Die Stadt muss sich bis Ende 2015 entscheiden, ob sie das Gebäude kaufen will, in dem einst die Schule von Echterdingen Foto: Natalie Kanter

FDP-Stadtrat Wolfgang Haug liegt der historische Ortskern von Echterdingen am Herzen. Die Stadt Leinfelden-Echterdingen soll die alte Schule kaufen.

Echterdingen - Was ist die beste Stube der Stadt? Auf diese Frage hat Wolfgang Haug eine glasklare Antwort. Für den FDP-Stadtrat und ehrenamtlichen Leiter des Echterdinger Stadtmuseums ist das der Kirchplatz, umrahmt von der evangelischen Stephanuskirche, dem Rathaus, dem alten Pfarrhaus und der alten Schule, die Biergartenfreunde woher eher unter dem Namen Paulaner kennen werden.

Just mit diesem Gebäude hat sich vor Kurzem der Technische Ausschuss hinter verschlossenen Türen befasst. Der Grund: Die Stadt hat mit der Echterdinger Bank, dem Eigentümer des Anwesens, vor Jahren ein Vorkaufsrecht vereinbart. Dieses Recht läuft Ende des Jahres aus.

Das Finanzinstitut will die Option nicht verlängern. Hauptgrund hierfür ist nach Angaben von Bankvorstand Martin Kittelberger der Zustand des Gebäudes. Eine größere Renovierung sei notwendig. Bevor man hier eine größere Investition tätige, müsse Klarheit über die künftigen Eigentumsverhältnisse herrschen.

Die Stadt hat also in Kürze zu entscheiden, ob sie die entsprechenden Flurstücke an der Burgstraße erwerben will, oder lieber nicht. Eine Entscheidung wurde bisher nicht getroffen. Zunächst einmal soll untersucht werden, was das Ganze überhaupt wert ist. Gemeinsam mit der Bank wird ein Verkehrswertgutachten in Auftrag gegeben. Die Kosten für eine Sanierung sollen festgestellt werden.

Oberbürgermeister Roland Klenk soll sich in der Sitzung als ein Skeptiker der Pläne geoutet haben. Was Stadtrat Haug nicht gefreut hat. Auch Baubürgermeisterin Eva Noller kann sich nicht vollends für einen Erwerb des Gebäudes erwärmen. Unserer Zeitung sagt sie: „Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust.“ Als Stadtentwicklerin sage sie, dass die Stadt ein Gebäude in dieser Lage zwingend im Eigentum haben müsse. Als Bürgermeisterin sieht sie aber auch die andere Seite. Die Ganze müsse finanziell und personell zu bewältigen sein. Der Hintergrund: Die Verwaltung versinke in Arbeit. „Wir müssen uns eher von städtischen Liegenschaften trennen, die uns Arbeit machen“, sagt sie.

Der FDP-Stadtrat sieht das freilich etwas anders. „Das Gebäude ist nicht irgendeines“, sagt er. Dort war einst die Schule der damals noch eigenständigen Gemeinde Echterdingen untergebracht. Das Anwesen wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Die Spar- und Darlehenskasse, der Vorläufer der Echterdinger Bank, hat es 1948 gekauft. Die Schule wurde mit geänderter Dachform wieder aufgebaut. Sie diente dem Finanzunternehmen lange als Hauptsitz.

Haug bewertet das Haus als „einen unverzichtbaren Teil“ des historischen Ortskerns von Echterdingen. Der alte Giebel müsse wiederhergestellt, die Fassade in den Urzustand versetzt werden. Im Erdgeschoss sollte die gut laufende Gaststätte bleiben. „Das ist lebendige Urbanität“, sagt er. Das Obergeschoss könne der Stadt als Ausweichquartier dienen, wenn die Rathäuser saniert werden. Das sieht auch die Verwaltung so. Haug könnte sich dort künftig aber auch den Sitz der Volkshochschule vorstellen, die am Leinfelder Markt derzeit in angemieteten Räumen sitzt.

Und damit ist noch nicht Schluss. Der umtriebige Mandatsträger setzt noch einen drauf. Die Stadt solle auch den Kirchplatz richten, dessen Belag am Aufplatzen ist. Dazu sagt Noller: „Wir wollen das über ein Landessanierungsprogramm laufen lassen.“ Dazu aber müssten die Projekte, die ebenfalls über ein solches Programm finanziert werden, erst abgeschlossen sein.

Haug kann zudem auch der Initiative der evangelischen Kirchengemeinde, den Turm der Stephanuskirche zu beleuchten, viel abgewinnen. Zur Erklärung: Die Gemeinde hat sich mit einem Schreiben an den OB gewandt. Sie will den Kirchturm lichttechnisch so in Szene setzen, dass man ihn von Nah und Fern sehen kann. Die Gemeinde hat die Stadt hierbei um finanzielle Unterstützung gebeten. Der Echterdinger Stadtrat kann sich vorstellen, den ganzen historischen Ortskern zu beleuchten. Zumal mit der neuen LED-Technik die Kosten gering seien. Im Herbst will er einen Antrag bei der Stadt stellen.