Zu einer langen Kulturnacht gehört selbstredend auch die Bühnenkunst. Foto: factum/Weise

Bei der den Nachbarstädten gemeinsamen langen Nacht der Museen ist zwangsläufig die Vielfalt das Konzept.

Sindelfingen/Böblingen - Das Partyprogramm steht beispielhaft für die gesamte Veranstaltung. Der DJ plant, Jimi Hendrix’ „Hey Joe“ und Heintjes „Mama“ nacheinander auf den Plattenteller zu legen. Abzuwarten bleibt, wann welcher Teil des Publikums in die Flucht geschlagen wird, aber wenn 17 Ausstellungsorte gemeinsam zu einer langen Nacht der Museen laden, ist zwangsläufig die Vielfalt das Konzept. Die merkwürdige Musikauswahl ist bestimmt von der Schau der städtischen Galerie in Böblingen, einer jener Orte. Die Ausstellung ist dem Zusammenprall der Weltanschauungen im Jahr 1968 gewidmet.

Der 17. November wird das Datum für die 17. gemeinsame Museumsnacht der Städte Sindelfingen und Böblingen sein. Dass dazu 17 Kunst- und Kulturorte ihre Pforten öffnen, ist zwar Zufall, macht sich aber gut auf den Werbeplakaten. Ansonsten unterscheidet sich der Kulturabend nur in Nuancen von vergangenen Auflagen, und wie stets erwarten die Veranstalter um die 5000 Schaulustige. Der auffälligste Unterschied ist eine Annehmlichkeit. Der Bus, der die Veranstaltungsorte anpendelt, wird halbstündlich fahren statt stündlich.

Das Kunstwerk Mensch sitzt im schwarzen Kasten

Künstlerisch – oder kulturell – wird der Zusammenprall nicht minder heftig sein als der im Jahre ´68. Als Beispiel für die Gegenpole des Abends mögen die Aktionen „Black Box“ und „Wir sind anders“ dienen. Vor der Sindelfinger Stadtbibliothek werden schwarze Kästen aufgestellt. Erdacht wurden sie als Protest gegen fehlenden Raum für Künstler in Esslingen, auf dass jeder in ihnen seine Vorstellung von Kunst verwirklichen könne. Die von Annerose Wald ist zumindest für diesen Abend eher schlicht. Sie will sich in eine der Kisten setzen, um zu veranschaulichen, dass jeder Mensch ein Kunstwerk in sich ist.

Zeitgleich servieren in Böblingen junge Metzgerinnen Fleischiges und versuchen, Kalender zu verkaufen. Mit Fotos von sich selbst wollen die Damen für ihr Handwerk werben, eben unter dem Schlagwort „Wir sind anders“. Was sich vielfältig interpretieren lässt. Die Bilder sind gelegentlich untermalt von Slogans für die Nachwuchswerbung. Dieser hier zum Beispiel: „Bist Du gestört und geil? Dann werde Metzger!“ Dazu zückt eine Blondine ein armlanges Schlachterbeil für den Fotografen.

Der allergrößte Teil des Programms ist selbstredend eher dem gewidmet, was landläufig unter Bildender und musealer Kunst verstanden wird: Malerei, Bildhauerei, Material- und Lichtinstallationen, Performances. Die Vielfalt offenbart sich schon anhand des Neulings in der Teilnehmerliste: Allein in der Zehntscheune Dagersheim stellen 20 Kunstschaffende aus. Dass zu einer langen Nacht auch die unterhaltende Bühnenkunst gehört, sei es die schauspielerische oder die musikalische, dürfte sich ebenfalls von selbst verstehen.

Die Veranstaltungsorte und Stichworte zu ihrem Programm sind im Internet auf den Seiten der beiden Städte zu finden, allerdings nicht ganz einfach. Sindelfingen kündigt die Kulturnacht in seiner Neuigkeitenspalte an. Auf der Böblinger Homepage ist die Suche im Veranstaltungskalender der kürzeste Weg zur Broschüre.