Das Kunstprojekt „Korrekturfahnen“ war auch im Landkreis Stendal zu sehen. Foto: Köperl/cf

Am 18. Juni sind die zwei Wagenhallen-Künstler Sylvia Winkler und Stephan Köperl mit einem Projekt in Stuttgart-Vaihingen. Dort darf dann jeder an den europäischen Grundrechten öffentlich herumkorrigieren.

Stuttgart-Vaihingen - Die Charta der Grundrechte der Europäischen Union kommt am Freitag, 18. Juni, nach Stuttgart-Vaihingen; für jeden gut erkennbar den ganzen Tag über auf dem Marktplatz auf Transparenten. Sie kann da in aller Ausführlichkeit wortgetreu gelesen werden. Und wer will, kann dann Änderungen, Ergänzungen oder Streichungen vornehmen.

Das Anliegen des Projekts „Korrekturfahnen“ von den Stuttgarter Künstlern Sylvia Winkler und Stephan Köperl: Jeder soll nachlesen können, welche Werte auf welche Weise europäisch geschützt werden, kann sich dazu eine eigene Meinung bilden und diese mit anderen diskutieren.

Von Stuttgart nach Sachsen-Anhalt

Entstanden ist diese Idee 2018 für ein Festival des Stuttgarter Staatsschauspiels. Die Teilnahme daran war sehr rege. „Als Performancekünstler sind wir es gewohnt, dass wir unsere Projekte lediglich einmal realisieren können“, sagt Winkler. „Doch hier am Staatsschauspiel wurden wir auch nach Sachsen-Anhalt eingeladen. Und dann waren wir auch noch in Brüssel.“

Stephan Köperl sagt, es seit wichtig, dass das Projekt nach Stuttgart-Vaihingen und danach in andere Stadtteile gehe. „Zum Auftakt im Jahre 2018 kam natürlich vor allem Theaterpublikum, in Sachsen-Anhalt waren die Präsentationsorte ziemlich ländlich geprägt. Und in Brüssel kamen sogar EU-Kommissionschefs“, erzählt er. „Jetzt wollen wir mit diesem Projekt raus aus der Mitte und hinein in die Randlagen.“ Denn was die Leute interessiert und beschäftigt, das sei an jeder dieser Stationen ziemlich verschieden gewesen. „Da wollen wir nun wissen, wie das in Vaihingen aussieht“, so Winkler. Vielleicht ist da mehr Zeit für anregende Gespräche, so die Hoffnung der beiden.

Die erste Korrektur erfolgt in roter Farbe

Was in der Vergangenheit geändert, ergänzt oder gestrichen wurde, wurde zwar nicht übernommen in die gültige Form, dokumentiert wird dies aber schon: Winkler und Köperl sammeln das in Ordnern, aber natürlich kann dies heute auch genauso ausführlich auf deren Internet-Seite nachgelesen werden.

Denn an einer gewissenhaften Auseinandersetzung sind die beiden schon sehr interessiert. „Wir machen das so wie beim Korrekturlesen in den Verlagen. Die erste Korrektur erfolgt in roter Farbe, für die zweite gibt es blau und für die dritte die grüne Farbe“, so Köperl. Und man müsse sie überzeugen, dass der jeweilige Vorschlag gut und sinnvoll sei, erklären die beiden. Nach einem langen Coronajahr mit teils erheblichen Einschränkungen der Grundrechte dürfte der Diskussionsstoff nicht ausgehen.