Sympathische Freaks bevölkern Peter Gransers Fotos: Die „Bikini-Queen“ lässt den American Way of Life zur Farce werden. Foto: Horst Rudel

Peter Granser hat die USA bereist. Mit der Kamera schoss der Künstler skurrile Bilder, die jetzt in der Kreissparkasse in Nürtingen zu sehen sind. Die Ausstellung ist eine fotodokumentarische Zustandsbeschreibung eines Landes in geistiger Erstarrung.

Nürtingen - Sun City, Arizona. In dieser Stadt in der Wüste liegt das Durchschnittsalter der Bewohner bei 78 Jahren. Die „Bikini Queen“, die Peter Granser für seinen Zyklus „Sun City“ abgelichtet hat, dürfte eher noch älter sein. Sie, der sympathische Freak aus der Rentnerstadt, ist schillernder als die pinkfarbenen Flamingos in den Vorgärten der Rentnerstadt.

„Der amerikanische Traum findet anderswo statt“

Der in Stuttgart lebende und vielfach ausgezeichnete Fotokünstler zeichnet ein Bild der USA, das den amerikanischen Traum und dessen Scheitern fassbar macht. Die Helden dieser Geschichte sind sympathische Freaks und andere skurril wirkende Gestalten vor dem Hintergrund symbolträchtiger Orte. Die Ausstellung „The Signs of the Times“ ist bis zum 17. November in der Nürtinger Hauptstelle der Kreissparkasse zu sehen.

Rund 20 000 Kilometer ist Peter Granser vor zehn Jahren durch Texas gefahren. Im konservativen Kernland der USA hat er dem „Mythos Amerika“ nachgespürt. Das Ergebnis ist die Serie „Signs“. Die Bilder zeigen Tafeln, Parolen und Schilder, „die von einer besseren, reicheren, glücklicheren Welt kündeten, der amerikanischen Welt, von der Hand Gottes behütet“, erklärt der Kurator Tobias Wall in seiner Einführung. „Aber die Schilder haben am Anfang des 21. Jahrhunderts ihre Stimme verloren“, so Wall weiter. „Der amerikanische Traum findet offensichtlich anderswo statt.“

Ein Mann winkt mit der US-Flagge in die Leere der Landschaft

Nichts als inhaltsleer gewordene Zeichen und verwahrloste Wahrheiten. Tobias Wall verweist auf das letzte Foto der „Signs“-Reihe: Ein Mann steht verloren am Rande eines Canyons und winkt mit einer US-Flagge in die Leere der Landschaft. „Es sind Bilder vom Ende des amerikanischen Traums“, sagt Tobias Wall. Peter Gransers Werk bewege sich an der Grenze von dokumentarischer und künstlerischer Fotografie. Die Fotos sind Sozialstudien, die in weiten Teilen ein Land in geistiger Erstarrung zeigen. Oder, wie Andrian Kreye es in der „Süddeutschen Zeitung“ formulierte: Granser „hat die knallbunten Seiten der Vereinigten Staaten mit seinem melancholischen Blick zu sonnengebleichten Ruinen des amerikanischen Traums reduziert“.