Das Kunstprojekt wurde kontrovers diskutiert. Foto: dpa

Das Projekt DAU hat von Anfang an die Geister geschieden. Jetzt steht es vor dem Aus. Das dürfte erst recht für Diskussionen sorgen.

Berlin - Die Berliner Behörden haben dem umstrittenen Kunstprojekt „DAU“ mit dem Nachbau einer Mauer mitten in Berlin aus Sicherheitsgründen die Genehmigung versagt. Das erklärten Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos) und Bezirksstadträtin Sabine Weißler (Grüne) am Freitag in einem Pressegespräch. Bedenken hatten die Behörden vor allem bei der Verkehrssicherheit, den Rettungswegen und beim Brandschutz.

Die Berliner Festspiele reagierten als Veranstalter verwundert. Die Informationen an sie seien „inhaltlich völlig anders begründet“ als das, was die verantwortlichen Politikerinnen bei der Pressekonferenz erklärt hätten, sagte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. „Die Veranstalter prüfen dies nun und werden sich zeitnah äußern“, kündigte sie an.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) bedauerte die Absage. Zwar müsse man für Sicherheitsbedenken Verständnis haben, dennoch habe sie sich auf das Projekt gefreut. „Nur wer den Mut zum Experiment hat, wer also bereit ist, auch vorhandene Grenzen in Frage zu stellen, schafft Fortschritt und ist Avantgarde im besten Sinn.“

Sicherheit konnte nicht garantiert werden

Bei dem Projekt des russischen Filmemachers Ilya Khrzhanovsky sollte vom 12. Oktober an vier Wochen lang ein ganzes Häuserkarree in Berlin-Mitte mit einer Betonmauer abgeriegelt werden, um dahinter ein diktatorisches System erfahrbar zu machen. Bis zu 3000 Menschen pro Tag wurden erwartet.

Normalerweise bräuchten Veranstaltungen dieser Größenordnung einen Vorlauf von etwa einem Jahr, sagte Weißler. Der Antrag für DAU mit den ersten konkreten Planungsunterlagen sei jedoch erst vor sechs Wochen eingegangen. Wesentliche Unterlagen seien zum Teil noch deutlich später gekommen.

„Dem Veranstalter war es nicht möglich, einen sicheren Ablauf der Veranstaltung zu garantieren“, so das Fazit der Behörden. Nach der Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg und dem Terroranschlag am Breitscheidplatz an der Berliner Gedächtniskirche müsse jedoch Sicherheit die oberste Priorität haben.

Promis und Künstler unter den Unterstützern

Das Projekt hatte - unabhängig von den Sicherheitsfragen - von Anfang an für eine heftige Debatte gesorgt. So stellten sich Filmschaffende wie Lars Eidinger, Iris Berben, Tom Schilling und Veronica Ferres hinter die Pläne, sie warnten vor einer Einschränkung der Kunstfreiheit.

Anderer Prominente um die Stasi-Unterlagenbeauftragte Marianne Birthler und die Publizistin Lea Rosh verwiesen auf das Leid, das die Mauer den Menschen in Berlin jahrzehntelang gebracht habe. „Wir wollen keine Mauer mehr sehen!“, schrieben sie in einem offenen Brief. „Sie war kein Eventspielzeug.“