Die Kreissparkasse und die Kinderwelt liegen am Eingang der Bahnhofstraße. Was folgt, wenn beide bald weg sind? Foto: Jacqueline Fritsch

Schon lange arbeitet die Stadt Kornwestheim an einem Konzept, wie sie die Innenstadt wieder beleben kann. Doch nun schließen noch mehr Geschäfte. Was könnte man tun?

Die Innenstadt ist wahrlich nichts, womit sich Kornwestheim brüsten kann. Einige leer stehende Flächen, viele Falschparker und noch mehr Dönerläden zeichnen das Bild der zentral gelegenen Bahnhofstraße. Es könnte schöner sein . . . Hinzu kommt nun, dass die Kreissparkasse am Wette-Center jüngst geschlossen hat, die Ravensburger Kinderwelt ist nur noch bis Ende des Jahres da und das neue türkische Restaurant gegenüber vom Müller hat nach wenigen Wochen schon wieder zugemacht. Zeit, bei den Stadträten nachzuhören, was die Bahnhofstraße retten könnte.

Was ist die Ausgangslage? In Kornwestheim läuft seit einiger Zeit ein Bürgerbeteiligungsprozess zum Thema Innenstadt. Demnach wünschen sich die Bürger unter anderem mehr Schatten, neue gastronomische Angebote, Sauberkeit und ein „Schwätzbänkle“. Die Stadtverwaltung selbst spricht von einem guten Mix aus Gastronomie, Einzelhändlern und Dienstleistern, den es in der Innenstadt bereits gebe. Sind Leerstände abzusehen, möchte die Stadt sie schnellstmöglich wieder besetzen. So stehe bereits fest, dass ab Herbst an der Bahnhofstraße 41 Burger verkauft werden. In dem Gebäude war einst das Schuhgeschäft Schantz und zuletzt wenige Wochen lang ein türkisches Café mit Döner. Andere Leerstände möchte die Stadt mit Pop-Up-Stores überbrücken. Das sind Läden, die nur vorübergehend an einem Ort sind. Ein Konzept gibt es laut Verwaltung aber noch nicht, da aktuell keine passende Fläche bereitstehe.

Was braucht die Innenstadt? Darin sind sich alle Fraktionen einig: Wenn die Menschen in der Innenstadt verweilen sollen, braucht es passende gastronomische Angebote. Bewirtete Sitzflächen an der frischen Luft, insbesondere am Holzgrundplatz, befürworten alle Fraktionsvorsitzenden. Thomas Ulmer (Grüne/Linke) würde sich auch dafür aussprechen, dass die Bar im Kino eine Außenfläche bekommt. Ender Engin (FDP) ist außerdem der Ansicht, dass Kornwestheim mit kleinen Anpassungen nicht weit kommen wird. „Solange wir keine verrückten Ideen umsetzen, wird nichts passieren“, sagt er. Die Bücherei würde Engin gern in die Innenstadt verlegen und dafür im K vielleicht ein Stadtmuseum errichten. Und das wichtigste: Man sollte einfach loslegen. „Jetzt traut sich einfach keiner, in der Stadt was Neues anzubieten, weil die Menschen dort nicht verweilen“, sagt Engin.

Tim Hollborn, stellvertretender CDU-Ortsverbandsvorsitzender, schlägt eine weitere mutige Idee vor: „Was würde dagegen sprechen, unsere Sportler auf dem Holzgrundplatz mal ein Beachvolleyballturnier zu erlauben und den Sand noch ein paar Tage liegen zu lassen“, sagt er.

Hans-Michael Gritz (SPD) plädiert ebenfalls für Ausprobieren und schnelles Handeln. „Man darf nicht abwarten, was passiert, und die großen Städte machen lassen“, sagt er. Kornwestheim brauche dringend ein Alleinstellungsmerkmal, eine Identität. Das findet auch Gabi Walker (Freie Wähler). Beide betonen aber auch, wie schwierig das sei.

Wie sieht es mit Begrünung aus? Einerseits wegen der Aufenthaltsqualität, andererseits wegen des Klimas ist es allen Fraktionen wichtig, die Innenstadt grüner zu gestalten. Ender Engin fordert gar eine Machbarkeitsstudie, wie man den Holzgrundplatz so umgestalten kann, dass er grüner und schattiger wird. „Diese Blumenkübel dort kann ich nicht mehr sehen“, sagt er. Es müssten Bäume her, die richtig in den Boden gepflanzt werden und langfristig wachsen können. Das möchte Hans Bartholomä (CDU) dagegen nicht. Da die Bahnhofstraße erst vor wenigen Jahren neu gemacht wurde, solle man jetzt nicht schon wieder „alles aufreißen“. Mobiles Grün soll ausreichen.

Hans-Michael Gritz kann sich auch vorstellen, in der gesamten Innenstadt die Fassaden begrünen zu lassen – er wünscht sich außerdem eine Grünfläche auf einem ganzen Stück der Bahnhofstraße. Denn die sollte seiner Meinung nach zumindest teilweise für Autos gesperrt werden.

Was könnte auf die Kinderwelt und die Kreissparkasse folgen? Das Wette-Center gehört nicht der Stadt, deshalb kann sie nur bedingt beeinflussen, wie es mit den Flächen weitergeht. Eine Idee wäre aber zum Beispiel ein Repair-Café, findet Thomas Ulmer. Oder ein Café mit Außenbereich – dafür wäre der Standort prädestiniert, finden alle Fraktionen. In der Kinderwelt gleich nebenan würde sich laut Ulmer ein offenes Gemeinschaftsbüro gut machen, in dem jeder frei mit seinem Laptop arbeiten darf. Ulmer fände es auch gut, wenn Geschäfte aus dem Salamander-Areal in der Bahnhofstraße eine Plattform bekommen würden. Sie könnten dort Saisonware anbieten und die Kunden so auch in ihr Geschäft jenseits des Bahnhofs locken. Außerdem fehle ihm eine klassische Metzgerei.

Hans-Michael Gritz könnte sich ein neues Kleidungsgeschäft vorstellen, aber wenn dann ein „originelles“. Oder der Bücherlurch könnte eine größere Plattform bekommen. Ender Engin sieht nun die Chance, ein Jugendcafé in der Innenstadt zu verwirklichen – etwa in der alten Kreissparkasse. Auch eine Shisha-Bar könnte er sich dort vorstellen.

Gabi Walker könnte sich ein Ärztehaus in der Stadtmitte vorstellen oder ein Therapiezentrum. Eine Begegnungsstätte fände sie auch gut. Die CDU hält sich mit konkreten Vorschlägen zurück, findet aber, dass der Stadt ein Bio-Supermarkt guttun würde.