Überrascht von der schwachen Fan-Resonanz: Oliver Bierhoff Foto: dpa

Neuer Name, neues Logo, neuer Bus – doch die Kölner Fans zeigen der DFB-Auswahl vor dem Länderspiel gegen die USA die kalte Schulter.

Köln - Weißer Nebel umhüllte das mächtige Einfahrtstor, dann rollte ein langes, schwarzes Etwas in die Kölner Mercedes-Niederlassung, das kaum mehr enden wollte – der neue Bus des Weltmeisters. Darauf prangte das gleichfalls neue Logo – vier Sterne für die vier WM-Titel, darunter das goldene Wappen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der Schriftzug „Die Mannschaft“. Die Nationalspieler Bastian Schweinsteiger (als Kapitän), Lukas Podolski und Jonas Hector (als Kölner Lokalgrößen), die dem Gefährt entstiegen, begleiteten das PR-Spektakel mit erhobenen Daumen und verhalten euphorischem Mienenspiel.

„Die Mannschaft“, so heißt die Nationalmannschaft jetzt offiziell. Wo andere Nationen wie Frankreich („Les Bleus“), Italien („Squadra Azzurra“), England („Three Lions“) oder Spanien („Furia Roja“) längst eigene Bezeichnungen für ihr fußballerisches Aushängeschild besitzen, will der Weltmeister nicht länger nachstehen. Nach dem Titelgewinn 2014 sei er weltweit mit den Begriffen „The Mannschaft“ oder „La Mannschaft“ konfrontiert worden, wenn die Rede von der DFB-Auswahl gewesen sei, berichtete Nationalelfmanager Oliver Bierhoff: „Man hat gespürt, ohne anderen Mannschaften zu nahe treten zu wollen, dass wir ,die Mannschaft‘ sind.“ Um die Marke zu stärken, galt es, dies in eine neue Schrift und ein neues Erscheinungsbild zu gießen. Nicht ganz zufällig trug auch der offizielle WM-Film schon den Titel „Die Mannschaft“.

Ob es den PR-Strategen beim DFB gelingt, das sportlich eher zweitrangige Freundschafts-Länderspiel gegen die USA an diesem Mittwoch (20.45 Uhr/ARD) in der Kölner Arena zu einem Hochglanzprodukt aufzupolieren, dem jeder unbedingt beiwohnen will, scheint indes fraglich. Zumindest hochpreisig ist es schon einmal. Die Tickets kosten, nicht eben familienfreundlich, zwischen 45 und 100 Euro und finden nicht das, was man reißenden Absatz nennt – rund 35 000 der 46 200 Karten sind erst verkauft. Um es in Anlehnung an den Kölner Geißbock zu sagen: Die Fans haben keinen Bock auf den Weltmeister. „Das kam für uns auch ein bisschen überraschend“, gestand Oliver Bierhoff und witzelte: „Vielleicht haben sich die Kölner so am FC berauscht, dass sie nun etwas fußballmüde sind.“

Es könnte auch an der jugendfeindlichen Anstoßzeit liegen. Oder an namhaften Ausfällen wie Manuel Neuer, Thomas Müller, Toni Kroos, Mats Hummels und Marco Reus. Oder an den meist dürftigen Testspiel-Auftritten der DFB-Elf. Oder tatsächlich an der Sehnsucht der Fans nach einer Sommerpause: Ligafinale, Relegationskrimis sowie Pokal- und Champions-League-Endspiele haben sie bis zur Erschöpfung gefordert.

So oder so: Bierhoff gefällt das nicht. „Wir werden vielleicht kreativ in dieser Richtung“, sagte er. Denkbar sei der Verkauf von Ticketing- oder Familienpaketen. Hauptsache, die Preise stehen in einem vernünftigen Verhältnis zur Attraktivität des Spiels.