Kombinationen aus Zeichnung und Malerei: Elke Bach beobachtet ihre Welt genau. Foto: factum/Andreas Weise

Die Galerien im Strohgäu können Künstlern wieder eine Plattform bieten. Darüber sind beide Seiten mehr als froh, wenngleich der wichtigste Teil – die Vernissage – kleiner oder ganz ausfällt. An diesem Wochenende öffnen gleich zwei Ausstellungen.

Korntal-Münchingen/Ditzingen - Dass ihre erste Ausstellung seit der Corona-Krise auch tatsächlich öffnet, glaubt Elke Bach erst, wenn es Sonntag, 14 Uhr, ist. Sie freue sich sehr, dass sie ihre Bilder wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen könne, sagt die freischaffende Künstlerin mit einem Lehrauftrag am Markgröninger Hans-Grüninger-Gymnasium. Von 5. Juli an zeigt sie in der Galerie 4/1 im Ortsteil Korntal von Korntal-Münchingen Werke aus den Serien „Lichtstücke“ und „Nachtlandschaften“. Realität und Imagination, Licht und Düsternis, Zeichnung und Malerei: „Meine Arbeiten bewegen sich in Grenzbereichen, auch zwischen den Gattungen“, sagt Bach.

Aufgewachsen in Gerlingen, lebt die 59-Jährige im Ludwigsburger Ortsteil Eglosheim. Dort hat sie auch ihr Atelier im ersten Stock einer alten Schlosserei – „mein Paradies mit Blick in Gärten und auf den Friedhof“. Es ist der perfekte Ort für eine Künstlerin wie sie: Elke Bach setzt Gegenstände in Szene, die andere ignorieren oder wegwerfen: ein altes Stück Kabel, Kabelkreise, eine orangefarbene Steckdosenleiste aus den 1970er Jahren, eine Schere, einen Schraubenschlüssel. Manches Werkzeug erhält so sein Gnadenbrot. Sie finde Gebrauchsspuren wie Rost oder abgeblätterte Stellen toll, sagt die Künstlerin.

Um derlei Details zu entdecken und wiederzugeben, entnimmt sie das Objekt seiner alltäglichen Umgebung und beobachtet es genau und hoch konzentriert. Sie tauche förmlich in den Gegenstand ein, erklärt sie: „Die Umsetzung muss eins zu eins sein.“ Das gilt auch für ihre Fundstücke aus der Natur, Äste zum Beispiel, aber auch für Gefäße oder Kisten. „Ich habe zuhause eine ganze Sammlung von Zweigen. Es gibt keinen Waldspaziergang, bei dem ich nichts mitnehme. Jeder Ast ist individuell, wie die Menschen es auch sind.“

Vernissage in Korntal ist ungewiss

Den Gegenständen gemein ist, dass sie schweben, „in Räumen ohne Schwerkraft, in offenen Räumen ohne Begrenzung, in denen die Dinge in Bewegung sind“. Räume, Raumtiefen, Raumzonen, Bewegung, Kontraste, Farben – all das fasziniert Elke Bach. Was sich auch durch ihre Arbeiten zieht, sind flüchtige Linienknäuel und kraftvolle Rundformen. Es scheint, als kämen sie aus der Tiefe direkt auf den Betrachter zu. „Die Rundformen waren plötzlich da“, erzählt Elke Bach. Sie malt meist auf Papier auf dem Boden – nicht aber ohne ihre Knieschoner aus Schaumstoff. So entstehen auch große Arbeiten von 2,20 bis 2,50 auf 1,50 Meter.

Elke Bach, die Malerei, Grafik und Architektur studierte, sagt, ihre Kunst trage sich selbst. Regelmäßig verkauft sie Bilder, gelegentlich macht sie Auftragsarbeiten. Kontakte entstünden bei Vernissagen, die aktuell aber nur mit wenig Publikum stattfinden, wenn überhaupt. Sie habe überlegt, ob sie eine Ausstellung auch ohne feierliche Eröffnung möchte, sagt Elke Bach. „Doch was ist die Alternative?“

Noch ist unklar, ob es am Sonntag in Korntal eine Vernissage gibt. „Bislang darf nur eine Person in einen Raum. Wir müssen spontan reagieren“, sagt Albrecht Lannes vom Kunstverein Korntal-Münchingen. Dieser organisiert jedes Jahr vier Ausstellungen in der Galerie 4/1. Eine Vernissage lockt laut Lannes 30 bis mehr als 50 Besucher – und führe nicht selten zu einem zweiten Besuch. „Es geht viel verloren“, bedauert die Vorsitzende Ulli Heyd. Die nachgeholte erste Ausstellung (Maks Dannecker) sei aufgrund der Corona-Beschränkungen und sicher auch dadurch, dass viele der Besucher zur Risikogruppe gehörten, etwas ausgedünnt gewesen, sagt Lannes. „Insgesamt sind wir aber zufrieden damit, dass wir die Türen wieder öffnen dürfen.“ Der Aufwand für die Corona-Auflagen indes sei gering.

Corona hinterlässt Spuren

Ähnliches berichtet Barbara Fauser. „Die Vernissage ist ausschlaggebend“, sagt die zweite Vorsitzende des Kultur- und Kunstkreises Ditzingen. „Die Künstler haben es schwer. Sie tun uns leid, vor allem wegen des Finanziellen.“ Viele habe man auf 2021 vertrösten müssen, das Geld fehle ihnen aber jetzt. „Und zerreißen können sie sich später auch nicht“, sagt Fauser. Daher sei man bemüht, Künstlern das zu ermöglichen, was möglich ist.

Gleichwohl hinterlässt Corona Spuren. „Die Leute gehen insgesamt weniger weg. Sie sind vor allem drinnen vorsichtig und tragen ungern eine Maske“, sagt Fauser. Sie ist froh, dass, nach derzeitigen Vorgaben, die Vernissage der Ausstellung „Der andere Blick“ des Leonberger Fotografen Gary Duszynski am Sonntag (11 Uhr) in der städtischen Galerie mit 20 Personen stattfinden darf. Bei Thomas Weber am 24. Mai waren es fünf. Duszynski zeige mit seinen subjektiven Interpretationen von Natur und Umwelt fotografische Bilder, die von der realistischen Wiedergabe bis zu visuellen Abstraktionen reichen.

Termin Elke Bachs Werke sind bis 26. Juli zu sehen, samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. ebenso in Gary Duszynskis Ausstellung. Sie öffnet bis 2. August – dienstags und donnerstags von 16 bis 18 Uhr, sonntags von 14 bis 17 Uhr.