Den Parkplatz vor dem Altbau will die Akademie für eine Erweiterung nutzen. Foto: Eva Funke

Die Akademie der Bildendenden Künste in Stuttgart benötigt mehr Platz an ihrem Standort am Weißenhof. Eine Machbarkeitsstudie, die auch das Café 1/1 einbezieht, ist bereits in Auftrag gegeben

Stuttgart-Nord - Ein Parkplatz und das Café 1/1, das seit langem geschlossen ist: Genau das sieht Barbara Bader, wenn sie aus dem Fenster ihres Büros in der Staatlichen Akademie für Bildende Künste blickt. Und sie ärgert sich darüber, weil man so viel mehr aus dem Areal machen könnte. Seit drei Jahren ist die Professorin für Kunstdidaktik und Bildungswissenschaften Rektorin an der Akademie am Weißenhof und hat beim Blick aus dem Fenster auch eine Vision: die von einem Campus, auf dem alle Sparten der Akademie vereint sind.

 

Der Parkplatz sowie ein weiteres Areal Richtung Höhenpark und Augustinum wären ideale Grundstücke für die Erweiterungsbauten. Und die benötigt die Kunstakademie laut Bader dringend. Das Café 1/1 bezieht sie ebenfalls in die Planung mit ein: „Es könnte zu einer Anlaufstelle und Begegnungsstätte für Museumsbesucher, Studenten und Lehrende werden und wäre dann auch geöffnet“, versichert Bader.

Eine Machbarkeitsstudie soll nach der Sommerpause vorliegen

Ist die Vision der 48-Jährigen ein Luftschloss oder gibt es Aussicht auf Realisierung? „Bereits vor drei Jahren haben wir beim Finanzministerium einen Antrag für die Erweiterung eingereicht“, stellt Tobias Wallisser fest. Er ist Professor für Architektur und als Prorektor für die Entwicklung des Campus zuständig. Rückenwind für die Pläne erhoffen er und Bader sich durch die Internationale Bauaustellung (IBA) 2027 und den 100. Geburtstag der Weißenhofsiedlung. Sie stellen sich eine innovative Bebauung vor, die die Interessen aller Beteiligten – Stadt, Land, Weißenhofmuseum und Akademie – verbindet.

Eine konkrete Planung gibt es noch nicht. Allerdings ist bereits eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Die Studie soll die Rahmenbedingungen für die Ausschreibung eines internationalen Wettbewerbs im Schulterschluss mit der IBA festlegen und im Herbst fertig sein. Erste Ideen: Auf dem Baufeld Süd, das Areal mit dem Parkplatz und dem Café 1/1, soll ein Entree für die Akademie und die Weißenhofsiedlung entstehen. Dort soll es erste Informationen über die Institutionen geben, Ausstellungsräume auch für die Kunstsammlung der Akademie, die derzeit im Keller untergebracht und nicht zugänglich ist, einen Shop, das dann geöffnete Café und öffentliche Toiletten.

Die Kunstakademie will stärker wahr genommen werden

Das Gebäude, das auf dem Baufeld Nord entstehen soll, soll ausschließlich von der Akademie genutzt werden. „Dort kann alles untergebracht werden, was mit Performance zu tun hat oder die Restaurierungsstudiengänge mit ihren Labors“, sagt Bader und betont, dass sich die Akademie nicht isolieren will. „Die Leute sollen sehen, was wir hier machen. Deshalb können wir uns sehr gut öffentliche Wege über den Campus zum Killesberg-Park vorstellen.“ Der Platzbedarf der Akademie beträgt laut Bader und Walliser rund 6000 Quadratmeter. Der Bedarf des Weißenhofmuseums liegt bei rund 1200 Quadratmetern.

Die derzeitige Situation beurteilen beide als unbefriedigend. „Die Besucher steigen aus Bus oder Auto aus und wissen nicht wohin“, stellt Bader fest und fordert: „Akademie und Weißenhof müssen sichtbar werden.“ Für eine Erweiterung spreche auch, dass dann die Kosten für die Anmietung der vielen Außenstellen der Akademie wegfallen würden. Außerdem habe sich rund um die Akademie mit Entstehung der Killesberghöhe die Situation verändert und werde sich durch die Wohnbebauung Rote Wand weiter verändern, während sich bei der Akademie seit 25 Jahren nichts getan habe. „Die Umsetzung der Pläne wäre für den Killesberg eine tolle Weiterentwicklung, bei der es nur Gewinner gebe und eine Verbesserung für alle“, ist Bader überzeugt und hofft, dass es für das Projekt im Doppelhaushalt 2024/25 grünes Licht gibt. Denn immerhin sei die Staatliche Akademie der Künste Stuttgart die einzige Kunsthochschule in der Bundesrepublik neben Berlin, an der die drei Sparten Gestaltung, Architektur und Freie Kunst gelehrt werden. An einem Standort vereint könnten alle Studienbereiche von einander profitieren.