Die Bahnschranke am Übergang Adlerbrücke ersetzt derzeit ein von Hand eingehängtes Plastikband. Foto: Gottfried Stoppel

In Plüderhausen stehen zwei Schrankenwärter und sperren die Straße für jeden vorbeifahrenden Zug von Hand mit Bändern ab. Das Kuriosum zieht Schaulustige an.

Plüderhausen - Da stehen sie, die beiden Schrankenwärter postmoderner Art. Diesseits und jenseits der Gleise am Übergang der Plüderhausener Adlerbrücke ziehen sie, sobald ein Zug im Anrollen ist, ihre rot-weißen Plastikbänder quer über die Straße, und sobald der Personen- oder Güterzug vorbeigerollt ist, werden sie wieder eingeholt.

Sagen wollen die beiden zum Bahnwärtersein der ganz neuen (oder alten) Art nichts. Und die Begeisterung, als Kuriosität begafft zu werden, hält sich bei den von der Bahn zum Sonderdienst abgeordneten Angestellten nach den ersten Wochen in Grenzen. Dessen ungeachtet finden sich ständig Schaulustige ein, die das manuelle Abschrankungsritual fasziniert beobachten – und kommentieren. „Ist doch ein cooler Job“, sagt feixend ein jugendlicher Betrachter der Szenerie: „Alle halbe Stunde das Band einhängen – könnt ich mir auch vorstellen, ist doch echt entspannt.“

Ein Blitz richtet irreparablen Schaden an

Ein Blitz ist es gewesen, der Mitte Juni – just an dem Tag, als im Nachbarort Urbach die neue Bürgermeisterin Martina Fehrlen ins Amt eingesetzt wurde – die Steuerung der Bahnschrankenanlage im Plüderhausener Osten lahmgelegt hat. Der Schaden, so hieß es seitens der Bahn, sei irreparabel. Die zunächst verkündete Hoffnung, die defekte Steuereinheit könne durch ein entsprechendes Ersatzteil aus einer stillgelegten Schrankenanlage ersetzt werden, hat sich schnell zerschlagen. Nichts Kompatibles verfügbar, lautete der nächste Stand beim Krisenmanagement am maroden Bahnübergang. Was bedeutete, dass nun eine komplett neue Steuerungsanlage fällig ist, deren Einbau aber erst vom Beginn der Sommerferien an möglich sei.

Bis dahin wird auch das leicht ramponierte Schild mit der Aufschrift „Blinklichtanlage ausser Betrieb“ hängen bleiben. Und die beiden das Plastikband aus- und einrollenden „Bahnübergangsposten“ werden von einem provisorischen Wärterhüttle aus dafür Sorge tragen, dass der Übergang von Zug zu Zug manuell gesichert wird.

Zwei Männer bewachen den Bahnübergang

Wobei natürlich nicht jeder einfach so über den per Doppelposten bewachten Bahnübergang gen Mühlwasen fahren darf. Denn zusätzlich kündet ein „Durchfahrt-Verboten“-Schild von einer Sperrung des Übergangs, der ohnehin bis zum Jahr 2022 komplett saniert werden soll – inklusive der gesamten Bahnschrankenanlage und des Straßenbelags. Nur Anlieger, so ist der Beschilderung zu entnehmen, sollten sich vor dem Plastikband aufreihen, um auf freie Fahrt über die Gleise hinweg zu warten. Komplettsanierungsbedarf also rund um die maroden Schranken. Der Blitz hat da beim Gewitter im Juni einfach etwas zu früh eingeschlagen.

Da passt ins Bild, was der Plüderhausener Bürgermeister sagt: Er sei aus allen Wolken gefallen, dass – als er vom Urlaub zurückgekommen war – urplötzlich zwei Übergangs-Bewacher dagestanden hätten, sagt Andreas Schaffer über die neuartigen Wärter an einem der beiden im Remstalflecken noch verbliebenen beschrankten Übergänge. Aber letztlich „bin ich über die Lösung froh, sonst hätte der Übergang ganz dicht gemacht werden müssen“. Was momentan wegen der zwei Straßen weiter gesperrten Kreuzung Mühlbach-/Adelberger Straße bedeutet hätte, dass der Mühlwasen komplett abgeschnitten gewesen wäre. Immerhin, am Wochenende ist jene Kreuzung pünktlich zu den Plüderhauser Festtagen wieder offen. Dafür wird voraussichtlich am 26. Juli der Bahnübergang für die Sanierung der Schrankensteuerung bis auf weiteres ganz dicht gemacht.