Das Gebäude in Marbach am Neckar wurde vor Jahren saniert. Allerdings wurde die Empore ausgeklammert. Das fällt der Kommune nun auf die Füße.
Das Sommerkonzert des Friedrich-Schiller-Gymnasiums (FSG) im Juli war wie immer ein rauschendes musikalisches Fest. Die Darbietungen der Chöre, Ensembles und Solisten wurden vom Publikum teils frenetisch beklatscht. Die im Parkett der Stadthalle aufgereihten Stühle waren ausnahmslos belegt. Der einzige Wermutstropfen: die Kapazitäten waren damit komplett erschöpft. Dabei hätten gerne weitere Besucher das Ereignis im Saal verfolgt. Kurios mutet an, dass das theoretisch möglich wäre, da die 118 Klappstühle auf der Empore unbesetzt blieben. Praktisch funkt aber die Welt der Paragrafen dazwischen.
Probleme mit einer Verordnung
„Die Empore entspricht nicht mehr der aktuellen Versammlungsstättenverordnung“, erklärt der Marbacher Bürgermeister Jan Trost. Auf die Füße fällt der Stadt damit offenbar der Umstand, dass die Stadthalle im Jahr 2009 zwar kernsaniert wurde, aber nicht in Gänze. Die Empore sei damals ausgeklammert worden, sagt Trost. Aus mehreren Gründen sei die Nutzung der Stühle dort damit jetzt unzulässig. So müssten die Sitze in Versammlungsstätten unter anderem mindestens einen halben Meter breit sein. In der Stadthalle erreiche man lediglich 40 Zentimeter. Außerdem seien maximal zehn Stühle zum Gang hin zulässig, statt der aktuell montierten 15. Die Stühle seien überdies „durch die Bauart und den Klappmechanismus nicht ,quetschsicher‘. Es besteht die erhöhte Gefahr von Verletzungen“, erläutert Trost. Weiter fehlten Geländer an den Treppenaufgängen im Foyer und auf der Empore. Auch müsste die Notbeleuchtung der Treppenstufen auf der Empore ertüchtigt werden.
Man ahnt, dass sich diese lange Mängelliste nicht im Vorbeigehen und schon gar nicht für kleines Geld beheben lässt. Und das bestätigt der Bürgermeister dann auch prompt. „Die Kosten einer Sanierung stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen“, findet Trost. Es sei aktuell nicht geplant, die Empore auf Vordermann zu bringen. „Das FSG-Sommerkonzert ist die einzige Veranstaltung im Jahr, bei der die Saalkapazität von 720 Plätzen in Reihenbestuhlung nicht ausreicht. Bei einer Ertüchtigung fallen zudem Sitzplätze weg“, erklärt der Bürgermeister. Bei Konzerten der Stadt beziehungsweise einer Agentur, mit der die Kommune bei Veranstaltungen kooperiert, würden „nur so viele Karten verkauft, wie die Halle Kapazität hat“. Im Hinblick auf das Sommerkonzert des Gymnasiums sei als Lösung angeregt worden, „Platzkarten in der maximalen Anzahl der Plätze auszugeben“.
Ein Vorschlag, den das FSG bei der jüngsten Auflage beherzigt hat. „Ich kann auch verstehen, dass die Stadt Prioritäten setzen muss und nicht alles auf einmal finanzieren kann“, sagt Volker Müller, Leiter des Gymnasiums. Er erinnert daran, dass unter anderem ein neues Hallenbad gebaut werden soll. „Trotzdem würden wir uns natürlich wünschen, dass die Empore saniert wird. Vielleicht lässt sich ein solches Projekt ja auch über Crowdfunding stemmen“, erklärt er. „Wir haben inzwischen verschiedene Veranstaltungen, die so groß sind, dass sie sich nicht oder nur schwer in der Stadthalle umsetzen lassen. Insofern wäre es schön, wenn zusätzliche Zuschauer-Kapazitäten zur Verfügung stehen würden“, sagt Müller.