Anwohner berichten, dass die Parkplätze in der Tiefgarage kaum genutzt werden. Foto: Maira Schmidt

Die Wiedereröffnung und Nutzung des Kursaals hat auch Schattenseiten: Die Bewohner des Kurparkviertels klagen, dass die Tiefgarage kaum genutzt wird und die Besucher ihnen stattdessen die Parkplätze wegnehmen.

Bad Cannstatt - Keine Frage, die Wiedereröffnung und vor allem die Nutzung des Großen Kursaals als Bürgerhaus ist für Bad Cannstatt ein großer Gewinn. Dennoch gibt es für die unmittelbaren Anwohner einen kleinen Wermutstropfen. In einer E-Mail an unsere Redaktion schreibt Till Rausch, der an der König-Karl-Straße 7 wohnt: „Der Kursaal wird nach jahrelanger Renovierung geöffnet und alle sind glücklich – nur die Anwohner nicht, denn die wissen nicht mehr, wo sie parken sollen.“

Mit diesem Standpunkt ist Till Rausch unter den Bewohnern des Kurparkviertels nicht allein. Bereits am Morgen nach der Eröffnungsfeier des neuen Kursaal-Restaurants kommentiert ein Anwohner auf unserer Internetseite: „Gestern war abends als Anwohner kein Parkplatz zu bekommen. Gehwege und Fußgängerüberwege waren zugeparkt und die Tiefgarage hätte noch Plätze gehabt. ... Ich hoffe sehr, ... , dass sich der Bezirksbeirat mit seiner Forderung nach einem zeitnahen Umsetzen des Parkraummanagements durchsetzt.“

Ende Juli 2012 wurde die Tiefgarage eröffnet

In der Tat hatte der Bezirksbeirat Anfang Oktober zuletzt gefordert, dass das Parkraummanagement nicht erst wie von der Stadtverwaltung vorgesehen 2017, sondern zumindest in den Stadtteilen Cannstatt-Mitte und Kurparkviertel bereits 2014/15 eingeführt wird. Eine Sprecherin der Stadt erklärt hierzu: „Der Gemeinderat entscheidet über den Zeitpunkt zur Einführung sowie über den Inhalt des Parkraummanagements.“ Zum jetzigen Zeitpunkt könnten noch keine konkreten Termine genannt werden.

Ursprünglich wollte die Stadtverwaltung den relativ hohen Parkdruck in den Wohnvierteln rund um den Kursaal mit dem Bau der neuen Tiefgarage in den Griff bekommen. Ende Juli 2012 wurde das inklusive Außenbegrünung rund fünf Millionen teure Bauwerk eröffnet. 86 Kurzzeitstellplätze gibt es dort. Statt diese zu nutzen, scheinen aber viele Besucher der Sportklinik, des Mineralbads und auch des Kursaals lieber auf die kostenlosen Parkplätze im Viertel zurückzugreifen. Das berichten zahlreiche Anwohner auf der Facebook-Seite unserer Redaktion.

Es gibt eine unterirdische Verbindung zum Kursaal

„Ja, leider scheint sie nicht viel genutzt zu werden. Stattdessen cruisen ganz offensichtlich Menschen, die in die Sportklinik möchten, durch unsere Straße. Die Hautärzte in der König-Karl-Straße werben auch auf ihrer Website für das Parkhaus, aber lieber parken manche in zweiter Reihe in der König-Karl-Straße, sodass es immer wieder zu Ärger mit der Stadtbahn kommt“, schreibt eine Bewohnerin. Eine Beobachtung, die auch Anja Frey gemacht hat: „Wir wohnen gleich in der Nähe, am Tag finde ich keinen Parkplatz. ... Und das Parkhaus ist leer.“

Eine Idee, wie die Tiefgarage zumindest unter der Woche stärker genutzt und die Anwohner entlastet werden könnten, hat eine andere Facebook-Nutzerin: „Leider stellt das Parkhaus anliegenden Firmen keine Dauermietplätze zur Verfügung.“ Der Kommentar von Isabelle Verleih zielt in eine ähnliche Richtung: „Die Mitarbeiter der Olgakrippe, der Sportklinik, der Hautarzt-Praxis und sonstige Büros werden das Parkhaus eh nicht benutzen, da dieses dann auch zu teuer wäre für einen ganzen Arbeitstag.“ Hierzu erklärt eine Sprecherin der Stadt jedoch: „Die Tiefgarage ist in erster Linie eine öffentliche Betriebsgarage für Besucher des Kursaalkomplexes. Zudem dient sie auch als öffentliche Parkeinrichtung für Kurzparker, zum Beispiel für Besucher der Sportklinik oder des Mineralbades. Wenn Stellplätze an Firmen vermietet würden, wären dies Dauerstellplätze, die ständig reserviert werden müssten.“

Die Stadt gehe aber generell nicht davon aus, dass sich die Parksituation durch die Wiedereröffnung des Großen Kursaals verschärfen werde. Schließlich habe es bereits vor der Sanierung – und damals gab es noch keine Tiefgarage – Veranstaltungen im gesamten Kursaalkomplex gegeben. Zudem rechne die Verwaltung damit, dass die 86 Stellplätze von den Besuchern des Kursaales angenommen werden“, so die Sprecherin.

Vielleicht ist es ja tatsächlich nur eine Frage der Zeit. Zumindest für die Besucher des Kursaals bietet die Tiefgarage schließlich gerade im Winter einen unschlagbaren Vorteil: Es gibt eine unterirdische Verbindung zum Kursaal, sodass man auch bei Regen oder Schnee trockenen Fußes dort ankommt. Die Sprecherin der Stadtverwaltung räumt allerdings auch ein: „Voraussichtlich wird die Nachfrage bei Veranstaltungen stärker sein als das Stellplatzangebot.“