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Die Debatte um längere Öffnungszeiten verärgert die Händler in der Markthalle. Denn vielen sind 18.30 Uhr und 17 Uhr am Samstag bereits zu lang. Die CDU im Gemeinderat will sie dagegen auf 20 Uhr ausdehnen.

Stuttgart - Die Idee, Konzept und Öffnungszeiten der Stuttgarter Markthalle auf den Prüfstand zu stellen, kam CDU-Stadtrat Fabian Mayer bei seinem Urlaub im spanischen Barcelona. „In dem Markt Santa Caterina kann man am Tag einkaufen, abends flanieren und an den Ständen bei einem Glas Wein kulinarische Kleinigkeiten genießen“, schwärmt er und ist überzeugt, dass ein solches Angebot die Attraktivität der Stuttgarter Markthalle steigern könnte. Außerdem hält es die CDU für kundenfreundlicher, wenn sich die Markthalle mit Öffnungszeiten bis 20 Uhr den umliegenden Geschäften anpasst, damit Kunden, die nach ihrem Feierabend in der Stadt einkaufen, nicht vor verschlossenen Markthallentoren stehen.

Die Mehrheit der Händler ist gegen längere Öffnungszeiten

Der Streit um die Öffnungszeiten erhitzt seit Jahren die Gemüter der Markthallenbeschicker. Seit 1. Oktober ist nun von Montag bis Freitag von 7.30 bis 18.30 Uhr statt von 7 bis 18 Uhr und am Samstag von 7 bis 17 Uhr statt nur bis 16 Uhr geöffnet. „Das ist ein Kompromiss, der mich enorme Überredungskunst gekostet hat“, sagt Karl Kübler, Chef der Märkte Stuttgart GmbH. Noch längere Öffnungszeiten würde er zwar befürworten. „ Doch da ziehen keine zehn Händler mit. Ist die Mehrheit dagegen, hat das keinen Zweck“, stellt Kübler fest. Damit die Halle nicht tot wirkt, müssen alle Händler in etwa zur gleichen Zeit geöffnet haben – mit einem halbstündigen Spielraum. Mehr Gastronomie lehnt die Märkte GmbH hingegen ab, auch wenn die Händler selbst dafür wären. „Unser Konzept stimmt. Andere Städte wie Zürich beneiden uns um unseren Erfolg und holen sich bei uns Tipps“, sagt Kübler. Er hält die drei Restaurants in der Halle für ausreichend. Snacks und Imbiss würden das Marktkonzept verwässern.

Die Mehrheit der Händler ist wie Obst- und Gemüsehändlerin Christina Burkhardt strikt gegen längere Öffnungszeiten. „Das ist Unsinn. Ich stehe schon jetzt viel zu lange in der Markthalle und sehe meine Familie kaum. Meinen Stand betreibe ich mit einer Mitarbeiterin. Mehr Personal kann ich mir nicht leisten. Werden Sekt und Wein ausgeschenkt, verkaufe ich auch nicht mehr“, sagt sie.

Markthalle soll keine Fressmeile werden

Fischhändler Rüdiger Stock hält Öffnungszeiten bis 20 Uhr ebenfalls für nicht machbar, zum einen weil er auch nicht mehr Mitarbeiter einstellen kann, zum anderen, weil „keiner kurz vor 20 Uhr frischen Fisch kauft und anschließend noch kocht“. Gern würde er an seinem Stand aber mehr Spezialitäten anbieten und ein paar Stehtische aufstellen. „Das darf ich nicht“, klagt er. Holger Looß dagegen, der die Gastronomie in der Markthalle betreibt, fürchtet durch mehr Gastronomie nicht nur Umsatzeinbußen, sondern auch um den Verlust des Markthallenflairs. „Wird überall gegessen und getrunken, verkommt die Markthalle wie die Schulstraße, die nur noch Fressmeile ist“, meint er.

Die City-Initiative Stuttgart bedauert, dass die Markthalle nicht wie „90 Prozent der Geschäfte in der Königstraße und rund 50 Prozent in den Nebenstraßen“ bis 20 Uhr auf hat. „Das Thema einheitliche Öffnungszeiten verfolgt mich seit Jahren. Meine Erwartungen sind mittlerweile gedämpft“, gesteht Citymanager Hans H. Pfeifer. Er ist schon froh, dass die Markthalle bei der Langen Nacht am 3. November bis 23 Uhr mitmacht. Im Advent haben die Geschäfte in der City einen Kompromiss in Sachen Kernöffnungszeiten getroffen. Montag, 10., bis Samstag, 22. Dezember, ist bis 21 Uhr, am 15. Dezember bis 22 Uhr geöffnet. Einige größere Geschäfte überlegen, ob sie länger geöffnet lassen