Patrick Angus, Selbstporträt, ohne Jahr Foto: gf/Galerie Thomas Fuchs

Mit der Wiederentdeckung des US-Malers Patrick Angus ist der Stuttgarter Galerie Thomas Fuchs 2015 ein Coup gelungen. Wie geht der Weg mit Angus weiter?

Mit gerade 39 Jahren stirbt der Maler Patrick Angus 1992 in New York. 2015 macht die Stuttgarter Galerie Thomas Fuchs den Nachlass wieder zugänglich – und bringt Patrick Angus damit zurück auf die internationale Kunstbühne. Ganz vorne dabei: das Kunstmuseum Stuttgart mit der bisher umfassendsten Museumsschau. Und wie geht der Weg weiter? Zum großen Galerienrundgang Art Alarm mit 18 Galerien am 9. und 10. April in Stuttgart zeigt die Galerie Thomas Fuchs Angus-Schätze aus einer Privatsammlung.

Patrick Angus, Portrait of Douglas Blair Turnbaugh, 1991 Foto: gf

Patrick Angus? Im ländlichen Nord-Hollywood geboren, taucht er in den 1980er Jahren tief in das New Yorker Clubleben ein. Das Label des homosexuellen Chronisten versperrt bald den Blick auf die eigentümliche Distanz in Angus’ Szenerien, eine Distanz, die Würde schafft.

Angus’ Landschaften sind auch Figurationen

Und zugleich gerät über seinen gefeierten Figurationen die grundsätzliche Qualität des Werks aus dem Blick. Dabei sind Angus’ Annäherungen an die sich in den 1980er Jahren selbst ein eigenes Tempo gebende Mittelstands-USA von einer eigenen, stillen Dramatik. Angus macht Häuser zu Figurationen, kleine, bedeutungslos erscheinende Straßenkreuzungen zu Räumen entscheidender Begegnungen – und hebt in seinen Porträts die Trennung zwischen (privatem) Innenraum und (öffentlichem) Außenraum auf.

Patrick Angus, Houston & Lafayette Streets (Ausschnitt), 1986 Foto: gf

Eben dies unterstreicht eine Werkgruppe, die Thomas Fuchs nun in den neuen (Zweit-)Galerieräumen in der Augustenstraße 63 versammelt hat. Da ist mit „Houston & Lafayette Streets“ von 1986 die Straßenkreuzung, zeigt „The MoMA Sculpture Garden“ aus dem gleichen Jahr Angus als ebenso scharfen wie betont zurückhaltenden Beobachter wie in seinen Clubszenen – und lädt er im Porträt „Ross MacLean“ von 1990 den Innenraum in einen vielfach verwobenen Gedankenraum auf. Ganz anders das „Portrait of Douglas Blair Turnbaugh“. Ein Jahr vor Angus’ frühem Tod entstanden, macht Angus hier Douglas Blair Turnbaugh zum eigentlichen Erzähler des Bildes.

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Sechs Angus-Bilder aus einer US-amerikanischen Privatsammlung sind in Stuttgart – und der Effekt der Ausstellung, die im Stuttgarter Ausstellungsstartreigen an diesem Freitag, 1. April, von 11 bis 21 Uhr eröffnet wird und am Samstag, 2. April, von 11 bis 16 Uhr zu sehen ist, ist nicht weniger dramatisch als das Beben 2015. Das wird sich im Mai auch in New York bestätigen, wenn die Galerie Thomas Fuchs Bilder von Patrick Angus auf der Messe Volta präsentiert.

Neu in der Galerie: Ashley Norwood Cooper

Die Angus-Gala macht es den Werken von Ashley Norwood Cooper in den angestammten Galerieräumen in der Augustenstraße 68a nicht einfach. Auch hier ist an diesem Freitag, 1. April, Eröffnung. Und auch hier lohnt mehr als ein Blick.

Ashley Norwood Cooper, Blackberry Picker 1, 2022 Foto: gf

1970 geboren, vertraut die US-Amerikanerin der Farbe auch in ihrer Materialität. „Auf Ashley Norwood Cooper sind wir bei der Volta New York 2020 aufmerksam geworden“, sagt Thomas Fuchs. Bilder, die bei einer Messe auffallen, leben aus der Intensität – und tatsächlich erwachsen aus den Malgründen so lockende wie gefährliche Pflanzen und Kreaturen. Sie umranken und umzüngeln Andeutungen von Figuren, die selbst weit eher einem Fundus ewig gültiger Geschichten entsprungen scheinen als sich mit dem Hier und Jetzt begnügen zu wollen.

Rudy Cremonini in der Ruoff-Stiftung

Bei soviel malerischer Intensität passt es, dass die Galerie Thomas Fuchs aktuell noch einen ihrer Maler auf einer hiesigen Ausstellungsbühne weiß: „Distanz ist auch eine Nähe“ ist die Schau mit Werken von Rudy Cremonini in der Fritz und Hildegard Ruoff-Stiftung in Nürtingen (Schellingstraße 12) betitelt.