Bushaltestellen mal anders: Dominik Stelzner hat die Stopps in Hemmingen in der Schwieberdinger Straße und der Münchinger Straße verschönert. Foto: Simon Granville

Dominik Stelzner geht gern auch ungewöhnliche Wege, um als Künstler Aufmerksamkeit zu bekommen. In seinem Heimatort Hemmingen rennt der 36-Jährige offene Türen ein.

Er tut es schon wieder. Die Idee, seine „Freiluftgalerie am Zaun“ zu erweitern, hatte der Hemminger Künstler Dominik Stelzner kurz vor Weihnachten bei einem Spaziergang durch den Ort. Warum nicht mehr von seiner Kunst im öffentlichen Raum zeigen, nachdem bereits immer drei Bilder als Drucke auf Acrylglas an den Holzlatten entlang des Gehwegs vor seiner Haustür in der Hochdorfer Straße hängen? Zumal ihn die Milchglasscheiben der Bushaltestellen an Galeriestellwände erinnern. Also kontaktierte Dominik Stelzner die Gemeindeverwaltung – die ihm erlaubte, an drei Busstopps in der Münchinger und der Schwieberdinger Straße seine Kunst zu präsentieren. Die Bushäuschen sind nun seit knapp zwei Wochen mit Schaufensterfolien beklebt, auf denen die Werke in Originalgröße abgebildet sind.

 

„Mehr Farbe im Alltag tut gut. Das gibt den Leuten ein gutes Gefühl“, stellt der 36-Jährige fest. Er erhalte „durchweg positive Resonanz“. Freilich präsentiert Dominik Stelzner seine Werke nicht uneigennützig. Er hat sich im Jahr 2019 als freischaffender Künstler selbstständig gemacht und will noch bekannter werden. An den Bushaltestellen warten nicht nur Fahrgäste, sondern kommen auch viele Autos vorbei – deren Fahrer sich schon mal hinter dem Bus gedulden müssen, während die Leute ein- und aussteigen. Dominik Stelzner lacht. „Vielleicht ärgern sich manche jetzt ein bisschen weniger übers Warten.“

Seine Bekanntheit steigt

Dominik Stelzner jedenfalls freut sich über die Aufmerksamkeit, die ihm seine Aktion bringt. Überhaupt wird er als Künstler zunehmend erfolgreicher. „Die Kurve zeigt nach oben“, berichtet er von „immer mehr Interessenten und Verkäufen“. Die Ausstellung in Rutesheim bis Anfang April habe ihm obendrein eine Auftragsarbeit beschert. Wichtig sei, die Fühler auszustrecken, sich anzubieten. Dieses Jahr ist Dominik Stelzner in einer Galerie im Sauerland vertreten. In Ludwigsburg wird er in einem Friseur Bilder ausstellen, bei der Hemminger Kulturnacht im September ist er auch dabei. Die nächste größere Schau ist für Februar 2026 geplant. „Die Kunst wird immer lukrativer, sodass ich auch Projekte umsetzen kann“, sagt Dominik Stelzner. Wie die in Hemmingen. Das Bushaltestellen-Projekt kostete ihn rund 400 Euro.

Die Kunst im öffentlichen Raum versüßt Fahrgästen die Wartezeit. Foto: Simon Granville

Der Grafikdesigner, der auch ein Diplom als Digital Artist in 3D-Visualisierung hat, nennt seine Kunstform Digital Fusion Art. Es ist ein Mix aus digital und traditionell, oft entstanden mithilfe Künstlicher Intelligenz, sogenannte KI-generierte Kunst oder AI-generated Art. Dabei verwandeln spezielle Computersoftwares Worte in Bilder. Das können fünf, sechs Sätze sein oder bloß ein Wort. Dominik Stelzner tippt häufig noch ein Gefühl mit ein. Unikate entstehen, indem er das Digitale mit dem Analogen vereint: Auf eine Leinwand druckt er das KI-Bild – das er zuvor mit einem Bearbeitungsprogramm perfektioniert hat – und legt dann los: Er verwendet Acrylfarben, Silber-, Gold-, Bronze- und Metallfolien, grafische Elemente, ab und zu Kohle. Struktur schafft er mit Spachtelmasse – und gelegentlich läuft er auch mal über ein Bild. Zudem arbeitet er mit metallischen Rost-Effekten. Für seine digitalen Collagen nutzt der 36-Jährige auch Fotos und 3-D-Elemente. Seine Art zu arbeiten sei eher ungewöhnlich, meint er.

Der Bürgermeister Thomas Schäfer (CDU) spricht von einer „Win-Win-Situation“. Die Haltestellen würden nun „deutlich optisch aufgewertet“. Gegen mehr Kunst im öffentlichen Raum hätte er nichts. Gleichwohl brauche sich die Gemeinde nicht verstecken, denn „wir sind gut aufgestellt“: Insbesondere Skulpturen von Roswitha Zimmerle-Walentin seien im Ortsbild sichtbar – die Magd mit Kuh an der Bibliothek, die Pieta auf dem Friedhof, die Eva und weitere Skulpturen im Schlosspark. Auch mit dem Bildhauer-Symposium 2013 habe sich die Kommune für die Kunst engagiert. „Wir sind Teil des ‚Art-Loop’, des Skulpturenradwegs des Landkreises, und wir haben mit Graffiti am Jugendhaus, an einer Garage an der Strohgäuhalle, am Familienfreizeitplatz und an der Bahnunterführung auch für diese Form von Kunst etwas übrig.“