Konrad Raum war ein Künstler und ein Chronist. Dieses Bild zeigt den Hafen von La Rochelle im Jahr 1971. Foto: Ines Rudel

Das Werk Konrad Raums hat neben seinem künstlerischen auch einen hohen dokumentarischen Wert. Zum 100. Geburtstag des Malers zeigt die städtische Galerie im Kirchheimer Kornhaus jetzt einen repräsentativen Querschnitt seines Schaffens.

Kirchheim - Neben Pinsel und Zeichenstift ist eine Zündapp Bella für Konrad Raum ein unverzichtbares Hilfsmittel gewesen. Mit seinem Moped fuhr der Künstler, dem die Galerie der Stadt Kirchheim jetzt im Kornhaus mit mehr als 100 Zeichnungen und Aquarellen eine große Jubiläumsausstellung widmet, nach dem Krieg durch fast ganz Deutschland. Durch seine Reisen entstand ein Vielzahl von Stadtporträts, die neben ihrer künstlerischen Qualität auch einen besonderen dokumentarischen Wert besitzen. „Er ist zu einem Merian des Wiederaufbaus geworden“, sagt Wolfgang Dick, der Kurator der Ausstellung, über Konrad Raum.

Ein weitgereister Chronist der Region

Der 1917 in Bayreuth geborene und 2008 in Kirchheim gestorbene Maler hat beispielsweise festgehalten, wie der Bereich der Teckstadt aussah, als es längst noch kein Teck- oder Nanz-Center gab. Raum wurde zu einem Chronisten der Region, Ansichten von Kirchheim sind noch heute in vielen Kirchheimer Haushalten zu finden.

Auf Motivsuche regional unterwegs, hat Raum mit Produktionsstätten auf den Fildern auch Zeugnisse der frühen Industrialisierung festgehalten. Bildnisse von Stuttgart, Mannheim, Völklingen, Worms oder Speyer sind Konrad Raum zu verdanken. Seinen Radius dehnte der Künstler weiter aus. Egal ob der Wald bei Bietigheim-Bissingen, die Provence, die Gegend um Venedig oder Mallorca: von fast allen Orten, an denen Konrad Raum sich aufhielt, bezog er Inspiration. „Seine eigentliche Heimat war lebenslang die Landschaft“, so formulierte es Wolfgang Dick vor neun Jahren in seinem Nachruf auf den in verschiedener Hinsicht universalen Künstler.

Konrad Raums Arbeiten haben eine musikalische Seite

Die Retrospektive im Kornhaus ermöglicht einen vertieften Blick auf Raums Gesamtwerk, welches durch eine enorme Bandbreite gekennzeichnet ist. Von frühen Studienblättern des bereits 1943 mit dem Dürerpreis der Stadt Nürnberg ausgezeichneten Künstlers, über naturalistische Landschaftsbilder bis, so Wolfgang Dick, „zu den frei schwingenden Linienchoreografien des ausgereiften Spätwerks“ reicht das Spektrum. Beeinflusst vom Expressionismus entstehen im Spätwerk auch abstrakte Blätter. Doch selbst in diesen Arbeiten bleibt die Landschaft als zentrale Referenz stets erkennbar.

Raums „tanzende Linien“, erklärt Wolfgang Dick, „erfüllen in ihrem schwingenden Duktus die Blätter mit Musikalität“. Diese leidenschaftliche Beschwingtheit greift ein Konzert am 1. Dezember, im Kornhaus auf. Von 19 Uhr an tritt dort Sabine Sauer mit dem Lotus String Quartet auf. Mit Stücken von Mozart, Dutilleux und Schumann erwartet die Besucher ein „synästhetischer Leckerbissen“, macht der Kurator Appetit auf den Abend.

Dialog zwischen Musik und Bildender Kunst

Künstler
Konrad Raum studierte an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ sich der gebürtige Bayreuther mit seiner Familie in Kirchheim nieder.

Konzert
Das Konzert „Linie, Bewegung, Ausdruck“ am Freitag, 1. Dezember, im Kornhaus spannt den Bogen von der Musik zur Bildenden Kunst. Der Beginn ist um 19 Uhr, der Eintritt ist frei.

Dauer
Die Schau „Choreographie der Landschaft – 100 Jahre Konrad Raum“ im Kornhaus dauert bis zum 7. Januar.