Filz, Skater, Bürstenfiguren: das Trio Sandra Fritz, Michael Haußer und Rüdiger Scheiffele (von links) beim Aufbau für die Vernissage an diesem Freitag im Kunstverein. Foto: Dirk Herrmann

In den Räumen des Kunstvereins Fellbach präsentieren sich gleich drei Künstler: Sandra Fritz, Michael Haußer, Rüdiger Scheiffele. Zu sehen sind Surfer, Figuren aus Baumarktteilen oder Katzenporträts.

Das Edelmetall, womöglich auch lediglich sein glänzendes Äußeres, birgt große Reize und Verlockungen und inspirierte schon viele Menschen zu Aphorismen und Sprichwörtern. Wie heißt es doch in Goethes Drama „Faust“: „Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles! Ach wir Armen!“ Noch geläufiger ist die Floskel: „Es ist nicht alles Gold, was glänzt.“

Alles Gold, was glänzt!

Tatsächlich nicht? Eine Ausstellung im Kunstverein Fellbach setzt keineswegs auf die Verneinung, sondern bekennt optimistisch: „Alles Gold, was glänzt!“ Denn es ist ein selbstbewusstes Trio, das seine Aquarelle, Ölbilder, Materialcollagen, Wandobjekte oder Grafiken im Gewölbekeller präsentiert.

Das von Sandra Fritz ersonnene Motto diente zu mancher Neuschöpfung im Sinne der güldenen Vorgabe. Doch durchforsteten sie und ihre beiden Kollegen Michael Haußer und Rüdiger Scheiffele ihr bisheriges Werk auch auf Arbeiten, die zum Motto passen. Mit der Idee einer Dreierausstellung geht das Trio schon länger schwanger, doch bis zur Umsetzung dauerte es dann doch einige Jahre. „Wir haben gedacht, wir machen das hier lieber zu dritt, das macht einfach auch mehr Spaß“, sagt Rüdiger Scheiffele. Zu sehen sind im Souterrain des Gebäudes an die 50 Exponate, die auf das Spiel der Eitelkeiten abheben, die mal glänzen und funkeln und mal eben doch zeigen, wie sehr der goldene Schein verwirren, ja trügen kann.

Die Surfer von Kalifornien

Schnell erkennbar ist bei Michael Haußer die Dynamik auf seinen oft sehr farbintensiven Gemälden. „Andere bevorzugen beispielsweise Landschaften, aber bei mir ist Bewegung ein Thema, das sich seit 27 Jahren durch mein Werk zieht“, sagt Haußer, der aktuell auf Ateliersuche ist. Mal beschäftigte er sich in seinem Schaffen mit Rallyefahrern, mal mit Abfahrtläufern auf Skipisten, mal mit Surfern an der Westküste der Vereinigten Staaten von Amerika – der Besuch dort vor Ort in Kalifornien steht übrigens noch auf seiner Wunschliste. Im Keller des Kunstvereins Fellbach sind beispielsweise etliche Werke mit Motorradfahrern zu sehen, auf denen die Protagonisten im Rausch der Geschwindigkeit dank dickem Pinselstrich fast aus dem Bild heraus preschen. Das Tempobolzen führt quasi von der Zwei- in die Dreidimensionalität. Ein weiteres beliebtes Motiv von Michael Haußer sind Skateboardfahrer, die er während ihrer akrobatischen Stunts eingefangen hat.

Einer der sehr guten Kunden in Fellbacher oder Waiblinger Baumärkten ist Rüdiger Scheiffele. Denn dort findet er das Rohmaterial für seine Werke: Unter seine auf Holzplatten platzieren Exponate schraubt er Rollen, aus einer Bürste wird so beispielsweise ein Haarschopf. Augen oder Schnurrbärte entwickelt er aus Schrauben – „sieht doch aus wie ein Gallier“, sagt der 61-Jährige, der sich auch als Komponist und Sänger künstlerisch verwirklicht. Eine Arbeit heißt „Jesus auf dem Weg nach Golgatha“.

Panzer aus Filz sind ungefährlich

Viel mit Porträts beschäftigt sich Sandra Fritz, „die Augen sind für mich ziemlich wichtig“, sagt sie. Zu sehen sind auf ihren Malereien außerdem etliche Katzen und andere Vierbeiner. „Hunde malen ist meine Huldigung an deren Loyalität und bedingungslose Liebe“, hat sie einmal preisgegeben. Erkennbar ist auch ihr Faible für Filzwolle, zumeist sind es kleine Tiere wie Teddys oder auch mal einen pink bemalten Jägermeister-Hirschkopf, die an der Wand hängen. Eine schon einige Zeit zurückliegende Aussage von Sandra Fritz wirkt aktueller denn je: „Filzen mit der Nadel ist zunächst grob und gefährlich. Panzer, wenn sie aus Filz gemacht sind, sind ungefährlich.“

Vernissage Die Ausstellung im Gewölbekeller des Kunstvereins Fellbach, Cannstatter Straße 9, findet an diesem Freitag, 31. März, um 19.30 Uhr statt. Die Eröffnung gestaltet Renate Herrmann, die Musik von Markus „Lino“ Brendel (Gesang, Gitarre) und Martin Storz (Gitarre, Mandoline) soll den Abend zusätzlich beflügeln. Die weiteren Öffnungszeiten: 1. und 2. April sowie von Ostersamstag bis Ostermontag (8. bis 10. April) jeweils von 14 bis 18 Uhr.