Schokokunst: Dieter Roths „Motorradfahrerfabrik“ (1968) Foto: Heini Schneebeli © Dieter Roth Foundation, Hamburg

Das Kunstmuseum will junge Besucher für Dieter Roth begeistern. Praktisch: Der Künstler arbeitete mit Poesie und ähnlich wie Daniel Spoerri, der den Begriff Eat Art prägte, mit Essbarem, im Besonderen mit Schokolade.

Stuttgart - Mit Essen spielt man nicht! Das bekommen Kinder oft genug zu hören. Da stellt sich die Frage, ob Essen in Kunst verwandelt werden darf. Kann Essen überhaupt Kunst sein? Jeden Tag wandern große Mengen an Lebensmitteln in die Mülltonne. Auch für Kinder und Jugendliche ist das ein interessantes Thema, deshalb kommen auch die Jüngeren in der Sonderausstellung, die das Kunstmuseum Stuttgart derzeit Dieter Roth widmet, nicht zu kurz. Der Künstler arbeitete mit Poesie und ähnlich wie Daniel Spoerri, der den Begriff Eat Art prägte, mit Essbarem, im Besonderen mit Schokolade.

Schokolade – allein das Wort schon mag Kindern einen Museumsbesuch schmackhaft machen. Junge Kunstbesucher können mit einem ausgeliehenen Museumskoffer, der viele kreative Ideen und Inspirationen birgt, Dieter Roths Ausstellung „Balle Balle Knalle“ erkunden. An sechs Stationen sind Aufgaben zu lösen und mit Schere, Stift und Fantasie eigene Dinge zu gestalten. So wird der Zusammenhang von Kunst und Leben, dessen Existenz das Essen letztlich sichert, spielerisch vermittelt. Für Schulklassen gibt es spezielle Führungen, die von Schülern der Freien Walddorfschule am Kräherwald organisiert und geleitet werden. Dieses Angebot wurde 2011 für den Preis der Kulturstiftung der Länder „Kinder zum Olymp“ nominiert. Sollten Austauschschüler zugegen sein, bieten fremdsprachige Führungen auf Englisch, Französisch, Russisch oder Italienisch den Gastschülern einen Einblick in die Welt von Dieter Roth, der als Vertreter der konkreten Poesie gilt.

Den Zusammenhang zwischen Sprache und Kunst, der oft ausschlaggebend war für die Werke von Dieter Roth, vermittelt eine Schreibwerkstatt. Diesen Workshop bietet das Kunstmuseum Stuttgart in Kooperation mit dem Literaturhaus für Schüler ab der achten Klasse an. Und er ist begehrt: Der Autor und Dramaturg Thomas Richhardt, der mit der von ihm erarbeiteten Unterrichtseinheit Schulen besucht, ist komplett ausgebucht.

Essen kann also durchaus Kunst sein, wie die Ausstellung von Dieter Roth zeigt. Spielen dürfen damit aber nur Künstler.

Bis zum 12. April im Kunstmuseum. Der Museumskoffer ist gegen Pfand an der Kasse ausleihbar; die Begleitung durch einen Erwachsenen ist erforderlich. An diesem Wochenende ist wegen des 10. Geburtstags des Museums der Eintritt frei.