Die Künstlerin Angelika Schäfer hat sich mit einem eigenen Atelier am Esslinger Ottilienplatz einen Traum erfüllt. Foto:  

Nach vielen Jahren in den USA setzt Angelika Schäfer in ihrem Esslinger Atelier „Angelika Paints“ auf witzige Kursideen und pfiffige Events, um Menschen zu kreativem Tun zu ermuntern.

Mit jahrelanger Erfahrung als Künstlerin, Dozentin und Lehrerin, mit großer Neugier auf ihr Gegenüber, mit jeder Menge Energie, einem strahlenden Lächeln und einem bunten Strauß an Ideen – so hat Angelika Schäfer ihr Atelier am Esslinger Ottilienplatz eröffnet. Es soll „ein Ort für Geschichten in Farbe und für Gefühle zwischen Melancholie und Lebensfreude“ sein, und es gibt dort Workshops, Malkurse, Kunst-Events und Ausstellungen.

 

Unter dem Pseudonym „Angelika Paints“ – Angelika malt – hat Angelika Schäfer, die 20 Jahre in den USA gelebt und gearbeitet hat, sich damit einen Traum erfüllt: Es ist ihre große Leidenschaft, Menschen niederschwellig mit Kunst bekannt zu machen, sie zu eigenem kreativen Tun zu ermuntern und sie miteinander in Kontakt zu bringen.

„Das Auge ist so individuell wie ein Fingerabdruck, und es zeigt sehr authentische Emotionen“, stellt Angelika Schäfer fest. Foto: Gaby Weiß

Pfiffig und fantasievoll sind die Konzepte, mit denen Angelika Schäfer in ihrem Atelier fürs Zeichnen, Malen und die Arbeit mit Ton begeistern möchte: In diesem Monat hat sie einen „Ink-tober“ initiiert, aus „ink“ für Tinte und „tober“ wie Oktober: „Das ist in den USA auf Instagram ein echter Hype: Jeden Tag gibt es eine neue Tusche-Zeichen-Idee samt Instruktionen, wie man kreativ sein kann“, erklärt sie.

„Sip and Paint“, Nippen und Malen, heißt eine ihrer Veranstaltungen. Hier kann man bei einem guten Schlückchen und viel guter Laune in entspannter Gesellschaft malen. Das gibt es auch in einer Kaffee-und-Kuchen-Version mit Selbstgebackenem und an Weihnachten mit Punsch und Glühwein. „Als Geburtstagsfest, als Teamveranstaltung einer Firma oder als Junggesellinnenabschied ist das ein echtes Gemeinschaftserlebnis“, schwärmt Angelika Schäfer.

In dem Kurs „Colourful English“ wird beim Malen Englisch gesprochen, im „Kunst-Imbiss“ servierte sie jüngst gemeinsam mit der Esslinger Künstlerin Heidi Graf kreative Appetithäppchen, und beim „Kunst-Snack“ kann man von einer kleinen Menükarte einzelne Posten ordern: Eine Tasse töpfern, ein Bild malen, unterschiedliche Techniken ausprobieren.

Auch töpfern kann man bei Angelika Schäfer. Foto: dpa/Boris Roessler

Angelika Schäfer, die an der Kunstschule in Filderstadt gearbeitet hat und Kunst-Projekte an der Esslinger Katharinenschule betreut, steht den Teilnehmerinnen und Teilnehmern dabei mit ihrer ganzen Erfahrung zur Seite, gibt Impulse, erklärt Materialien, Handwerkszeug und Techniken, demonstriert und ermuntert. Große Tische stehen ebenso bereit wie Pinsel, Farben und Malgründe. Wobei sie seit der Pandemie beobachtet, dass sich Menschen immer weniger verpflichten möchten: „Die Leute wollen keinen Kurs, der einen ganzen Nachmittag dauert. Die wenigsten wollen jeden Donnerstag um vier Uhr etwas vorhaben. Aber eine halbe Stunde hier etwas machen und das Bild gleich mitnehmen, das passt.“

