Regisseur Martin Desmond Roe (links) und Darsteller Travon Free freuen sich über die Oscars für den Kurzfilm „Two Distant Strangers“. Foto: dpa/Chris Pizzello

Mit „Two Distant Strangers“ hat ein halbstündiger Spielfilm über Polizeigewalt und Rassismus den Oscar in der Sparte „Bester Kurzfilm“ gewonnen. Politische Töne sind bei den Oscars ungewöhnlich.

Los Angeles - Sichtlich gerührt dankten die Macher von „Two Distant Strangers“ hinter den Kulissen der Filmakademie. „Es ist erstaunlich, dass wir hier einen Oscar in der Hand halten, für einen Film über Polizeibrutalität“, sagte der Afroamerikaner Travon Free vor Journalisten. „Das ist unglaublich.“ Dass bei den Oscars politische Töne angeschlagen werden, daran muss man sich erst noch gewöhnen. Nun hat ein halbstündiger Spielfilm über Polizeigewalt und Rassismus in der Sparte „Bester Kurzfilm“ gewonnen.

Und täglich grüßt Polizeigewalt

US-Rapper Joey Badass spielt darin einen Mann, der in einer Zeitschleife feststeckt und täglich neu von einem Polizisten getötet wird. Die Idee dazu sei ihm bei den Demonstrationen der „Black Lives Matter“-Bewegung nach den vielen Fällen von tödlicher Polizeigewalt gegen Schwarze gekommen, sagte Free. „Das fühlte sich an, als würde man die die schlimmste Version des Films „Groundhog Day“ („Und täglich grüßt das Murmeltier“) immer wieder erleben.“

In seiner Dankesrede auf der Bühne hatte der Filmemacher dazu aufgefordert, gegenüber der täglichen Gewalt nicht gleichgültig zu werden. Jeden Tag würden Polizeibeamte in den USA im Durchschnitt drei Menschen töten. Das seien rund 1000 Opfer jedes Jahr, mahnte Free. Ko-Regisseur Martin Desmond Roe dankte dem Streamingdienst Netflix dafür, dass der Kurzfilm weltweit ein Publikum finden konnte.