Ein Video der Künstlerin Wynnie Mynerva sorgt in Madrid für Wirbel. Foto: dpa/Alejandro Martínez Vélez

Schrille Provokation oder engagierte Kunst? Ein Werk der Künstlerin Wynnie Mynerva sorgt bei der Messe Arco in Madrid für viel Wirbel.

Madrid - Mehrere umstrittene Werke haben zum Auftakt der Internationalen Kunstmesse Arco für Kontroverse und Empörung gesorgt. Am Eröffnungstag der Ausstellung, die 40-jähriges Bestehen feiert, konzentrierte sich die Aufmerksamkeit der Medien und der Besucher im Messezentrum Ifema in der spanischen Hauptstadt Madrid am Mittwoch auf ein großes Bild von Wynnie Mynerva, das nach Angaben der Künstlerin aus Peru die „Negation der Sexualität“ darstellt. Für Aufsehen sorgte vor allem ein begleitendes Video, in dem zu sehen ist, wie ein Chirurg die Vagina der Künstlerin zunäht.

Einige Besucher waren schockiert, andere voll des Lobes. Die Zeitung „El Mundo“ sah „eines der eindrucksvollsten Kunstwerke“, der TV-Sender Antena3 eine „extrem provozierende“ Arbeit. Im Netz schimpften viele, so etwas sei doch „Vulgarität“ und „keine Kunst“.

Auch Mao sorgt für Zoff

Die Künstlerin versicherte, sie wolle nicht provozieren, sondern verändern. „Die Gesellschaft betrachtet dich immer als Frau-Vagina, immer zum Sex bereit. Ich identifiziere mich damit nicht“, sagte die 30-Jährige, die in Lima unter Prostituierten aufwuchs und nach eigenen Worten gegen die Unterdrückung durch die Männerwelt und für die Freiheit der Frauen und die eigene kämpft.

Nicht nur die Werke von Mynerva sorgten für Polemik. Eine Zeichnung von Riiko Sakkinen zeigt das Gesicht des spanischen Regierungschefs Pedro Sánchez und daneben die Namen von Diktatoren wie Pol Pot oder Mao Tse-tung. Sakkinen betitelt sein Werk „Meine Lieblingsführer der extremen Linken“. Sogar die konservative Zeitung „La Razón“, die Sánchez fast immer aufs Schärfste kritisiert, bezeichnete das Werk des 45-jährigen Finnen als „schockierend“ und die Erklärung des Künstlers als „paradox“. Sakkinen erklärte: „Alle dachten, diese Regierung würde etwas verändern, aber man erkennt es: ich bin enttäuscht.“

Eine andere Art Sammler

An der „Arco 2022“ nehmen bis Sonntag 185 Galerien aus 30 Ländern teil. Nach Gastgeber-Land Spanien ist Deutschland mit 26 Galerien am stärksten vertreten. Mit von der Partie sind unter anderem die Galerien Barbara Thumm (Berlin), Jahn und Jahn (München), LEVY (Hamburg) und Bärbel Grässlin (Frankfurt/Main).

Die Organisatoren rechnen dieses Jahr mit 70 000 Besuchern. 2021 waren wegen der Pandemie nur 20 000 gekommen, im Vergleich zu 93 000 im Februar 2020 - kurz vor dem Pandemieausbruch in Europa. Womit man nicht rechnet, ist, dass die finanzstarken Käufer zurückkehren. „Die großen Sammler sind verschwunden. Seit Beginn der Pandemie haben sie nichts mehr gekauft“, klagte die Galeristin Juana de Aizpuru. „Aber es gibt noch eine andere Art von Sammlern: Menschen, die Werke kaufen, um sie in ihrer Wohnung aufzustellen, vielleicht weil sie wegen Corona mehr Zeit daheim verbracht haben.“