Das Präzise fordernd: Karl Diemer Foto:  

Mit klarer Sprache und Einsatz für das aus seiner Sicht Wahrhafte in der Kunst prägte Karl Diemer vier Jahrzehnte die Kunstberichterstattung unserer Zeitung.

Die eigene Zunft war ihm nie geheuer. 1971 schrieb Karl Diemer mit der ihm eigenen bitteren Ironie: „Kunstkritik ist . . , was Kunstkritiker machen, besser: schaffen. Sie waren nämlich schon immer im höchsten Grade aktiv. Wir wollen nicht unbescheiden sein: Es ist der jüngste Stand, dass sie die Künstler schlicht geschlagen haben. Rechtens müßte es heute heißen: ‚Kunst ist, was Kunstkritiker schaffen.‘“

In Brackenheim geboren

Diemer, den Stuttgarter Nachrichten von 1949 an bis über die Mitte der 1990er Jahre als Redakteur und Mitarbeiter verbunden, legte die Messlatte hoch. Er prangerte den „Job-Künstler“ an, der sich „seinen Lohn verschafft und die Welt um die Kunst betrügt“. Am 22. März 1926 in Brackenheim bei Heilbronn geboren, geriet er noch in den Gewaltstrudel des von Hitlerdeutschland entfesselten Zweiten Weltkriegs, war Flakhelfer in Friedrichshafen, Soldat in Frankreich und erlebte die Gefangenschaft in Amerika.

„Augenmensch“ durch den Krieg

„Der Krieg“, so Diemer, „machte mich zum Augenmenschen.“ In Stuttgart, Mainz und Heidelberg studierte er Philosophie, Kunstgeschichte und Germanistik und entschied sich Ende der 1940er Jahre in den Richtungskämpfen der Zweiten Moderne für die Ganzheit des Kunstwerks, gegen die „Aufsplitterung“. Bis ins hohe Alter kritischer Begleiter der Kunst, ist Karl Diemer am 9. Februar im Alter von 96 Jahren gestorben.