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Anke Engelke erklärt, warum sie nicht gern fern schaut und für „Wetten, dass . . .?“ nicht geeignet wäre.

Anke Engelke ist wieder in ihren besten Rollen zu sehen – nämlich in der neuen Staffel von „Ladykracher“. Ein Gespräch über Grenzen der Komik, lustige Frauen und schamlose Männer.


Frau Engelke, kennen Sie Tabus?
Doofes Wort.

Schamgrenze vielleicht?
Auch doof. Ich glaube, dass es manchmal gut ist, Dinge auszusprechen. Gerade Themen, die man nicht gern berührt. Die sind ja nicht umsonst delikat. Aber bitte nicht zwanghaft oder skandalfixiert: Es ist immer eine Frage von Anstand, Takt und Moral, wann man das tut. Auch wenn das jetzt ein bisschen staatstragend-gauckisch klingt.

Wie ist das bei „Ladykracher“? Gibt es Grenzen?
Es gibt keine Bibel. Wie sollte das gehen? Wir können ja nicht sagen: So, Achtung! Wir machen keine Witze über Inder. Oder behinderte Hausfrauen. Es gibt keine Regeln. Das hat alles eine Selbstverständlichkeit. Wir schwingen auf einer Ebene miteinander.

Alle Ihre Sketche werden von Männern geschrieben. Warum?
Mann, ich Trottel, warum habe ich mir auf diese Frage immer noch nichts zurechtgelegt? Es gibt keine befriedigende Antwort darauf. Es gibt ja viele Frauen, die lustig schreiben können. Das steht fest. Viele, die schreiben, gehen dann irgendwann auf die Bühne. Vielleicht ist dann der Schritt ein ganz kleiner. Abgesehen davon habe ich die Theorie, dass Frauen mehr Instanzen eingebaut haben zwischen Ausdenken und Aussprechen. Ganz konkret: Bevor die in einem Gag jemanden verletzen oder eine Grenze übertreten, lassen sie es lieber bleiben. Frauen sind da viel vorsichtiger. Männer machen sich darüber keine Gedanken. Die haben Spaß daran, etwas Ekliges zu sagen oder etwas Verbotenes zu tun. Wie so kleine Jungs.

Sie spielen oft Mütter. Bietet die moderne Supermutter viel Potenzial für Comedy?
Ja. Aber eigentlich auch jeder Vater. Wenn ich mehr mit Autoverkäufern zu tun hätte, würden vielleicht mehr Autoverkäufer stattfinden. Jeder gibt etwas her. Doch bei Müttern und Frauen in Beziehungen gibt es am meisten zu holen. Da ist so viel durcheinander. Man muss da ja nicht nur an sich denken. Gerne auch an alle anderen Beteiligten: Kind, Partner, Eltern, Nachbarn – alle! Es wird immer da spannend für mich als Komikerin und Schauspielerin, wo sich viele Ebenen auftun.

Sie fühlen sich in der Schauspielerei wohler als in der Moderation.
Richtig, ich bin keine klassische Moderatorin, weil ich null darauf stehe, Leuten etwas von mir zu erzählen. Ich kann mich einfach schlecht als super Typ verkaufen. Wenn ich moderiere, mache ich das, weil es so schöne Anlässe oder Themen sind. Da steht immer eine Sache im Vordergrund. Nicht ich.

Ist das mit der Grund, warum Sie „Wetten, dass . . .?“ abgesagt haben?
Wenn man mich gefragt hätte, wäre das meine Antwort gewesen, ja. Es sind wohl nur drei, vier Leute gefragt worden. Bastian Pastewka und ich sind als Wolfgang und Anneliese vom „Spiegel“ dazu befragt worden. Aber für mich wäre das nichts. Ich glaube, dass ich mich in so einer großen Show sehr verbiegen müsste, um es allen recht zu machen. Man möchte die Gäste ja respektvoll behandeln, Aber ich hätte bei dem ein oder anderen doch Probleme, interessiert zu sein. Dann müsste man das spielen – und dann wäre man ja kein Moderator, sondern Schauspieler.

Was wünschen Sie Markus Lanz?
Ich bin da gar nicht auf dem neuesten Stand.

Sie schauen nicht regelmäßig fern?
Nee. Entschuldigung. Immer unangenehm, sich als TV-Mensch als TV-Muffel zu outen.

Schon okay. Ich schaue auch nicht viel fern.
Ich finde es immer am besten, wenn man über Sachen urteilt, die man von innen gesehen hat. Ich habe zu wenig Ahnung vom aktuellen Fernsehen, um zu sagen, wie Markus Lanz das machen wird. Was glauben Sie denn?

Ich brauche die große Samstag-Abend-Show nicht. Warum schauen Sie nicht fern? Ist es die Zeit, die fehlt? Oder das Interesse?
Beides. Ich würde mir die Zeit gezielt nehmen wollen. So wie ich ins Kino gehe. Ich gucke auch nicht gern Filme im Fernsehen. Ich schaue schon mal DVDs, auch meine Lieblingsserien habe ich auf DVD. Ich schlafe aber verdammt schnell ein auf dem Sofa. Oder denke: Ach, eigentlich wollte ich noch eine Suppe kochen. Oder einen Brief schreiben. Vorm Fernseher zu sitzen, gehört irgendwie nicht zu meinem Alltag.
Sat 1, Freitag, 22.10 Uhr