Das Rathaus in Schwanau – wer tritt die Nachfolge des amtierenden Bürgermeisters Wolfgang Brucker an? Foto: Michael Sauer

Die Mehrheit der Wähler in der mittelbadischen Gemeinde will einen Mann als Bürgermeister, der die Wahl nicht annehmen kann. Warum haben ihn die Bürger trotzdem gewählt – und wie geht es jetzt weiter?

Die Bürgermeisterwahl in der mittelbadischen Gemeinde Schwanau (Ortenaukreis) hat am Wahlsonntag nach der unerwarteten Kandidatenschwemme eine weitere Überraschung erbracht: Mit 57,78 Prozent (1711 Stimmen) der abgegebenen Stimmen hat der Kandidat Alexander Schindler (42) die absolute Mehrheit errungen. Dieser hatte jedoch vor zwei Wochen mit Bedauern mitgeteilt, dass er krank und nicht in der Lage sei, die Kandidatur aufrechtzuerhalten. Da stand er aber bereits auf dem Stimmzettel. Und Schindler, derzeit noch Umweltamtsleiter in der benachbarten Europapark-Gemeinde Rust, hat als einziger der elf Bewerber um das Schwanauer Amt eine Ausbildung und langjährige Erfahrung im Verwaltungswesen. Die übrigen Kandidaten – etliche von auswärts und zum Teil inspiriert von einem wohl satirisch gemeinten Radiospot – und eine Kandidatin erhielten magere Ergebnisse zwischen 0,03 (1 Stimme) und 9,7 Prozent (272 Stimmen).

Das Ziel der Wähler war offenbar eine komplett neue Wahl

Die Wahlbeteiligung lag bei einer für Bürgermeisterwahlen durchschnittlichen Quote von 53 Prozent, abstimmungsberechtigt waren 5738 Personen. Gewählt werden musste, weil Amtsinhaber Wolfgang Brucker (59) im Februar überraschend Direktor des Regionalverbandes Südlicher Oberrhein wurde.

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Gemeinderäte und Bürger in Schwanau reagierten erleichtert auf das Wahlergebnis am Sonntag. Die Wählerinnen und Wähler hätten deutlich signalisiert, dass sie einen Kandidaten wollten, „der weiß, was er kann“, sagte Gemeinderätin Dagmar Frenk (SPD). Nun wird die 7200 Einwohner zählende Ried-Gemeinde am Oberrhein wohl eine Neuwahl erleben. Denn dass der gewählte Kandidat Alexander Schindler durch das überragende Votum wundersam geheilt wird, ist nicht zu erwarten. Er wird die Wahl wohl nicht annehmen. Deshalb kommt es nicht zu einem zweiten Wahlgang, sondern binnen drei Monaten zu einer komplett neuen Wahl, mit entsprechendem Prozedere, also auch einer neuen Bewerbungsrunde. Dies war, auch das wird in der Gemeinde offen ausgesprochen, wohl das Ziel vieler Wähler, obwohl sie wussten, dass der kranke Kandidat wohl absagen würde. Man erhoffte sich auf diese Weise ein qualifizierteres Kandidatenangebot. Neuer Wahltermin wird voraussichtlich Ende August sein.