In Schorndorf und Gerlingen hat er schon seine Strahlkraft bewiesen. Nun sucht der Leuchtturm von David Klopp einen neuen Heimathafen. Interessenten mit einer kreativen Idee können sich für das fünf Meter hohe Kunstprojekt bewerben.
Zwischen Fachwerk und Spätgotik hat der weiß-rot gestreifte Leuchtturm seinen ersten, aufsehenerregenden Auftritt gehabt. Unmittelbar vor der altehrwürdigen Stadtkirche in Schorndorf war er platziert worden, um jung und alt zum Nachdenken anzuregen, dass sie ihre eigenen Positionen überdenken.
Der Land-Art-Künstler David Klopp aus Winterbach, der bis dato vor allem durch seine Installationen für die Remstal-Gartenschau 2019 aufgefallen war, hatte sich im Jahr 2020 an das auch für ihn ungewöhnliche Projekt gemacht – nachdem er von Akteuren in Schorndorf angefragt worden war, ob er sich etwas für deren Aktionswochen zum Thema Seenot und Flucht einfallen lassen könne. Bei der selbstgestellten Frage, „Was symbolisiert eine sichere Küste?“ fiel ihm spontan der Leuchtturm ein.
Leuchtturm-Fenster beleuchten unterschiedliche Fragen
Das fünf Meter hohe Kunstwerk ist aber mehr als eine Landmarke. Es ist auch eine Kommunikationsplattform. Denn an den acht Seiten des Turms befinden sich runde Fenster, mit welchen Fragen beleuchtet werden können. Jeder soll mitmachen können, indem er seine Antworten auf Klebezettel aufschreibt und direkt an dem Kunstobjekt anbringt. „So füllen sich die Wände wie die Seiten eines Buches, und es entsteht ein lebendiges Meinungsbild im öffentlichen Raum, welches zum Nachdenken anregt“, erklärt Klopp seine Idee.
Die hat in Schorndorf bestens funktioniert, und auch ein Jahr später in Gerlingen (Kreis Ludwigsburg) hat der Leuchtturm Gesprächsstoff über Flucht und Migration geliefert. Seither aber ist der Turm eingemottet und lagert bei dem Weinstädter Metallkünstler Albrecht Rühle, der Klopp wie auch der Winterbacher Schreiner Wolfgang Schmid bei der Fertigung unterstützt hat.
Einerseits sieht sich Klopp, der in der Zwischenzeit seinen eigenen Horizont aber auch die Landschaft mit Land-Art-Projekten auf Reisen durch Italien bereichert hat, in der Pflicht, den Lagerplatz seines Künstlerkollegen Rühle wieder freizuräumen. Andererseits wünscht er sich auch, dass der Leuchtturm möglichst bald wieder leuchtet. Deshalb habe er sich entschlossen – wie schon in der Land-Art gewohnt – von seinem besonderen Projekt loszulassen und es einer neuen Bestimmung zu übergeben.
Universell einsetzbare Kommunikationsplattform
Am liebsten wäre Klopp, wenn das Werk weiter als Plattform für einen gesellschaftlichen Diskurs eingesetzt würde. „Der Leuchtturm ist universell einsetzbar für jedwedes Frage-und-Antwort-Spiel. Es wäre schön, wenn er für eine gesellschaftlich relevante Debatte genutzt würde“, sagt Klopp. Seine ursprüngliche Verwendung sei ja aktueller denn je. Aber auch eine neue Wirkungsstätte als Kontaktsäule oder Kulisse in einem Theater schließt er nicht aus. Für manches würde er die Holz-Metall-Konstruktion mit Signalwirkung hingegen nicht hergeben: „Auf einem AfD-Parteitag etwa wird der Leuchtturm ganz sicher nicht stehen.“
Zum Kauf steht das Kunstobjekt, das sich in acht Einzelteile zerlegen lässt, nicht. Wer es kostenfrei haben möchte, sollte sich mit einer Projektidee bewerben. Interessenten können sich noch bis zum 23. September bei dem Künstler melden – am besten per E-Mail an david@kloppmail.de.
David Klopp will in diesen Herbst noch einmal zu einer Art-and-Travel-Tour aufbrechen. Ein konkretes künstlerisches Projekt hat der Diplom-Designer aber noch nicht im Sinn. Doch es wird ganz sicher wieder etwas Ungewöhnliches werden.
Weitere Informationen auch unter: www.davidklopp.de/werke/leuchtturm