Vier gewinnt: Karlheinz und Bettina Wagner freuen sich über ihre Nachmieter Dirk Hoppe und Gunner Nickel (rechts). Foto: factum/Granville

Das Spielegeschäft Fantasy Stronghold hat eine neue Heimat. Das ist nicht nur für die Inhaber ein Glücksfall. Selbst für ein Haus in der Fußgängerzone ist die Entwicklung irgendwie rührend.

Ludwigsburg - Dirk Hoppe und Gunnar Nickel sind zwar Experten für alles, was mit Fantasy zu tun hat. Dass ihre eigene Geschichte allerdings ein so glückliches Ende nehmen würde, haben selbst sie sich nicht vorstellen können. Die Inhaber des Ludwigsburger Buch- und Spielegeschäfts mit dem Namen Fantasy Stronghold haben nach langer Suche nicht nur eine neue Heimat gefunden. Diese neue Heimat befindet sich auch noch in einer klasse Lage – mitten in der Fußgängerzone. Und das Schöne dabei: Die bisherigen Nutzer dieser Fläche sind auch überglücklich.

Ehrgeizige Marktpläne

Die bisherigen Akteure heißen Karlheinz und Bettina Wagner. Seit 13 Jahren betreiben sie im Untergeschoss in der Kirchstraße 11 ihren Underground Store. Alles, was man sich an Kuriositäten vorstellen kann, findet sich dort: Ringe in der Gestalt von Totenköpfen oder Skorpionen, Kontaktlinsen, die abnormale Augenfarben vortäuschen, Feen, Elfen und Engel zu Dekorationszecken, T-Shirts, die im Dunkeln leuchten, Räucherstäbchen, Duftkegel und so weiter und so weiter. Viele Jahre liefen die Geschäfte gut, erzählen Wagners. Sogar aus der Schweiz reisten die Kunden an. Zu besten Zeiten gab es im Underground außer den Chefs noch zwei Vollzeitkräfte, einen Lehrling und zwei Aushilfen.

Doch die Hochzeit ist vorüber – zumindest im Laden. Wo es gut und sogar immer besser läuft, sind die Märkte, die Wagners seit drei Jahrzehnten auch bespielen. Deshalb wollen sie ihr Geld nun ausschließlich auf Märkten verdienen. Auf dem Pferdemarkt in Heilbronn zum Beispiel, oder auf dem in Bietigheim. Auf dem Schäferlauf in Markgröningen werden sie ihre Ware feilbieten oder beim US-Car-Treffen in Waiblingen. Im Umkreis von 20 Kilometern sind wir immer irgendwo zu finden“, sagt Karlheinz Wagner, der dieses Jahr zum ersten Mal einen Stand auf dem Frühlings- und dem Volksfest in Stuttgart haben wird.

Reduzierte Öffnungszeiten

Im Dezember haben die Underground-Betreiber ihren Laden in der Kirchstraße nach langem Überlegen gekündigt. Laut der regulären Kündigungsfrist wäre Ende Juni Schluss gewesen. Dass sie ihre Geschäft schon im April räumen dürfen, kommt ihren ehrgeizigen Marktplänen sehr entgegen. Die Öffnungszeiten im Underground haben sie ohnehin schon auf drei Tage pro Woche reduziert.

Dieser vorzeitige Auszug hat – man ahnt es – mit Dirk Hoppe, 46, und Gunnar Nickel, 47, zu tun. Mit ihrem Fantasy Stronghold sind sie bis jetzt in der Arsenalstraße 8 zuhause, im Untergeschoss der Buchhandlung Aigner. Seit klar war, dass Aigner am 31. Januar für immer schließt, war auch klar, dass Fantasy Stronghold in dem blauen Haus keine Zukunft hat. Die beiden Männer, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben, haben lange nach einer neuen Fläche gesucht, wo sie Brettspiele, Tabletops, Comics und alles, was sonst noch irgendwie mit Drachen, Orks und Raumschiffen zu tun hat, verkaufen und außerdem ihre Spieleevents veranstalten können. Allzu viele Auswahlmöglichkeiten habe es nicht gegeben, erzählt Dirk Hoppe. Was mit an den Preisen liege, die die Vermieter aufrufen, erklärt Gunner Nickel.

Zwischenspiel im Erdgeschoss

Hätten die Eigentümer der Kirchstraße 11 Hoppe und Nickel Ende Dezember nicht gefragt, ob sie in ihr Haus ziehen wollten, hätten sie sich für eine Lokalität außerhalb der Stadt entschieden. „Das wäre auch okay gewesen“, sagt Hoppe. Aber nun – mit 250 Quadratmetern in der Ludwigsburger Fußgängerzone – ist es besser.

Für Mai ist der Umzug geplant. Bis dahin darf Fantasy Stronghold das demnächst leer geräumte Erdgeschoss von Aigner nutzen. Die Kreissparkasse, der die Immobilie nun gehört, hat es gestattet – und die Herren Hoppe und Nickel glücklich gemacht.

Das Universum hat Gefühle

Früher, bis vor 13 Jahren, war das Haus in der Kirchstraße 11 die Heimat von Spielwaren Rees. Dass nun, zumindest teilweise, dort wieder Spielsachen verkauft werden, passt irgendwie auch ganz wunderbar zum Verlauf dieser Geschichte. „Manchmal ist das Universum komisch“, sagt Dirk Hoppe und lacht dabei.