Werk von Gego im Kunstmuseum Stuttgart Foto: Kunstmuseum

„Die Ideen, die wir haben, sind nur ­gemeinsam realisierbar“, sagt Kai Bierich, Partner im Büro Wulf-Architekten Stuttgart im Kunstmuseum Stuttgart. Zu diskutieren war die Frage: „Where’s the difference? Architekten. Designer. Künstler“.

Stuttgart - Viel Widerstand gab es, als auf dem fruchtbaren Filderboden die Neue Messe Stuttgart gebaut werden sollte. 15 Jahre später ist die Messe selbst bei den meisten Kritikern akzeptiert.

Der Sieger des Architekturwettbewerbs warb seinerzeit mit dem „schwingenden Dach“, einem Entwurf, der Architekten, Tragwerksplaner, Energetiker und Designer zusammenführte und der seiner optischen Bodenferne wegen eine semantisch positiv besetzte Botschaft an die enteigneten Bauern hatte.

„Die Ideen, die wir haben, sind nur gemeinsam realisierbar“, sagt Kai Bierich, Partner im Büro Wulf-Architekten Stuttgart am Freitagabend im Kunstmuseum Stuttgart. Zu diskutieren war auf Einladung des Vereins zur Förderung von Architektur, Engineerung und Design in Stuttgart (aed) und dem Kunstmuseum die Frage: „Where’s the difference? Architekten. Designer. Künstler“.

Begriffe wie Arti del Disegno und Bauhaus – auch wenn sie durch Jahrhunderte getrennt sind – stehen seit der Renaissance für Grenzüberschreitungen bei den Künsten, macht Architekt Bierich deutlich. Und der Stuttgarter Galerist Klaus Gerrit Friese konkretisiert: „Immer wieder deuteten utopische Entwürfe wie der Tatlin-Turm, eine spiralförmig gewundene Stahlkonstruktion, oder auch der Merzbau, eine grottenartige Collagenskulptur von Kurt Schwitters, auch auf utopische Lebensentwürfe.“

Tatlins (1885–1953) Turm und Schwitters (1887–1948) dadaistische Architekturikone fanden in ihrer Zeit weder politische noch finanzielle Akzeptanz für eine Realisierung.

„Es gibt auch in der Gegenwart keine positive Verbindung von Kunst und Politik“, sagt Klaus Gerrit Friese. „Frau Merkel ist nicht vorstellbar neben Gregor Schneider“, so der Galerist – ein Moment der Heiterkeit in einer ernsten Diskussion. Der 1969 geborene Gregor Schneider definiert sich mit seiner Kunst durch gebaute Räume und bekam für sein „Totes Haus u r“ 2001 auf der Biennale in Venedig den Goldenen Löwen.

Wer aber entscheidet dann über den gestalteten öffentlichen Raum, an dem sich Architekten, Designer und Künstler zu beteiligen hätten? Diese Frage geht an den Designer Tom Schönherr, als Lenker des Stuttgarter Büros Phoenix Design unter anderem Gestaltvordenker für die Unternehmen Loewe und Hans Grohe. Und Schönherr sieht gerade in der Durchmöblierung des öffentlichen Raums ein Problem. „Vieles“, sagt er, „ist zu auffällig und zu laut in Formen und Farben.“

Schönherr aber schaut gern in die Zukunft. Gelebt und gearbeitet werde, glaubt er, künftig vorwiegend in puristischen Gebäuden, deren Technik durch intelligente, einfach zu bedienende, schön gestaltete Elektronik zu steuern sei. „Design for all“ nennt es der Stuttgarter Designer und denkt dabei auch an Menschen mit Einschränkungen. „Die Elektronik ist es, die Architekten, Designer und Künstler zusammenbringt“, ist sich Tom Schönherr denn auch sicher.