Vier Damen des deutschen Lady-Di-Clubs am Mercedes 500 SL, den die Prinzessin im Jahr 1991 fuhr. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Damen des deutschen Lady Di-Clubs kamen mit eleganten Hüten und gaben sich der Entrückung hin: Das Auto der unvergessenen Prinzessin hat es ihnen im Stuttgarter Mercedes-Benz-Museum angetan.

Stuttgart - Welch’ ein Auto! Begeistert steigt Evelyn Marie Seidel, Lady of Kerry, in den bordeauxroten Mercedes 500 SL, verschränkt die Arme überm Lenkrad und legt ihren Kopf darauf ab. Mit träumerischem Blick schließt sie die Augen, um ganz in die Szene einzutauchen, der sie nachfühlen will. So hat es Lady Di gemacht, ein Foto bezeugt es. „Ich wollte das immer mal probieren!“, erklärt Seidel, aus der Entrückung erwacht. „Und so stieg sie aus Autos aus.“ Elegant schiebt sie Knie und Unterschenkel zusammen, schiebt beides schräg aus der Wagentüre hinaus. „Wir haben das mal geübt.“

Mit „wir“ ist der – in Hameln verortete – Lady Di-Club Germany gemeint, dessen Vorsitzende Seidel ist: Vier Mitglieder des Privat- und Freundschaftsclub haben sich im Mercedes-Benz Museum eingefunden, alle mit eleganten Hüten, um das Fahrzeug zu besichtigen, das Prinzessin Diana 1991 erwarb. Sie war das erste Mitglied im britischen Königshaus, das privat ein ausländisches Auto fuhr. „Doch die englische Presse kritisierte sie deswegen“, erinnert sich Seidel, „auch die Gewerkschaft, Industrie und Regierung, so dass sie den Mercedes wieder 1992 zurückgab.“ Nun steht der Sportwagen im Museum in der „Galerie der Namen“ – prominent platziert neben den Benz’ anderer berühmter Besitzer wie Adenauer, Kaiser Wilhelm II. oder Hardy Krüger. Letzterer begeistert das Club-Mitglied Michaela Dassel besonders. „Muss ich auch fotografieren“, ruft sie aus, während die anderen beiden, Sabina Langschwager und Sabine Kunz, von der Vorsitzenden wissen wollen, wie es war, im Auto Lady von Di zu sitzen. „Einmalig, das löst Emotionen aus“, schwärmt Seidel.

Das jüngste Clubmitglied ist 28 Jahre alt

Das können die anderen nachvollziehen. Während Kunz und Dassel aus den nordrheinwestfälischen Städten Salzhemmendorf und Steinheim angereist sind, hat sich Langschwager von Rostock auf den Weg gemacht, sie arbeitet dort im Krankenhaus und ist mit 28 Jahren das jüngste Clubmitglied.

Beigetreten ist sie, weil Lady Di „eine inspirierende Persönlichkeit“ gewesen sei. „Sie hat viel Gutes getan.“ So sehen das auch Kunz und Dassel. „Sie war charmant, hatte ein großes Herz und keine Berührungsängste“, meint Kunz, auch auf Dianas Besuch bei HIV-Erkrankten oder ihr Engagement gegen Landminen anspielend. „Und das hat sie an ihre Söhne weitervermittelt“, ergänzt Dassel. Sie sei im Lady Di-Club, weil sie sich schon von klein auf für alles Royale interessiert habe. Sie lächelt. Manche verstünden das vielleicht nicht. „Aber hier kann man sich mit Gleichgesinnten darüber austauschen.“ Seidel erklärt, warum sie den Lady Di-Club 1998 in Hameln gründete. „Diana war eine Jahrhundertprinzessin wie Sissi. Ihr ehrenamtliches Engagement beeindruckt.“ Durch ihre englische Verwandtschaft in Leicester sei sie schon als Kind mit den Royals in Berührung gekommen, habe sie stets verfolgt; auch das Ehedrama um Charles und Diana oder deren Interview kurz vor der Scheidung. „Da schaute sie immer so nach oben. Ihr persönlicher Sekretär Patrick Jephson riet ihr davon ab. Als sie es dennoch tat, quittierte er den Dienst.“

‚Das ist mein William-I-love-your-hat-hat’

Nach einer Pause ergänzt sie: „Diana ist erst zu dieser Persönlichkeit geworden nach ihrer Scheidung. Jeder, der sie kannte, bestätigte, dass ihre Aura den ganzen Raum einnahm.“ In den 21 Jahren, seit der Club besteht, traf Seidel nicht nur Jephson, sondern auch Dianas Bruder Earl Spencer, Prince Harry oder Prince William. „Als ich ihn bei einem Event in London begrüßte, hatte ich diesen Hut auf. Er sagte ‚Ich liebe Ihren Hut’“, so Seidel auf ihre graue Kopfbedeckung mit der Blume zeigend. „Nun ist das mein ‚William-I-love-your-hat-hat’. Das werde ich ihm sagen, wenn ich ihn sehe.“

Jedes Jahr reist der Club zu Lady Di’s Geburtstag am 1. Juli nach England – und zu ihrem Todestag am 31. August. Freilich haben sie auch deren Grab schon besucht. Doch Seidel hegt Zweifel, ob die Prinzessin wirklich auf dieser Insel begraben ist. „So heißt es wohl, damit Räuber oder andere, die was anstellen wollen, sie nicht finden.“ Auch bei der Todesursache Lady Di’s gebe es Ungereimtheiten. Nun brächte ein Ehepaar, das Zeuge des Unfalls in Paris war, ein Buch heraus. „Wir werden sehen, hoffentlich wird das noch zu unseren Lebzeiten aufgeklärt“, hofft die gelernte Rechtsanwaltsgehilfin, die nun als Puppenspielerin arbeitet. Das Phänomen Diana scheint in die nächste Generation zu gehen. Die Mitgliedszahlen steigen, 21 hat der Club. „Viele Junge sind dazu gekommen“, so Seidel. „Daher auch der Ausflug heute. Ich war schon 2007 hier im Museum, aber dass ich heute in das Auto sitzen durfte, das ist was ganz Besonderes.“