Die Kuratorin Claudia Emmert präsentiert ihr Programm für die viermonatige Triennale in der Alten Kelter Fellbach in diesem Sommer. Dabei geht es um Lebens- und Überlebensräume.
15 mal drei, und das abgezogen von 2025, so kommt man auf 1980 – und diese Jahreszahl war der Start für die Fellbacher Triennale Kleinplastik. Drei Stationen hat sie in ihrer Historie schon bespielt – angefangen als Sommerprogramm für die bis dato in den heißen Monaten meist ungenutzte Schwabenlandhalle. Dem folgte ein kurzer Ausflug nach Stuttgart, weil der Fellbacher Gemeinderat die finanziellen Dimensionen nicht mehr schultern wollte. Seit 2001, mit der achten Triennale, ist die imposante Alte Kelter, die historische „Kathedrale aus Holz“ am Fuße des Kappelbergs, Domizil der Kleinplastikschau.
Und nun steht sie wieder an – die vermutlich größte, auf jeden Fall aber längste Kulturveranstaltung im Remstal: Die 16. Triennale Kleinplastik findet vom 24. Mai bis 28. September statt, dauert also mehr als vier Monate.
Kuratorin ist in Fellbach aufgewachsen
Die Kuratorin für dieses Jahr ist Claudia Emmert: Sie in Fellbach aufgewachsen, war mehrere Jahre Leiterin der Galerie der Stadt Fellbach und ist seit 2014 Direktorin des Zeppelin-Museums Friedrichshafen am Bodensee. Kurz nach dem Ende der Fellbacher Triennale, am 1. Dezember dieses Jahres, wird sie Intendantin des Kunstmuseums Bonn.
Im bestens besetzten großen Saal des Fellbacher Rathauses erhielten die Kunstinteressierten jetzt per Power-Point-Präsentation einen ersten Ausblick, was sich in diesem Jahr alles auf der 2500 Quadratmeter umfassenden Ausstellungsfläche der Alten Kelter abspielen wird.
Eine Erkenntnis: Es gibt heuer eine Rückbesinnung zur tatsächlichen „kleinen Plastik“. Immer wieder hatte diese Kleinplastikschau zuletzt den Rahmen gesprengt – mit tonnenschweren Exponaten, die auf Lastwagenanhängern zur Alten Kelter transportiert werden mussten. Stattdessen soll es nun beim Ausmaß von maximal etwa einem Kubikmeter bleiben.
Der Überbegriff der 16. Triennale lautet „Habitate“. Also Lebensräume. Das Kuratorinnen-Duo hat dies nicht zufällig mit dem Untertitel „Über_Lebensräume“ versehen. Es geht so gesehen ums Überleben, im Extrem also um Leben und Tod.
Die sechs Bereiche der Ausstellung lassen sich beim Gang durch die Alte Kelter erwandern. Die Kapitel heißen: kultivierte Habitate, verlorene Habitate, toxische Habitate, postkoloniale Habitate, hybride Habitate und als sechster Komplex zukünftige Habitate.
Rund 50 Künstlerinnen und Künstler werden dabei sein. Ein Schwerpunkt ist die Verknüpfung von Kunst, Umwelt und Politik. Es geht ums Wohlergehen von Bienen oder um den Garten der Zukunft. Ganz aktuell beschäftigt sich James Bridle in „Cloud Index“ damit, ob Wetter und Wolken Einfluss auf das Wahlverhalten haben. Getreu dem Triennale-Grundsatz: „Die Ausstellung ist kompromisslos dem aktuellen Kunstdiskurs verpflichtet.“
Satellitenblick auf Fellbach
Einige Kunstwerke nehmen Bezug auf Fellbacher Verhältnisse, wenn Annika Boll in ihrer Arbeit „Please don’t water me“ zum Beispiel Spargel produziert – allerdings nicht echten vom Schmidener Feld, sondern in Konfektionseinheitsgröße aus kleinsten Teilchen von PET-Flaschen hergestellt. Die Triennale auf ihren Nukleus reduziert: Kleinplastik aus kleinster Plastik. In einer ganz neuen Arbeit wiederum wirft Sarah Fried einen Blick vom Satelliten im Weltall aus auf Fellbach.
Claudia Emmerts Versprechen für diesen Sommer: „Das wird eine sehr sinnliche Triennale, das soll ein richtig aktivistisches Festival werden.“