Auf Stimmzetteln konnten die Besucher ihre Meinung zu der Ausstellung in der Stadtteilbibliothek kundtun. Foto: Martin Bernklau

In der Stadtteilbibliothek stellt die Fairtown Kunstansichten für die Verpackung von Stadtteilbibliothek Schokolade vor. Bei der Schokolade handelt es sich ausschließlich um Bitterschokolade.

Stuttgart-Degerloch - Die Löffelstraße zählt vielleicht nicht zu den Schokoladenseiten von Degerloch. Genau dort aber – in der Stadtteilbibliothek – war jetzt die Vorstellung für den gleichnamigen Wettbewerb, bei dem die schönsten gemalten Motive für faire Schokolade der Fairtrade-Town Degerloch gekürt werden sollen – ein Joint Venture vieler Beteiligter.

Seit drei Jahren trägt der Bezirk den Fairtown-Titel, der gewisse Bemühungen um fair gehandelte Drittwelt-Produkte voraussetzt. Im Weltladen an der Rubensstraße wird schon lange entsprechende Schokolade verkauft, eingepackt in Banderolen mit künstlerisch umgesetzten Motiven. Um Bilder, Zeichnungen und Fotos hat sich der Frauenkreis in seinem offenen Atelier gekümmert; auch das Kinder- und Jugendhaus Helene P. war dabei.

„Ein Ohrenschmaus, ein Gaumengedicht“

Nach der Begrüßung durch die Hausherrin Annelie Kiener pries die Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold zunächst die Schokolade an sich als gesunden Glücklichmacher für Leib, Stimmung und Seele; aber sie lobte nicht minder die 30 von einer Jury ausgewählten Beiträge plus zehn Arbeiten von Kindern, von denen jede einzelne den Druck von vier Banderolen-Motiven verdient hätte. Natürlich nannte die Schirmherrin auch alle Beteiligten an der Aktion. Die Künstler Frank Federsel, Beqe Cufaj und Christine Lehmann stiften multimediale Inlets für die Schokoladen, „einen Ohrenschmaus, ein Gaumengedicht und einen Geschmacksthriller“, wie die Initiatorin Monika Lockemann vom Weltladen es nannte: der romantische Pop-Pianist eine eigene Degerloch-Hymne in Noten, der kosovarisch-stämmige Dichter das Poem Nachmittagskonzert und Krimiautorin Christine Lehmann eine lokale Passage aus ihrem Buch Vergeltung am Degerloch.

Zugegen war auch Nina Postweiler von der jungen Kallari-Initiative als neuem Rohstoff-Lieferanten. Deren Kooperative in Ecuador zählt zu den ersten, die nicht nur Kakaobohnen anbauen, ernten und vermarkten, sondern die auch eine eigene Schokoladenherstellung hat. So bleibt ein noch größerer Teil der Wertschöpfung in den Händen der bäuerlichen Produzenten. Die junge Wirtschaftsingenieurin war seinerzeit als Praktikantin nach Ecuador gereist. Jetzt stellte sie das Drittwelt-Projekt vor und äußerte die Hoffnung, dass auch von der neuen Degerlocher Jahres-Auflage mindestens wieder 12.000 Stück verkauft werden.

Der Haltbarkeit wegen handelt es sich ausschließlich um Bitterschokolade. Bislang muss diese noch mit dem Flugzeug aus Lateinamerika transportiert werden, weil die Mengen für eine Schiffsverladung noch zu gering sind. Die Mitarbeiter vom Laden und Bistro des biodynamischen Reyerhofs in Möhringen stifteten zur gut besuchten Vernissage in der Stadtteilbücherei ein Schoko-Eis aus eigener Herstellung – natürlich nur gegen eine Spende an die Kallari-Initiative.