Die Ausstellung zeigt die alltägliche Hetze Foto: Gottfried Stoppel

In Welzheim zeigt eine Ausstellung die Geschichte des örtlichen KZ. Dabei wird auch die alltägliche Hetze der Nazis thematisiert, die sich gegen Juden und politische Gegner richtete.

Welzheim - Das Foto lässt schaudern. Da posiert eine Frau im dunklen Sonntagsstaat lächelnd neben einem Schild mit der Aufschrift „Luftkurort Welzheim – Juden unerwünscht“, und ein Artikel aus dem „Boten vom Welzheimer Wald“ erläutert, die Beschilderung zeige „den unbedingten Willen der Bevölkerung, unsere Stadt von Juden rein zu halten“. Der Text und das Bild stammen von 1935 – dem Jahr, in dem die Geheime Staatspolizei (Gestapo) im ehemaligen Amtsgericht der Stadt Welzheim ein Konzentrationslager eingerichtet hat. Das offiziell als „Polizeigefängnis Welzheim“ titulierte KZ lag mitten in der Kleinstadt. Eine Ausstellung, die am Montag im Waiblinger Landratsamt eröffnet wurde, informiert über diese dunkle Zeit.

Unangenehme Erinnerungen an die Schicksale der Häftlinge

„Morgens um 7 Uhr sind die Häftlinge durch den Ort zu ihrer Arbeitsstelle marschiert“, sagt Gerd Keller, „die Bevölkerung hat alles mitbekommen.“ Vor 40 Jahren hat der Welzheimer, der damals in Schwäbisch Gmünd Pädagogik mit dem Schwerpunkt Geschichte studierte, auf Anregung seines Professors eine Examensarbeit über das KZ Welzheim verfasst. Ein schwieriges Projekt, denn Gerd Keller stieß in seiner Heimatstadt auf eine Mauer des Schweigens. Zu unangenehm war die Erinnerung an das Schicksal der als „Meckerer“ bezeichneten Häftlinge, die überwiegend politische Gegner der Nazis waren.

Dennoch hat Gerd Keller es damals geschafft, Gespräche mit Nachbarn und Aufsehern des Lagers, aber auch mit ehemaligen Häftlingen zu führen und aufzunehmen. Die Tonbänder kann man in der Ausstellung „KZ Welzheim. Eine Spurensuche“ anhören. Ergänzt werden sie durch Dokumente und Texte, welche Mitglieder des Historischen Vereins Welzheim in mühevoller Recherchearbeit zusammengetragen haben. Die Dokumentation klärt über das KZ Welzheim auf, aber auch über den Weg zur Diktatur.

Die Beschäftigung mit „lokalen Orten des Leidens“ sei auch heute noch von enormer gesellschaftlicher Bedeutung, sagte der Landrat Johannes Fuchs gestern Abend bei der Eröffnung: „Nur so kann verhindert werden, dass sich das Gedenken an die NS-Opfer nicht im Pauschalen und Abstrakten verliert.“ Geschichte lasse sich nicht unterschlagen, sagte er: „Spätere Generationen fragen immer nach der vollen Wahrheit.“

Durchgangslager der Gestapo

Drehscheibe:
Das KZ Welzheim am Bauknecht-Platz diente von 1935 bis 1945 als Durchgangslager der Gestapo. Von dort aus wurden rund 15 000 Menschen aus Württemberg in andere Lager deportiert, darunter waren viele politische Gegner der Nazis. Mindestens 63 Menschen starben in Welzheim. Ein Steinbruch an der Straße nach Rudersberg, der im Volksmund als „Henkerssteinbruch“ bezeichnet wurde, diente der Gestapo als Richtstätte.