Alexander Reiser (l.) und sein Hand-Modell Detlef Krüger. Foto: Thomas Krämer

Alexander Reiser, Masseur im Wichernhaus schafft mit der Hand eines Bewohners als Vorlage ein Kunstwerk. Anlässlich des Sommerfestes wurde das Ergebnis nun offiziell enthüllt.

Kaltental - Es war die Hand von Detlef Krüger, die den Pfleger und Künstler Alexander Reiser interessiert hat. Keine, die in einer Werbung für Handcremes oder andere Schönheitsprodukte herhalten oder gar einen teuren Ring hätte zur Schau tragen können. Vielmehr eine Extremität, die das Leben gezeichnet hat, die von Rheuma deformiert ist und dadurch eine ganz eigene Anatomie aufweist.

„Ästhetik der außergewöhnlichen Form“

„Ästhetik der außergewöhnlichen Form“ hat Reiser sein Werk genannt, das am Samstag während des Sommerfests enthüllt wurde und nun im Garten des Wichernhauses in Kaltental steht. „Mir ging es darum, die pflegerische Arbeit der Menschen hier zu würdigen“, sagte Reiser bei der Vorstellung der Plastik. Denn die Mitarbeiter gehen in dem von der Evangelischen Gesellschaft (eva) Stuttgart betriebenen Pflegeheim für Obdachlose keinem einfachen Job, sondern eine besonderen Arbeit mit vielen unterschiedlichen Herausforderungen nach. „Das verlangt oft kreative Ansätze“, sagte Heike Schmid-Mühlig, die in dem Haus für den Sozialen Dienst zuständig ist. Das Kunstobjekt Reisers ist für sie etwas Besonderes. „Im Pflegealltag verschafft Reiser als Masseur mit seinen Händen Entspannung, in diesem Fall haben sie ein Kunstwert geschaffen“, sagte die Sozialpädagogin.

Ein Leben mit Ecken und Kanten

Etwa zwei Jahre dauerte es, bis der Pfleger – eigentlich ein gelernter Masseur – und Künstler seine Idee umsetzen konnte. Immerhin hatte er nur seine Freizeit, um diese beeindruckende Arbeit verwirklichen zu können. „Ich wollte diese außergewöhnliche Hand verewigen“, sagte Reiser. Dazu wurde mit flüssigem Gips eine Rohform erstellt, die mit Bronze ausgegossen wurde. Angebracht wurde die Bronzehand an einen Stein mit dem Schriftzug „Hand, D.R. Krüger“ an der Vorderseite sowie den Namen der im Wichernhaus arbeitenden Pflegekräfte an der Rückseite des Objekts. Dass der die Bronzehand tragende Stein an einer Seite eine Aussparung aufweist, hat nichts mit Schludrigkeit des Künstlers oder einem Unglück beim Transport zu tun. „Das spiegelt das Leben der Bewohner unseres Hauses mit all seinen Ecken und Kanten wider“, sagt Schmid-Mühlig.

Die Bewohner des Hauses wohnten der Enthüllung zu Beginn ihres Sommerfestes bei. „Herr Krüger, der ja wusste, was kommt, hat sie zuvor ganz schön neugierig gemacht“, sagte Schmid-Mühlig, die zusammen mit Gerhard Schröder, dem Leiter „Dienste für ältere Menschen“ der eva, dem Künstler sowie dem Hand-Modell bei der Vorstellung des Kunstobjekts dabei war.