Größer als 15 Personen sollten die Gruppen nicht werden: „Sonst wird das zu unübersichtlich. Dann kann ich mich nicht mehr jedem Einzelnen widmen.“ Wer mag, darf sich an Vorlagen orientieren, wer mutig ist, arbeitet frei drauflos. Alle sollten, so Angelika Schäfer, ihre Persönlichkeit und ihre Gedanken einbringen. In Zeiten, in denen man digital mit hyper-perfekten, KI-generierten Bildern überflutet wird, sei es besonders schön zu sehen, wenn Menschen selbst kreativ werden: „Sie sind stolz und zufrieden und fröhlich.“

Ihre Impulse erhält sie von außen

Schäfers eigene künstlerische Arbeiten, die im Atelier zu sehen sind, beginnen immer mit einer Geschichte, wie sie erklärt: „Diese visuellen Geschichten durchlaufen Veränderungen und nehmen oft unerwartete Wendungen, bis ich mich entscheide, sie zu beenden und eine neue Geschichte zu beginnen.“ Impulse und Anregungen erhält sie immer von außen: „Man erlebt so Unterschiedliches, man wird beeinflusst durch verschiedene Dinge, Erlebnisse, Menschen – sie wollen aus mir raus.“ Sie malt mit Öl auf Leinwand, experimentiert und skizziert mit Aquarellfarben „Melodien zu einem Thema“, und sie arbeitet mit Ton.

Eine ihrer Spezialitäten sind gemalte Augenporträts, die den Blick des Betrachters magisch anziehen. „Das Auge ist so individuell wie ein Fingerabdruck, und es zeigt sehr authentische Emotionen“, hat sie festgestellt. Sehr häufig ist auch die Natur Ausgangspunkt von Schäfers Arbeiten: „Wir leben mit, in und von der Natur. Wir dürfen sie nicht immer mehr dominieren oder sogar zerstören. Wir müssen die Natur ehren“, betont sie.

Sie presst Blätter von ihrem Feigenbaum oder aus den Esslinger Weinbergen in Tonkacheln, sie mischt Federn und Blüten in ihre Farben, sie zeichnet Baumrinden, sie malt – im Stile des amerikanischen Pop-Artisten Wayne Thiebaud – Gemüse. Sie entwirft apokalyptische Szenarien von Paralleluniversen unter zerstörten Ländern, surreale Szenarien vom träumenden Ferkel und fast abstrakte Farblandschaften. Dabei lohnt sich das genaue Hinschauen, denn Angelika Schäfers Arbeiten sind häufig doppelsinnig, hintergründig und schillernd rätselhaft.

Aus den USA nach Esslingen

Die Künstlerin
Angelika Schäfer ist in Berlin aufgewachsen, hat in den USA Kunst studiert und mehr als 20 Jahre dort gelebt. Seit 2020 ist sie zurück in Deutschland, seit 2022 lebt sie in Esslingen. „Malen ist für mich ein Weg, in fantasievolle Geschichten einzutauchen und ein visuelles Tagebuch meines Lebens zu führen“, sagt sie.

Kinderkurse
„Kinder sind unsere Zukunft. Jeder sollte Zugang zu Kunst haben, selbst schöpferisch tätig sein und sich ausdrücken dürfen. Bei mir gibt es ja keine Zensuren, die oft frustrieren“, erklärt die Künstlerin.

Engagement
Mit ihrer Klasse an einer US-Highschool hat Angelika Schäfer Tonschüsseln geformt und verkauft. Der Erlös ging an die örtliche Suppenküche. „So etwas könnte ich mir hier auch vorstellen, auch hier gibt es viele Bedürftige.“ Gerne würde sie ihr Atelier ab und zu auch für Menschen mit kleinem Geldbeutel öffnen: „Für eine Auszeit vom Trubel da draußen. Aber dafür brauche ich Unterstützung, Förderung und Sponsoren.“ Nähere Informationen unter www.angelikapaints.com