Die Lösung liegt nahe: Die Abgeordneten ziehen unter die Kuppel mit dem Hirsch. Foto: Leif Piechowski

Weite Fußwege, das war von vornherein klar, sollen den Abgeordneten nicht zugemutet werden.

Stuttgart - Die Ausweichlösung scheint gefunden zu sein: Wenn das Landtagsgebäude auf energiefreundlich getrimmt wird und Lichtöffnungen für den Plenarsaal eingebaut werden, sollen die Abgeordneten im nahe gelegenen Gebäude des Kunstvereins Politik machen. Das Neue Schloss ist aus dem Rennen.

Weite Fußwege, das war von vornherein klar, sollen den Abgeordneten nicht zugemutet werden. Wenn das Landtagsgebäude nach jahrelangen Debatten nun endlich saniert und innen verändert wird, soll der Ersatzplenarsaal nicht weit vom angestammten Machtzentrum des Landes entfernt sein. So scheint es nun auch zu kommen. Seit Dienstagabend ist klar, dass das Landtagspräsidium den Kuppelsaal des Kunstgebäudes am Schlossplatz einmütig als Interimslösung favorisiert. Die räumlichen Verhältnisse würden als günstig beurteilt, und der Kuppelsaal wäre wohl ständig verfügbar, bestätigte Quintus Scheble, Pressesprecher des Landtags.

Der Weiße Saal des Neuen Schlosses, der ebenfalls für die Interimsnutzung ins Visier genommen war, kann in den Augen der Fraktionsvertreter im Präsidium offenbar nicht mithalten. Er wird immer wieder für repräsentative Veranstaltungen gebraucht. Die Sitzplätze und die Arbeitstische für die Landtagsabgeordneten müssten hier ständig auf- und abgebaut werden. Das Neue Schloss, hatte der Landtagspräsident Guido Wolf schon Ende April ahnungsvoll gegenüber unserer Zeitung gesagt, sei nur eine von mehreren Möglichkeiten.

Vordere Teil steht Land ständig zur Verfügung

Die Variante mit dem Kunstgebäude ist organisatorisch vergleichsweise einfach umzusetzen. Speziell der große Kuppelsaal unter dem Dach mit dem goldenen Hirsch wird schon in der Regie des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst bespielt. Auf Wunsch des Württembergischen Kunstvereins Stuttgart habe man im Zuge der aufwendigen Renovierung eine Trennung des Kunstgebäudes vorgenommen, erklärte das Ministerium. Seit Anfang 2012 bespiele der Verein als Mieter ausschließlich den hinteren Teil des Gebäudekomplexes mit dem Vierecksaal. Seither stehe der vordere Teil dem Land ständig und nicht nur alle drei Jahre für die großen Landesaustellungen zur Verfügung. Die geplante Kelten-Ausstellung würde durch die geplante Interimsnutzung für den Landtag ab Sommer 2013 nicht berührt. Sie werde dann bereits beendet sein, erklärte das Ministerium. Die Landesausstellung „Pfahlbauten“ des Archäologischen Landesmuseums, die für 2015 geplant ist, müsste allerdings anderswo stattfinden. Weiteren Ausstellern, die sich bereits für 2013 um den vorderen Teil des Kunstgebäudes bemüht hätten, müsste zwar abgesagt werden. Mietverträge seien dafür aber noch nicht abgeschlossen.

Die Voraussetzungen sind also günstig, dass die Herrschaft im Landtagsgebäude wie geplant im Sommer 2013 an die Handwerker abgetreten werden kann und Gesetze auf der anderen Seite des Oberen Schlossgartens beschlossen werden – wenn Landtagspräsident Wolf die Vorlage des Präsidiums vollendet. Bis Sommer 2015 soll das Landtagsgebäude mit neuer Technik ausgestattet, auch energietechnisch auf einen modernen Stand gebracht werden. Zudem will man den Abgeordneten einen Lichtblick verschaffen, etwa durch Fenster zwischen der Landtagslobby und dem Plenarsaal. Bisher gibt es im Saal nur Kunstlicht.