Der Künstler Thitz zeigt seine Tüten-Arbeiten auf der ganzen Welt. In Wendlingen sind die Zukunftswünsche der Menschen Teil der Ausstellung. Bei der Vernissage an diesem Mittwoch werden sie verraten.
150 kunstvoll gestaltete Tüten haben die Wendlinger in die örtliche Galerie gebracht, um Teil der jüngsten Kunstaktion von Thitz zu sein. Auf den Tragetaschen haben sie festgehalten, was sie sich für die Zukunft wünschen. „Unter dem Motto: „Alles wird gut“ hat der Galerieverein zur Teilnahme an der großen Kunstaktion aufgefordert, die zur aktuellen Ausstellung „Utopia & Bags“ mit Arbeiten von Thitz in der Galerie der Stadt Wendlingen gehört.
Aus den eingereichten Bastelarbeiten, die beklebt, bemalt, ausgestanzt und mit sinnigen Sprüchen oder hoffnungsvollen Wünschen verziert wurden, schuf der Künstler für Wendlingen eine Installation, die so lebensprall bunt ist, wie seine eigene Bildwelt. Überhaupt ist alles farbenfroh bei dem Mann, den alle Thitz nennen und der mit internationalen Projekten in New York, Seoul, Los Angeles, Athen, Taipeh und Zürich aufhorchen lässt. Im Ausschnitt seines blau-grünen Paisleyhemds steckt ein dunkelgrüner Seidenschal im selben Muster. Seine Jeans sind bunt bestickt. An den Füßen trägt Thitz, der mit bürgerlichem Namen Matthias Schemel heißt und in Winterbach mit seiner Familie lebt, sein Markenzeichen: einen roten und einen gelben Schuh.
Thitz zeigt Utopien von Orten, wie sie sein könnten
Die großformatigen Arbeiten im Erdgeschoss der Galerie sind nicht weniger bunt. Dabei geht es „Tüten-Thitz“ überhaupt nicht um Farbe. Die Papiertüte ist sein erklärtes Trägermaterial. Darauf entstehen visionäre Welten, Stadtansichten und Naturpanoramen. Sein Anliegen sind die Menschen, wie sie leben wollen, wie sie ihre Zukunft sehen, angesichts von Umweltkatastrophen und Klimaveränderung. In Arbeiten wie „Venedig unter Wasser“, „Island Utopia Snaefells“ oder „Utopian Civilization“ vom überlaufenen Matterhorn zeigt er seine Utopien von Orten, wie sie sein könnten, damit die Menschen trotz offensichtlicher Probleme hinwollen. Auch Shanghai und London hat er unter Wasser gemalt: von der Dystopie zur Utopie.
Seit mehr als 30 Jahren macht er in seinen Collagen Hoffnung auf eine bessere Welt. Er klebt Papiertüten auf Leinwand, bemalt sie und integriert sie in seine Arbeiten. Sein Markenzeichen sind die Henkel, die gut sichtbar über die Bildränder hinausstehen und so die Thitz-Technik offenlegen. „Menschen sind mein Thema geworden“, erklärt der Künstler bei der Vorbesichtigung in Wendlingen aufgeräumt. „Wir brauchen eine Welt, in der wir zusammenleben können, ohne, dass sie kaputt geht.“
Im Aufgang zum Obergeschoss im Galeriegebäude in der Webergasse 2 ist ein Figurenfries, Porträts von Charaktertypen auf Vespertüten, die er unterwegs getroffen hat. Thitz bereist die ganze Welt, bringt Tüten und Eindrücke mit. Da schwimmen Tüten mit Köpfen auf dem Canal Grande in Venedig als Zeichen des „Overtourism“ und die übermalte Fotografie zeigt den vagen Blick aus dem Flugzeug auf Hamburg wie ein Wimmelbild.
Alles gehört bemalt
Und dann gibt es noch ein reizendes Kabinett mit alten Objekten und Fundstücken, die lebendige Geschichten über den Künstler und seinen unbändigen Drang erzählen, „dass man nichts lassen kann, wie es ist und dass man alles anmalen muss“: ausgediente Streichholzschachteln, alte Pinsel, eine bunte Computermaus, Klingelanlage, verschiedene Taschen mit malerischem Inhalt und natürlich eine goldfarbene Krone für den „King of Art“.
Nicht von Pappe – alle dürfen ihre Tüte mit nach Hause nehmen
Tütenbilder
Zur Vernissage der Ausstellung am Mittwoch, 25. September, um 19.30 Uhr, spricht zu Begrüßung Bürgermeister Steffen Weigel, die Einführung übernimmt der Kulturwissenschaftler Florian Stegmaier. Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung von Rubina Trost und Lilli Birnbaum Honrubia (beide Violine). Die Ausstellung ist bis 10. November zu sehen, mittwochs bis samstags jeweils von 15 bis 18 Uhr und sonntags 11 bis 18 Uhr, an den Feiertagen 3. Oktober und 1. November, 15 bis 18 Uhr.
Rahmenprogramm
Ein Künstlergespräch mit Führung gibt es am 2. Oktober, von 18 Uhr an, im Rahmen der „Langen Nacht der Demokratie“ in Wendlingen. Weitere Künstlergespräche mit Führung sind für den 20. Oktober, 15 Uhr, und bei der Finissage am 10. November um 15 Uhr angesetzt. Am letzten Tag der Ausstellung kann jede „Künstlerin“ und jeder „Künstler“ seine Tüte, also das eigene Kunstwerk, mit nach Hause nehmen. An allen Terminen ist Thitz anwesend.