen Jugendmannschaften, bei dem auch die Spieler mal mithelfen, ein paar Sitze hin und her zu schleppen.“ Er könnte sich aber natürlich auch gut vorstellen, im Ländle derartige Stadiontheken zu installieren – wenn es denn gewünscht wäre. Laut Hohlfeld sind es vor allem private Stadionbesitzer, die ihre Lokalität mit solchen Extras ausstatten.

Zu seinen Kunden gehört etwa die Wir-Machen-Druck-Arena in Aspach. „Für die haben wir eine spezielle Rasenabdeckung gemacht“, erzählt Hohlfeld. Dass diese gerade hier gebraucht wird, ist wohl kein Zufall, immerhin tritt Schlagerkönigin Andrea Berg hier jedes Jahr bei ihrem Heimspiel vor zigtausenden Besuchern auf. Die Abdeckung hilft, den von der SG Sonnenhof Großaspach genutzten Rasen zu schonen: „Sie ist durchsichtig, daher fällt Streulicht durch, und man kann die Abdeckung ohne Weiteres eine Woche liegen lassen.“ Die Abdeckung sei zudem elastisch, Regenwasser könne versickern.

Ein anderes Prestigeprojekt, auf das Hohlfeld stolz ist, ist die Ausstattung für die Verti Music Hall in Berlin, eine der modernsten Musikhallen in ganz Europa: Auch dort sitzt man auf Stühlen und Barhockern, welche die Firma aus Oppenweiler verbaut hat.