Blutjung und steinreich: TV-Sternchen, Model und Unternehmerin Kylie Jenner Foto: dpa

Kylie Jenner bricht vermutlich bald den Rekord: Kein Selfmade-Milliardär war so jung schon so reich. Nicht einmal Mark Zuckerberg. Im Hintergrund des Erfolgs steht ihre Mutter Kris.

Santa Monica - Kylie Jenner hatte viel zu tun an dem Tag, als ihre Halbschwester Khloe für sie eine Mega-Überraschungsparty zu ihrem 21. Geburtstag schmiss. Zuerst war da ein Fotoshooting in Schwarz-Weiß, für das sie sich in Unterwäsche in ihren zerwühlten Laken räkelte. Dann schob sie schnell noch ein Selfie nach, mit dem sie auf Instagram ihren neuen Lippenstift in der Farbe Queen Matte bewarb.

Die Fron lohnte sich, der jüngste Spross des Kardashian-Jenner-Clans bekam für jedes der vier geposteten Bilder zwischen zweieinhalb und drei Millionen Likes. Es war ein guter Tag im Familienanwesen in den Hügeln über dem kalifornischen Santa Monica. Diese Art, ihre Social-Media-Accounts zu füttern, ist die Hauptbeschäftigung von Kylie Jenner. „Ich denke ständig über Posen und Outfits nach“, erzählte sie dem „Interview Magazine“.

Im Grunde unterscheidet sie sich damit nur wenig von sehr vielen US-Twens. Allerdings verdienen nur die wenigsten damit eine Milliarde Dollar. Die Experten schätzen, dass Jenner noch in diesem Jahr diese Marke erreichen wird. Damit wäre sie die jüngste Selfmade-Milliardärin aller Zeiten, weit vor Mark Zuckerberg, der die Milliarden-Marke erst mit 23 erreichte. Im Ranking der reichsten Selfmade-Frauen der USA ist Jenner mit Abstand die jüngste unter den Top Ten.

Kylies Mutter zieht im Hintergrund die Fäden

Den Erfolg hat Kylie Jenner freilich weniger sich selbst zu verdanken als vielmehr dem Marketing-Geschick der Familienmatriarchin Kris Kardashian, der Königin des Social-Media-Zeitalters. Wie niemand sonst versteht Kardashian es, aus Nichts Gold zu machen.

Bei Kylie Jenner, seit ihrem zehnten Lebensjahr ein Reality-Star, war dieses Nichts der Augenblick im Alter von 17 Jahren, in dem sie sich mit einer Spritze die Lippen kräftig aufplustern ließ. Das fiel natürlich auch der Instagram-Gemeinde auf, der Shitstorm folgte auf dem Fuß. Unter Teenagerinnen wurde es Mode, sich mit Kylie-Lippen fotografieren zu lassen – Lippen, die in ein Schnapsglas gesogen wurden.

Kris Kardashian, die bereits den Hintern ihrer Tochter Kim zum Markenprodukt gemacht hatte, erkannte darin sofort eine einmalige Gelegenheit. Es wurde flugs eine Lippenstift-Linie aufgelegt, maßgeschneidert für das Zielpublikum, schlanke Frauen unter 30, vertrieben über den Online-Händler Shopify. Das ganze kostete Kris Jenner kaum mehr als ein paar Anrufe. Die erste Auflage der „Kylie Lip Kits“ zu 29 Dollar pro Stück – umgerechnet knapp 25 Euro – war in weniger als einer Minute ausverkauft. Mittlerweile verdienen die Kardashians damit rund 340 Millionen Dollar pro Jahr – rund 292 Millionen Euro. Eine Zahl, die selbst manchen Kosmetik-Riesen ins Schwärmen bringt.

Kylie Jenner, die Ein-Frau-Marketing-Abteilung des Unternehmens, hat sich dank dieses Erfolgs als Geschäftsfrau neu erfunden. In den Werbevideos taucht sie mit streng gekämmtem Haar, schwarzem Hosenanzug und roten Stilettos auf. „Ich bin das Gesicht meiner Marke“, sagt sie dann. Nicht jedoch ohne sich vor der eigentlichen Macherin ihres Erfolgs und Managerin ihrer Marke zu verneigen: „Ich lerne jeden Tag etwas von meiner Mutter. Sie ist mein Geist und ich versuche einfach nur, das alles aufzusaugen.“