Es wäre nur halb so kurios, hätte sich das Szenario nicht vor fast fünf Jahren an genau derselben Stelle abgespielt. Ein Pferd ist bei Obernheim in einem Pool gelandet.
Wie der Schwarzwälder Bote berichtet, trauten Obernheimer Feuerwehrleute ihren Augen kaum, als sie am frühen Montagmorgen um kurz nach Mitternacht mit dem Stichwort „Tierrettung Pferd in Pool“ nach Tanneck gerufen wurden. „Ich dachte, mein Piepser spinnt und zeigt mir einen alten Einsatz“, berichtet Kommandant Markus Haas. Denn vor fast fünf Jahren – im August 2020 – musste die Obernheimer Feuerwehr schon einmal ein Pferd aus genau demselben Pool befreien.
Doch die Einsatzleitstelle bestätigte, dass es schon wieder passiert ist. „Normalerweise erlebt man als Feuerwehrmann nie einen solchen Einsatz“, vermutet Haas. „Und wir gleich zweimal.“ 18 Mann rückten nach Tanneck aus, einen Weiler bei Obernheim. Die Vorhut, Kommandant Haas und Einsatzleiter Florian Haile wurden vom Hofbesitzer in Empfang genommen: „Es ist wieder passiert.“ Der Pool war derselbe wie vor fünf Jahren, allerdings nicht das Pferd. Fiel damals Hengst Aladdin ins Wasser, war es diesmal Stute Amelie, der das Malheur passierte.
Vor Gewitter erschrocken
In der Nacht tobte ein Gewitter. Mutmaßlich habe die Stute auf der Koppel, die zum Hof gehört, Angst bekommen und aus der Panik heraus den Zaun durchbrochen. Auch das zweite, etwas kleinere Pferd auf der Koppel, ist ausgebüchst. Dieses entdeckte der Hofbesitzer als erstes, als es ihn durch die Terrassentür anschaute, dann Amelie im Garten-Pool.
Die Obernheimer Feuerwehr ist wohl die einzige, die in einem solchen Fall genau weiß, was zu tun ist. „Wir machten es so wie beim letzten Mal“, berichtet Haas. Die Feuerwehrleute pumpten das Wasser aus dem Becken ab und bauten aus Holzpaletten, die auf dem Hof gelagert waren, eine Treppe.
Treppe aus Paletten
Dann kam der knifflige Teil – das verängstigte Pferd über die Treppe aus dem Pool herauszuführen. Aus Leitern bauten die Feuerwehrleute eine Art Korridor, damit die Stute nicht nach links oder rechts ausbrechen kann.
Der Besitzer beruhigte das Tier, führte es am Halfter aus dem Pool und versuchte, es mit Leckereien zu locken. Doch im Gegensatz zu Aladdin war Amelie nicht bestechlich und ließ sich nur schwer davon überzeugen, die Stufen hinaufzusteigen. Kurz bevor das Tier den Beckenrand erreicht hatte, zog es zurück. Doch am Ende ging alles ganz schnell und Amelie sprang auf die letzte Stufe in die Freiheit.
Kleine Blessuren
Außer einer Schürfwunde am Hintern und kleinere Blessuren hat das Tier augenscheinlich keine Verletzungen davongetragen. Allerdings hat das rund 600 Kilo schwere Tier das Schwimmbecken beschädigt. Laut Haas ist bereits vor Eintreffen der Feuerwehr Wasser ausgetreten.
Der Einsatz dauerte rund eine Stunde – im August 2020 waren die Feuerwehrleute rund um die drei Stunden mit der Tierrettung beschäftigt gewesen. „Aber wir haben ja jetzt Erfahrung.“