Robin Bischoff im Projektraum: So, wie bei einem Workshop entworfen, könnte eine Containerstadt vor den Hallen aussehen. Foto: Fritzsche

Der Kunstverein Wagenhalle hat sich in ein paar blaue Container direkt vor die Wagenhallen ausgelagert und bespielen dort einen Projektraum. Die Künstler im Verein haben aber auch schon viele Ideen für die Zeit nach der Sanierung.

S-Nord - Noch sind die Wagenhallen nicht für die anstehende Sanierung geschlossen. Erste Anzeichen dafür sind aber nicht zu übersehen: Auf dem ehemaligen Parkplatz stehen neben einigen Autos auch mehrere Container. Zwei davon sind leuchtend blau: Die gehören zum neuen Projektraum Taut des Kunstvereins Wagenhalle. Die Buchstaben stehen für Temporary Artists Utopia Tool. „Wir planen hier viele Veranstaltungen, es soll ein Multifunktionsraum sein“, erklärt Robin Bischoff, der erste Vorstand des Vereins. Vorträge, Lesungen, Workshops, Ausstellungen – all das soll hier möglich sein. „Wir wollen uns professionalisieren, und der Projektraum gehört dazu“, erklärt Bischoff.

Verein beschäftigt sich mit der Zeit nach der Sanierung

Dass die Wagenhallen nun saniert werden sollen, „sehen wir zwischenzeitlich positiv“, sagt Robin Bischoff. Trotz der Tatsache, dass sich der Verein – ähnlich wie der Bezirksbeirat Nord – eine kleinere Konzerthalle gewünscht hätte als die nun geplante. Mittlerweile beschäftigt sich der Verein aber verstärkt damit, was nach der Sanierung sein wird und nach der Fertigstellung von Stuttgart 21, wenn das neue Rosensteinquartier entstehen soll.

Die Künstler im Verein haben auch selbst viele Ideen, wie die Wagenhallen und die geplante Wohnbebauung daneben aussehen soll, auch konkrete Entwürfe gibt es dazu schon. Momentan zieren sie die Wände des Projektraums. Sie sind Teil der Dauerausstellung „Transfor-Motor“ im Projektraum. Vorstellbar sei etwa ein Marktplatz vor den Wagenhallen, um den sich eine „Containerstadt“ gruppiere. „Wenn die Stadt ihre Künstler behalten will, brauchen wir mehr Platz, und wir wollen Teil des Stadtentwicklungsprozesses sein“, resümiert Robin Bischoff. „Wir wollen das Wohnen nicht verdrängen, aber ein kulturell-gewerblich genutzter Gürtel rund um die Wagenhallen, das wäre schön.“

Die Containerstadt ist nicht nur eine Idee für die Zeit nach der Sanierung, sondern auch der Plan für die Zeit während der Sanierung: „Die Künstler werden sich in Container auslagern, solange saniert wird“, erklärt Bischoff. So müsse niemand weit wegziehen. Die Anfragen nach Containern sind groß, der Kunstverein hat schon welche von Künstlern aus der Kulturniederlassung Südwest an der Türlenstraße bekommen, die sich nach dem Ende der Zwischennutzung dort ebenfalls etwas anderes suchen müssen. Für die Ateliers des Kunstvereins gibt es aber so oder so schon Wartelisten, sagt Bischoff: „Sobald ein Atelier frei ist, rückt der nächste nach.“ Rund 100 Mitglieder hat der Verein, etwa 80 Künstler sind vor Ort und arbeiten auf rund 5000 Quadratmetern auf dem Areal, inklusive der Container und der Backsteinhäuser neben den Hallen.

Schaufensterkunst zwischen Tor 3 und Tor 6

Bis zum 7. November läuft noch die Ausstellung „Foundation for Freckles“ des Kuratorinnenduos Peekaboo im Projektraum. Der ursprüngliche Ausstellungsraum des Vereins, zwischen Tor 3 und Tor 6 der Wagenhallen, darf aufgrund des fehlenden Brandschutzes nicht mehr für die Schauen genutzt werden. Der Kunstverein hat dennoch einen Weg gefunden, die Räume weiterhin zu verwenden: Ein Teil der Ausstellung ist darin aufgebaut – das Besondere: Betrachten darf man die Werke nur von außen, eine Kette hindert den Zuschauer am Betreten. „Schaufensterkunst“, nennt Robin Bischoff das.

Anfang Dezember soll ein „Stadtplanungsworkshop“ mit Kultur- und Kunstschaffenden sowie Stadtplanern und Politikern stattfinden. Außerdem sind weitere Veranstaltungen in der Reihe „Kulturschutzgebiete“ geplant. Darin sollen Künstler, Architekten, Experten und Laien über Stadtentwicklung, allgemein und ganz konkret am Beispiel des Quartiers am Nordbahnhof, diskutieren.