Mit diesem Porsche 911 Carrera landete ein 90-Jähriger am Montag im Lüftungsschacht der Ludwigsburger Rathausgarage. Foto: Julian Meier

Am Montag hatte ein 90-Jähriger seinen Porsche im Lüftungsschacht der Ludwigsburger Rathausgarage versenkt. Er selbst will auch in Zukunft noch Auto fahren, sein Sohn sieht das anders.

Am Dienstagnachmittag steht ein 90-jähriger Mann in der Rathausgarage Ludwigsburg. Direkt vor ihm wird sein beschädigter Porsche abgeschleppt. Es ist das Auto, mit dem er am Vortag rückwärts durch die Wand der Tiefgarage geschossen war. Der Unfallfahrer bleibt anonym, doch er erzählt, wie es zu dem spektakulären Crash kam – und warum er trotz seines Alters weiter Autofahren will.

 

„Ich wollte mir eigentlich in nächster Zeit ein kleineres Stadtauto kaufen“, sagt der 90-Jährige mit Blick auf seinen zerbeulten Porsche. In wenigen Tagen hätte er sich voraussichtlich von dem Sportwagen getrennt, er wollte sich mit drei potenziellen Käufern treffen. Dazu wird es nun nicht mehr kommen.

Wie konnte es zu dem Porsche-Unfall kommen?

Denn zuvor gab es den folgenschweren Unfall am Montagabend. Nachdem der Wagen in fünf Metern Höhe hängen geblieben war, konnte der Mann von der Feuerwehr befreit werden. Das Auto wurde in den hinter der Wand liegenden Lüftungsschacht abgelassen. Wie konnte es zu dem Unfall kommen? Spielte das hohe Alter des Unfallfahrers vielleicht eine Rolle?

Der Porsche hing am Montagabend in dem Lüftungsschacht. Am Dienstag wurde das Auto geborgen. Foto: Feuerwehr Ludwigsburg

Folgenschwerer Fehler beim Rückwärtsfahren

Der Unfallfahrer selbst bestreitet das: „Ich bin 90 Jahre und hatte bis jetzt noch keinen Unfall. Ich bin im Kopf einwandfrei.“ Auch an diesem Tag habe er sich fit gefühlt, nur eines sei anders gewesen. Gut drei Stunden vor dem Unfall sei er gestürzt und habe sich eine kleine Beule am Hinterkopf zugezogen.

Sein Sohn, der beim Abtransport des kaputten Porsches vor Ort ist, kann nur darüber rätseln, ob der Sturz etwas mit dem Unfall zu tun hatte. Direkt danach hatte er seiner Meinung nach jedenfalls nicht den Eindruck gemacht, als wäre er beeinträchtigt gewesen.

Doch woran lag es dann? Der 90-Jährige schildert den Vorfall wie folgt: Sein Behindertenparkplatz in der Rathausgarage sei an diesem Nachmittag belegt gewesen, deswegen musste er auf einem anderen Platz parken. Noch dazu sei starker Verkehr gewesen.

Als er dann an besagter Stelle vor dem Lüftungsschacht stand, unterlief ihm der folgenschwere Fehler. „Ich dachte, ich habe den Vorwärtsgang schon eingelegt und habe Gas gegeben.“ Plötzlich beschleunigte das Auto jedoch rückwärts – der Rest der Geschichte ist bekannt.

Unfallfahrer will weiter mobil bleiben

Der Unfall machte auch deswegen solche Schlagzeilen, weil es sich bei dem Auto um einen Porsche 911 Carrera handelt, rund 15 Jahre alt – vergleichbare Modelle werden online für rund 60.000 bis 70.000 Euro gehandelt. Der 90-Jährige bildet sich darauf aber nichts ein: „Der Porsche ist ein Prestigeauto – aber nicht für mich. Für mich ist es einfach ein Auto gewesen“, sagt der Besitzer.

Sein Sohn springt ihm bei: „Man kann es eigentlich nicht nachvollziehen, aber der Porsche ist tatsächlich das einzige Auto, mit dem er technisch vertraut ist.“ Moderne Fahrzeuge mit technischen Spielereien und großen Displays würden seinen Vater überfordern.

90-Jähriger will weiterfahren

Trotz des Unfalls will der 90-Jährige noch weiterfahren, zwar „keine große Weltreise“ mehr, aber zumindest so viel, um selbstständig zu bleiben. Denn zu Fuß ist er nicht mehr so gut unterwegs, er läuft mit zwei Krücken.

Sein Sohn ist da allerdings anderer Meinung: „Mit 90 ist es auch mal gut jetzt.“ Es sei eine Grundsatzdebatte, bei welchem Alter man anfange, über einen Führerscheinentzug nachzudenken. „Er fährt umsichtig, vorsichtig, aber irgendwann passiert halt doch mal was.“