Das Kunstmuseum Stuttgart hat seine Homepage runderneuert. Ab sofort heißt es: Immer schön wischen!
Stuttgart - Die Devise unserer Tage lautet: Verführung. Deshalb werden die Menschen permanent mit Reizen gekitzelt – in der Hoffnung, dass sie Diesem oder Jenem ihre Aufmerksamkeit oder gar ihr Geld schenken. Auch die Museen müssen auf diesem großen Marktplatz die Werbetrommel rühren. Das zeigt sich deutlich an den Webseiten der Häuser. Das Kunstmuseum Stuttgart hat seine Homepage nun neu gestaltet. Bisher landete man auf einer dauerhaften Begrüßungsseite mit einem Foto des Museumswürfels am Schlossplatz. Über die Stichworte der Menüleiste klickte man sich dorthin, wo man hinwollte – ähnlich wie bei einem Buch, in dem man erst einmal ins Inhaltsverzeichnis blättert, um das herauszupicken, was einen interessiert.
Auch auf anderen Museumsseiten wird heute vor allem gescrollt
Jetzt wird man mit einem Bildmotiv aus der aktuellen Ausstellung begrüßt, der Sonderschau „Konkrete Künstlerinnen“. Wer will, klickt weiter und landet auf einer aufgeräumten Seite, die Informationen, Bilder und ein Video zu der Ausstellung bereithält. Die Hauptseite dagegen folgt dem inzwischen verbreiteten Prinzip des Wischens, das beim Smartphone üblich ist – und nun auch die Nutzung am Computer dominiert, wo man dann eben scrollen muss. Auch auf den Seiten anderer Museen ist es längst üblich, dass man immer weiter und weiter nach unten scrollt – und die Aufmerksamkeit bei Diesem oder Jenem hängen bleibt.
Veranstaltungen findet man jetzt unter dem Stichwort „Begegnen“
Das Kunstmuseum Stuttgart ist im Vergleich zu anderen Angeboten zurückhaltend und denkt an Wischer wie klassische Nutzer. Das Menü ist zwar auf vier Stichworte geschrumpft. Aber man kann weiterhin gezielt nach dem suchen, was man wünscht – seien es Veranstaltungen, die sich nun unter dem Begriff „Begegnen“ finden, oder sei es die digitale Sammlung, zu der man unter dem Menüpunkt „Kunst“ gelangt.
Die Seite sei ein Dinosaurier gewesen, heißt es im Kunstmuseum
„Unsere alte Website war in die Jahre gekommen, ein Dinosaurier der digitalen Frühzeit“, sagt die Museumssprecherin Isabel Kucher. Das Erscheinungsbild der bisherigen Homepage sei nicht mehr zeitgemäß und das Design nicht „responsive“ gewesen, will sagen, das Museum konnte die Seite nicht schnell bestücken. Das hatte sich gerade bei den kurzfristigen Öffnungen und Schließungen wegen Corona als großen Nachteil erwiesen. „Beweggründe für einen Relaunch gab es also viele“, sagt Isabel Kucher. Bei der Konzeption der neuen Website sei ein wichtiger Aspekt die Benutzerfreundlichkeit – auf Neudeutsch Usability – gewesen. Das Publikum soll leicht und ohne großes Nachdenken verstehen, wie die Seite strukturiert ist. Außerdem mussten der Kalender und der Pressebereich optimiert werden.
Modisches Englisch gibt es natürlich auch
Und einen moderneren Anstrich wollte man sich beim Kunstmuseum Stuttgart wohl auch geben. Zumindest finden sich auf der Seite jetzt auch einige Anglizismen: „My House is your House“ heißt nun die Rubrik, unter der man die Öffnungszeiten findet. Und wer sich für den Newsletter des Museums anmelden will, muss auf „Get Art Mail. Now“ klicken.