Da schau her: auf der kleinen Erleninsel am Fuß der Waiblinger Stadtmauer ist am Wochenende ein bunter Zoo aus Kunststofftieren entstanden. Foto: Frank Eppler

Tausend seiner Kunststoffskulpturen hat der Konzeptkünstler und Bildhauer Ottmar Hörl auf dem winzigen Eiland zwischen zwei Remsarmen aufgebaut. Die Figuren werden am 2. und 3. Oktober vom Rotary-Club Waiblingen für einen guten Zweck verkauft.

Waiblingen - Der Schalk blitzt dem Künstler aus den Augen. Das hat man eigentlich schon erwartet, wenn man einige seiner öffentlichen Installationen kennt. Ob es nun der berühmte Dürer-Hase ist, den er in Nürnberg als Kunststoffguss zigfach aufgestellt hat, oder Martin Luther in Wittenberg: Ottmar Hörls Aktionen haben immer etwas Hintergründiges. Vielleicht liegt es an den perfekt gegossenen und anschließend gefärbten Figuren. Die Erdmännchen wirken wie echt, wären sie nicht in Blau, Rot oder Grün gehalten. Es gibt riesige Stierköpfe und Pferdehäupter in Originalgröße, Wildschweine, verschiedene Hunde und eine Anzahl von Zwergen, die denen aus Schrebergärten nachempfunden sind, jedoch mit ihren Händen sehr wenig Gartenzwerghaftes machen – einer, der Sponti, zeigt lächelnd den Mittelfinger.

Hinaus aus dem Atelier in den öffentlichen Raum

„In den 90er-Jahren habe ich in München eine Schar von applaudierenden Zwergen vor der Oper aufgestellt“, berichtet der 1950 in Nauheim geborene Ottmar Hörl, als er sich in Waiblingen mit seinen Helfern daran macht, tausend seiner Tierfiguren auf der Waiblinger Erleninsel aufzustellen. „Ich dachte, das gibt sicher einen Skandal, worauf ich insgeheim gehofft habe.“ Doch die Münchner taten ihm nicht diesen Gefallen.

Im Gegenteil: ihnen gefiel die Zwergenschar so gut, die in einem Kreis vor dem Opernhaus stand, dass deren Zahl immer geringer wurde. „Die Hälfte wurde geklaut, die habe ich dann neu machen lassen“, erzählt der Künstler. Und dann sprang auch noch die „Münchener Abendzeitung“ auf die Aktion auf. „Diese kam auf mich zu mit der Idee, die Figuren für eine Einrichtung zu verkaufen, die alten mittellosen Künstlern hilft. Zusammen mit prominenten Schauspielern, die in München leben, hat das klasse funktioniert“, erzählt Hörl.

Seine Idee, seine Kunst aus dem Atelier auf die Straße zu bringen, war nicht nur verstanden, sondern sogar weiterentwickelt worden. „Die meisten Aktionen habe ich selbst finanziert. Die meisten Städte zucken vor so etwas zurück. Sie befürchten, dass ihre Bürger maulen, für so etwas habt ihr Geld, aber für unsere Anliegen nicht.“ Der Daimler-Konzern finanzierte mehrere von Hörls Aktionen, darunter eine der spektakulärsten, in der 10 000 Eulen nach Athen getragen wurden, und zwar zu den Olympischen Spielen 2004. „Wir hatten Sportler angeschrieben, ob sie nicht eine Eule im Gepäck mitnehmen würden und viele haben es gemacht“, erinnert sich Rainer Knubben, der damals beim Daimler-Konzern arbeitete, und der zusammen mit Ulrich Villinger, dem aktuellen Präsidenten des Rotary-Clubs Waiblingen, die Aktion auf der Erleninsel ausgeheckt hat.

Die ersten Figuren wurden bereits während der Vernissage verkauft

Wie in München soll auch hier der Erlös der Figuren einem guten Zweck zugute kommen: der Stiftung Lebenszeit, die Menschen ein würdiges Lebensende und Sterben ermöglichen will. Dafür spendet Ottmar Hörl – ebenfalls ein Rotarier – die Hälfte der Figuren. Zu sehen sind ausschließlich seine Tierfiguren, schließlich heißt das Projekt „Hörls Tierleben“.

Auf Wunsch von Vernissage-Gästen konnten bereits am Sonntag die ersten Figuren gekauft werden. Diese werden bis zur Finissage ersetzt. Dann werden alle Figuren von 11 bis 13 Uhr auf der Erlensinsel verkauft.