Das Minenspiel der Menschen bleibt in der „Streetview“-Reihe verborgen. Foto: Horst Rudel

Werner Fohrer zeigt in der städtischen Galerie Bilder im Spannungsfeld von Realismus und Verfremdung.

Wendlingen - Gestochen scharf sind die großformatigen Porträts von Männern und Frauen, die im Obergeschoss der städtischen Galerie Wendlingen derzeit ausgestellt sind. Der Esslinger Maler Werner Fohrer hat Augenfältchen, Haare, und Make-up mit fotografischer Exaktheit auf die Leinwand gebracht.

Großporträts von fotografischer Schärfe

Neben diesen hyperrealistischen Großporträts nehmen bei der Ausstellung mit dem Titel „Ausnahmezustand“ aktuelle Arbeiten aus Werner Fohrers Streetview-Reihe breiten Raum ein. Die Vorlage für die künstlerische Verarbeitung lieferte dabei der Streetview-Dienst von Google Maps. Es sind Straßenszenen in Amsterdam, London, Paris, Brüssel oder Jekaterinburg dargestellt. Menschen hasten durch Straßen, sitzen in Cafés oder ruhen sich einfach nur aus.

Werner Fohrer malt detailliert – Stühle und Tische, menschliche Körper, Kleidung und Schmuckaccessoires sind deutlich erkennbar. Eine Besonderheit jedoch ist kennzeichnend und bildet sozusagen ein Markenzeichen bei Fohrers Streetview-Bildern. Die Gesichter der Menschen sind bis zur Unkenntlichkeit verwischt, die Protagonisten verharren so in der Anonymität, und es ist unklar welche Emotionen es gibt und welche Interaktionen sich zwischen den gesichtslosen Frauen und Männern abspielen. Mit dieser Unschärfe arbeitet der neorealistische Maler auch bei den Bildern von Leichtathleten, die im Treppenaufgang der Wendlinger Galerie platziert sind. Dem Sprinter Usain Bolt etwa verleiht Werner Fohrer durch seine Maltechnik die für den Hochleistungssportler charakteristische Dynamik.

Brückenschlag zwischen Bildender Kunst und Pop

Bei einigen Prominenten-Porträts greift der 70-Jährige ebenfalls zum Mittel der Verfremdung. Filmstars wie Brad Pitt, Leonardo di Caprio, Sean Penn oder John Malkovich bleiben jedoch eindeutig identifizierbar, wenngleich sie sich hier visuell in einem Ausnahmezustand befinden. Die Leinwandhelden sind indessen nicht die einzigen Künstler, die Werner Fohrer in seinem Portfolio hat.

Erst vor einer Woche ist in Mannheim in der Popakademie Baden-Württemberg die Ausstellung „Rockalive“ mit Werken von Werner Fohrer zu Ende gegangen. Der musikbegeisterte Bildende Künstler zeigte 14 farbenfrohe Kunstwerke mit dem Konterfei von Musikern der Genres Pop und Rock. Von ihm porträtierte Musiker gestaltete Werner Fohrer, der sein Atelier im Kulturpark Dettinger in Plochingen hat, nicht mit einem gestisch expressiven Malduktus, sondern er setzte sie vielmehr durch eine abbildhafte, realistische Malerei in Szene.

Zur Finissage gibt es ein Künstlergespräch

Die Ausstellung „Ausnahmezustand“ in der städtischen Galerie Wendlingen, Weberstraße 2, ist bis zum 18. März zu sehen. Zur Finissage an diesem Tage gibt es auch ein Künstlergespräch. Weiter geht es im Ausstellungsreigen des Galerievereins Wendlingen dann am 4. April mit Sibylle Möndel. Die Malerin setzt der gigantischen medialen Bilderflut heutzutage eine magische Stille entgegen.