Galerist Klaus Gerrit Friese vermisst in der Kunstszene die „Koordination“ Foto: Piechowski

Exklusiv berichteten die StN über eine Studie im Auftrag der Kunststiftung Baden-Württemberg. Nach dieser ist Baden-Württemberg wohl als Ausbildungsort attraktiv, weit weniger aber als Lebens- und Arbeitsort für Künstlerinnen und Künstler. Die Diskussion ist eröffnet.

Stuttgart - Exklusiv berichteten die Stuttgarter Nachrichten über eine  Studie im Auftrag der Kunststiftung Baden-Württemberg.   Nach dieser ist  Baden-Württemberg  wohl als Ausbildungsort attraktiv, weit weniger aber als Lebens- und Arbeitsort für Künstlerinnen und Künstler. Die Diskussion ist eröffnet.

 

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Alles ganz normal

„Die kritischen Punkte sind nicht Stuttgart-spezifisch. Das Gleiche wird man von allen mittleren deutschen Städten sagen, die nicht Köln, Düsseldorf oder Berlin sind. Die Fragen der Studie betrachten die Kunstszene Stuttgart oder Baden-Württemberg als ein statisches Phänomen. Viel eher sollte man bei einer solchen Studie den Fluss, die Bewegung messen und nicht nur auf die Exilanten schauen. Was die Kunstszene betrifft, bin ich eher optimistisch: Stuttgart ist im Fluss, es kommen viele junge Menschen hierher, die auch mal wieder gehen dürfen, Initiativen werden stets neu gegründet, andere regenerieren sich ständig und bleiben auf der Höhe der Zeit. Das Künstlerhaus spielt international mit, ebenso der Kunstverein. Die vielen Absolventen der Kunstakademie, die Stuttgart verlassen, könnte man leicht für die hiesige Szene wieder aktivieren, wenn man es nur wollte; sie leben vielleicht woanders, haben auch immer einen Fuß in Stuttgart, wenn man sie braucht. Aber braucht man sie? Künstler waren immer Nomaden, die Russen bedauern, dass Kandinski sie verlassen hat, die Rumänen trauern um Brancusi, die Deutschen um die exilierten Künstler der 1930er Jahre, die Franzosen haben Duchamp an die Amerikaner verloren. Alles ganz normal. Und wir sollten nicht trauern, sondern jene Künstlerinnen und Künstler zu würdigen wissen, für die Stuttgart und das Land eine wichtige Station waren. Deshalb freue ich mich insbesondere auf die Ausstellung zu Gertrud Goldschmidt Ende März im Kunstmuseum Stuttgart.“

Jean-Baptiste Joly, Direktor Akademie Schloss Solitude