Der Lenninger Bürgermeister Michael Schlecht (rechts) und der EVL-Geschäftsführer Christian Gropp hängen das geliehene E-Mobil ans Kabel. Foto: Ines Rudel

In Unterlenningen ist die erste Ladestation für Elektrofahrzeuge im Lenninger Tal eingeweiht worden. Die Gemeinde profitiert dabei von einem Landesprogramm, das die E-Mobilität im ländlichen Raum anschieben will.

Lenningen - Reicht der Akku?“ – diese Frage sollen sich Autofahrer, die mit ihrem Elektromobil durch das Lenninger Tal in Richtung Schwäbische Alb unterwegs oder, vom Sonntagsausflug kommend, auf dem Heimweg sind, nicht mehr stellen müssen. In Unterlenningen steht ihnen künftig eine Ladestation zur Verfügung – als Beruhigungspille gegen die Reichweitenangst.

Am Donnerstag hat der Lenninger Bürgermeister Michael Schlecht gemeinsam mit Vertretern des örtlichen Betreibers, der Energieversorgung Lenningen (EVL), die beiden direkt an der Bundesstraße 465 gelegenen Ladeplätze in Betrieb genommen. Rund 10 000 Euro lässt sich die Gemeinde den Service kosten, mit knapp 7000 Euro ist das Land dabei.

Flächendeckendes Ladenetz für Elektrofahrzeuge

„SAFE“ heißt das vom baden-württembergischen Verkehrsministerium aufgelegte Förderprogramm, das vor allem den ländlichen Raum unter Strom setzen soll. Im Rahmen der Offensive entsteht ein flächendeckendes Sicherheitsladenetz für Elektrofahrzeuge auch abseits der großen Zentren – mit mindestens einer Normalladestation in einem Raster von zehn auf zehn Kilometern und einer Schnellladesäule mit 50 Kilowatt Ladeleistung in einem weit reichenderen Raster von 20 auf 20 Kilometer.

Bis jetzt sind 80 der 100 geplanten Normalladestationen eingerichtet. Die 49 Schnellladestationen sollen bis September stehen. „Dort laufen derzeit die Projektierungen und Tiefbauarbeiten. Damit liegen wir etwas hinter dem ursprünglichen Zeitplan“, sagt Hans-Jörg Groscurth, der Pressesprecher der Energie Baden-Württemberg (EnBW) für die Region Stuttgart.

Ladestationen müssen sechs Jahre zur Verfügung stehen

Unter der Federführung der EnBW hatten sich im Frühjahr rund 80 lokale Energieversorger, darunter auch die EVL, zu einem Konsortium zusammengeschlossen und die im Topf liegenden 2,2 Millionen Euro an Land gezogen. Das entspricht etwa 50 Prozent der für den Bau der 149 Stationen erforderlichen Investitionssumme. Den Rest tragen die Partner selbst.

Die im Zuge von SAFE gebauten Ladestationen stehen von der Inbetriebnahme an für mindestens sechs Jahre zur Verfügung. Sie müssen, den Vorgaben des Landes entsprechend, einheitlich den aktuellen technischen Standards entsprechen und mit Strom aus erneuerbaren Energien gespeist werden.

Nach Einschätzung von Axel Dürr, dem Pressesprecher des baden-württembergischen Verkehrsministeriums, dürften sich die Ladestationen auf dem Land wachsender Beliebtheit erfreuen. Zum 1. Januar 2019 waren in der Region Stuttgart 10 256 Elektrofahrzeuge gemeldet – darunter 4702 Plug-in-Fahrzeuge und 5554 batterieelektrische Fahrzeuge. „Eine Prognose ist aufgrund der sich schnell verändernden politischen und marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht möglich“, sagt Dürr. Allerdings geht er davon aus, dass es durch die vielen Förderprogramme, zu denen auch SAFE gehört, und einer zunehmenden Akzeptanz in der Bevölkerung zu einer stetig steigenden Zahl an Elektrofahrzeugen kommen wird.

Die Gemeindeverwaltung übt sich in elektromobiler Enthaltsamkeit

Auf die Gemeinde Lenningen selbst kann Dürr da in absehbarer Zeit nicht bauen. „Wir haben keine Elektrofahrzeuge in unserem Fuhrpark“, sagt der Schultes. Den Golf, der zur Einweihung der Ladestation demonstrativ ans Kabel gehängt wurde, war von der EVL-Mutter, dem Geislinger Albwerk, zur Verfügung gestellt worden. „Die Anschaffung ist eine reine Frage des Preis-Leistungsverhältnisses“, rechtfertigt sich der Schultes. Bei aller Vorbildfunktion sei die elektromobile Enthaltsamkeit seiner rund 8300 Einwohner zählenden Gemeinde eben auch der Notwendigkeit geschuldet, das Geld zusammenzuhalten. Nichtsdestotrotz betont der Bürgermeister, dass gerade im ländlichen Raum ein dichteres Netz an Lademöglichkeiten eine wichtige Voraussetzung sei, dass sich Menschen für ein Elektrofahrzeug entscheiden würden.

Unabhängig von SAFE betreibt die EnBW im Großraum Stuttgart mit den umliegenden Landkreisen Esslingen, Böblingen, Ludwigsburg und Rems-Murr den Worten Groscurths zufolge insgesamt 263 Ladestationen mit 483 Ladepunkten.