Die Bilder von Wolfgang Dick fordern zum genauen Hinschauen heraus. Foto: Ines Rudel

In Lenningen sind Werke von Wolfgang Dick zu sehen. Vieles erschließt sich erst auf den zweiten Blick.

Lenningen - Die Mona Lisa mit einer transparenten Burka. Wer genau hinschaut, sieht, wie ihr Hände an die Brust fassen. Ein anderes Bild – aus der Serie „Choréographie catalane“ – zeigt einen blutigen Matador, vom Stier getötet im Staub der Arena. Auch diese Darstellung läuft gängigen Erwartungen zuwider. Der Künstler Wolfgang Dick, der bis zum 28. Dezember im Schlössle in Oberlenningen ausstellt, spielt mit bekannten Werken der Kunstgeschichte, verschiebt Perspektiven ebenso wie klare Täter/Opfer-Zuschreibungen und platziert traditionelle Motive humorvoll provozierend in einen zeitgenössischen Kontext.

 

Doppeldeutigkeit ist ein Markenzeichen von Wolfgang Dick

Der Ausstellungstitel „hEROeS“, aus dem englischen „he“, er, und „EROS“ zusammengesetzt, spielt an auf die Triebkräfte von Machtstreben und männlicher Geltungssucht. Gezeigt werden Bleistiftzeichnungen, Collagen und Mischtechniken aus den vergangenen fünf Jahren.

Wolfgang Dick wildert lustvoll und furchtlos in Kunst und Politik. Der amerikanische Präsident als Fake-Duck „ziert“ das Cover des amerikanischen „Vanity Fair“-Magazins, ein anderes Bild zeigt „Fritz the Cat“. Der Underground-Kater der 1960er-Jahre hebt den rechten Arm und entblößt die Zähne – überschattet von einem Hitlerbärtchen. Der verfremdete Kater und die Ikone der Kunstgeschichte – sie sind nur zwei Beispiele dafür, wie Wolfgang Dick Sehgewohnheiten auf experimentelle und feinsinnige Art hinterfragt. Inhalte und Arbeitstechniken des in Dettingen lebenden Künstlers fordern zum genauen Betrachten heraus. Häufig wird erst auf den zweiten Blick deutlich, was sich hinter den Bildern verbirgt. Die Doppeldeutigkeit ist geradezu ein Markenzeichen des gebürtigen Kirchheimers.

Der Künstler ist ein Mahner und Erinnerer

Kritische Fragen aufwerfen, den Betrachter zum Nachdenken anregen – das ist die Intention des Künstlers, der gar nicht anders könnte, selbst wenn er wollte. Wolfgang Dick: „Manchmal würde ich einfach gerne ein schönes Bild malen, aber ich bin ein Mahner und Erinnerer.“ Und das ist gut so. Zu sehen sind auch einige Objekte aus der Arbeit „Gewalt Macht Lust“, die schon in den 1980er-Jahren entstanden sind. Und auch hier lädt der Künstler zu einer Auseinandersetzung mit Machtbeziehungen ein.

Zuletzt war Wolfgang Dick als Kurator in Erscheinung getreten. Ausstellungen des ukrainischen Fotografen Maxim Dondyuk oder die Retrospektiven von Konrad Raum und Rudolf Schoofs lockten das kunstinteressierte Publikum in die städtische Galerie im Kirchheimer Kornhaus. Nach fünf Jahren stehen nun erstmals wieder Wolfgang Dicks eigene Werke im Fokus – endlich, möchte man nach dem Besuch der Ausstellung „hEROeS“ sagen.